Die Namensschilder haben Pause

Der Gemeinderat von Mühlacker macht Ferien. Die Namensschilder haben Pause. Nach der letzten Sitzung gab es noch ein gemütliches Beisammensein in der Freibad-Gaststätte, auch wenn der Raum mit Hallencharakter mehr kühl denn gemütlich wirkt. Aber so ganz unterbrochen ist die Kommunalpolitik doch nicht. Schon basteln sie im Rathaus an den Terminplänen für die Zeit nach den Ferien: Am 13. September soll der Beirat des noch nicht gegründeten Vereins "Mühlacker aktiv" den neuen Citymanager auswählen - ein ganzer Nachmittag geht drauf (ehrenamtlich natürlich, wie denn sonst). Muss das gleich am ersten Tag nach Ferienende sein? Inzwischen hat sich außer der Reihe der OB gemeldet mit einer Mail an die Fraktionsvorsitzenden wegen eines Einzelfalls aus dem Zuständigkeitsbereich des Bürger- und Ordnungsamtes - ein gutes Beispiel besserer Kommunikation. Ja und da ist dann noch die Telekom, die jetzt in Lienzingens Friedenstraße auf einer Seite auf eine ordentliche Distanz den Gehweg aufgraben lässt, um offenbar Telefonkabel auszutauschen - legt sie dann eigentlich auch gleich Glasfaserkabel ein? Anruf im Rathaus, der Bürgermeister will nachfassen. Und dann melden sich Bürger mit ihren Anliegen: Weshalb darf eigentlich ein Traktor nicht im Außenbereich abgestellt werden (das frage ich mich auch)? Antworten auf Gemeinderatsanfragen gehen ein - die Verwaltung bemüht sich, zeitnah zu antworten und ist doch irgendwie immer ein bisschen im Rückstand. Ein Bürger will wissen, ob die Parkplätze am Igelsbach wirklich auf Privatgelände angelegt worden sind, weil überall besitzstandsanzeigende Schilder stehen - sind sie, sagt der Bürgermeister, von der Stadt, jedoch auf Kosten der Eigentümer. Die Antwort wird gleich weiter gegeben.

In den Vorzimmern der Verwaltungsspitze wird mit halber Kraft gefahren, da muss schon mal der OB selbst Telefondienst machen. "Schneider", heißt es am anderen Ende der Leitung. Garantiert direkter Draht zum Oberbürgermeister.

Ach ja, Mühlackers Gemeinderat macht Ferien. Oder sind es nur Namensschilder, weil es keine Sitzungen gibt? Wohl eher.

Und beim Bloggen darf ich schließlich auch nicht aus der Übung kommen . . .

Mühlhäuser Tafelrunde: Wer ist Artus, wer Mordred?

Die Tafelrunde um den Billiard-Tisch im Mühlhäuser Schloss.


Die Legende von König Artus und den Rittern der Tafelrunde in Mühlhausen an der Enz neu belebt? Artus schuf um seinen Hof Camelot ein Reich des Guten. Liegt dieses nun in unserem hübschen kleinen Stadtteil? Ist das Weinbaudorf gar das Reich des Guten innerhalb von Mühlacker? Nun, im Schloss zu Mühlhausen gab es eine Tafelrunde, wie die PZ heute berichtete. Jetzt wissen wir auch, dass Neu-Schlossherr Roland Rauschmayer sich gar als Retter der Tafelrunde sieht (oder von der Berichterstatterin als solcher gesehen wird). Dabei ist das beileibe kein reines Ritter-Treffen, es fanden sich sogar Ritterinnen ein (der Emanzipation und Gleichberechtigung geschuldet). Zwei Oberbürgermeister, ein Bundestagsabgeordneter, ein Fraktionsvorsitzender im Landtag, meist in weiblicher Bekleidung. Und alles fein gekleidet, wie es zu einer Tafelrunde gehört.

All dies präsentiert uns, mit Bildergalerie auf der PZ-Internet-Seite (siehe Repro oben), die Berichterstatterin, die auch feinsinnig - im wahrsten Sinne des Wortes - jeden Schritt zum Entstehen des fünfgängigen Menues schildert: Rindertartar, Curry-Kokossuppe mit gebratener Riesengarnele, Trüffel-Tagliatelle, Kalbsrücken mit mediterranem Gemüse und eine Dessertvariation. Geplant sei ein weiteres Treffen in der Vorweihnachtszeit. Dann hole er möglicherweise auch einen Bürger aus der Umgebung hinzu, um Themen aufgreifen zu können, die die Bevölkerung bewegen, wird Rauschmayer zitiert. So ein Mensch aus dem Volk. Ein echter Mühlhäuser, der dem Schlossherrn sagen darf, was zu sagen wäre. Ei, wie fein.

Die Rückkehr des Schlossherrn. Nein, die Rettung der Tafelrunde. Aber, vorsichtig. Artus muss kämpfen. Der bösartige Mordred macht ihm den Thron streitig, Lancelot hilft Artus, doch Artus und Mordred verlieren ihr Leben, auch wenn das Reich gerettet ist. Also, wer ist nun in der Tafelrunde des Schlossherrn von Mühlhausen Artus, wer Mordred? Welcher OB oder Abgeordnete muss um sein Reich fürchten - oder ist es doch der Schlossherr, dem zugesetzt wird? Das kann eine spannende Geschichte werden, wenn sich die Tafelrunde immer wieder trifft. Die Frage ist nur, wer letztlich auf der Strecke bleibt. Schlüpft einer der Abgeordneten in die Rolle des wackren Lancelot? Rülke für Schneider, Krichbaum für Hager? Oder doch - partei-überkreuzend - Rülke für Hager (das wäre die Top-Nachricht). Oder Hager für Rauschmayer (schließlich hat der ihn im Pforzheimer OB-Wahlkampf ganz offen unterstützt). Der Varianten könnten viele entwickelt werden.

Und so staunt der Betrachter, was heutzutage Eingang in die Medien findet. Eine kleine private Runde. Der Nährwert ist (jetzt noch) gleich null. Deshalb: Einfach diese Geschichte weiter drehen. So gesehen kann noch eine ganz spannende Story daraus werden. Mit Mühlhausen als Kulisse, das Schloss stilgerecht als Schauplatz. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Landrat in dieser Seifenoper.


Das globale Thema: Fußball

Auf dem Weg zu Fußball total

Passt doch farblich ganz genau: Schwarz, rot, grün und gelb. Die politischen Farben im Landtag von Baden-Württemberg. Ein Bild, entstanden auf dem Weg zur neuen Landesausstellung im Kunstgebäude am Stuttgarter Schlossplatz. "Gefühle, wo man schwer beschreiben kann" (Zitat Jürgen Klinsmann). Das globale Thema: Fußball. Und Politik sucht bekanntlich die Nähe zum Volkssport Nummer eins.

Manche mögen die Balltreter-Schau des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg als langweilig empfinden, informativ ist sie auf jeden Fall. Der Besucher muss sich einlassen auf die Texte in der riesigen Rundvitrine. Das bereitet allerdings vor allem Kindern viele Probleme, aber sie können ja als Ausgleich Tipp-Kicker bemalen (Stückpreis: zwei Euro), Tischkipper spielen, sich als Sportreporter am SWR-Platz versuchen und/oder auf dem Soccer-Court bolzen. Was generationsübergreifend begeistert sind der FIFA-Pokal, Erstabguss aus dem Besitz des Stuttgarter Unternehmers Rolf Deyhle, einziges Exponat im Kuppelsaal als Mittelpunkt eines runden roten Teppichs, sowie der Nationalmannschaftsbus für Südafrika vor dem Gebäude.

Bis 11. Juli: Die Geschichte des Fußball in Südwestdeutschland. Ein interessantes Stück Landeshistorie. Es war der Badener Emil Walter von Germania Brötzingen in Pforzheim, der der erste deutsche Fußball-Legionär in Spanien war und für den FC Barcelona spielte. Da ist aber auch die Geschichte von Sepp Herberger, dessen Baupläne für sein Haus in Hohensachsen zu sehen sind, garniert mit Amateurfotos von seinem Familienheim: Herberger, der 1954 die deutsche Nationalmannschaft in Bern zur Weltmeisterschaft führte, der aber schon Trainer der Reichsnationalelf unter den Nazis war. Und da ist der 6. Oktober 1968, als der vom Deutschen Fußballbund noch nicht zugelassene Frauenfußball doch stattfand: bei einem Benefizspiel zwischen dem TSV Affalterbach und dem FSV Weiler zum Stein auf dem alten Sportplatz am Lemberg in Affalterbach (Kreis Ludwigsburg) - Schiedsrichter war der Pfarrer von Affalterbach. Zurück ins Jahr 1909: Karlsruhe - ein Verläufer des heutigen KSC - spielte in Breslau gegen Viktoria Berlin, siegte mit 4 gegen 2 Tore und war deutscher Meister; in einer Zeit ohne Radio und Fernsehen teilte der Spielführer voller Stolz das Resultat per Telegramm dem heimischen Stadtrat mit.

Es sind so viele Geschichten dieser Fußball-Geschichte, die die Ausstellung interessant machen. Noch eine davon aus dem Internet-Blog zur Ausstelllung: Als Ausstellungsleiterin Paula Lutum-Lenger an diesem Nachmittag aus Stuttgart-Botnang zurückkehrt, hat sie ein Bäckertüte dabei. Das Wissenschaftler-Team, das mit Hochdruck die letzten Vitrinen-Texte für die Fußballausstellung schreibt, freut sich schon: Lecker, jetzt gibt’s Kuchen. Weit gefehlt: In der Tüte ist ein Trikot, und zwar das mit der Nummer 18. Jürgen Klinsmann trug es, als die deutsche Nationalmannschaft 1996 die Europameisterschaft gewann und der Stürmer danach glücklich sprach: Das sind “Gefühle, wo man schwer beschreiben kann”.

Es gäbe noch vieles zu schreiben. Doch besser ist: anschauen! Lohnt sich, meine ich. Auch wenn der Titel zeigt, wie Klinsmann auf Kriegsfuß steht mit dem Genetiv. Aber sind wir Schwaben nicht alle irgendwie Klinsmann. Was den Genetiv betrifft. Zumindest.


Gesammelte Sprüche

Worte zu Weihnachten und zum Jahreswechsel gibt es derzeit zuhauf. Wer sich die Zeit nimmt, die zahlreich eintreffenden Karten zu lesen und nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, findet auch ein paar Sätze, die freundlich, nachdenklich oder zufrieden stimmen.

So diese Erkenntnis:
Es sind immer wieder nur die einfachen Dinge, die uns faszinieren und die die schönsten Geschichten erzählen


Oder ein starker Spruch von Dieter Hildebrandt:
Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen.


Und von Antoine de Saint-Exupery:
Das, worauf es ankommt, können wir nicht vorausberechnen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet.


Weitere werden folgen...

Hier:

Heinz Erhardt:
Frieden auf Erden - hoffentlich wird es einmal keinen Zaun mehr geben, von dem man einen Streit brechen kann


Curt Goetz:
Gelehrt sind wir genug. Was uns fehlt, ist Freude. Was wir brauchen, ist Hoffnung. Was uns nottut, ist Zuversicht.


Pierre Teilhard de Chardin:
Die Zukunft gehört denen, die der nachfolgenden Generation Grund zur Hoffnung geben.


Ministerin als laufstarke Abwehrspielerin

Johannes kommentierte als Nachwuchs-Fußballer: "Cool und torreich!" Das war sie wirklich, die heutige Begegnung der Fußball-Mannschaft des Landtags von Baden-Württemberg gegen die Bezirksliga-Aufsteiger-Elf des Jahres 1994 von FC Viktoria Enzberg auf dem neuen Sportplatz in Enzberg. Nach 90 Spielminuten endete die Begegnung 6:3 (Halbzeit 3:2) für die Politik (und ihre Helfer von der Landtagsverwaltung und dem Kieselbronner Rathaus). Der Fraktionschef der CDU im Landtag, Stefan Mappus als Spielführer (Nummer 9), der das Match als Viktoria-Mitglied eingefädelt hatte, Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner (Nummer 2) als laufstarke rechte Abwehrspielerin und Attraktion auf dem Spielfeld, aber auch Regionalverbandsdirektor Dirk Büscher auf der Enzberger Seite (mit windschnittiger Frisur) und die alten Größen von Viktoria sorgten für ein lebhaftes Spiel. Allerdings vollkommen FDP- und Grünen-frei (ob es deshalb so gut klappte?).

Mehrere Hundert Menschen schauten zu, darunter auch Innenminister Heribert Rech. Und wieder gab es viel Lob für die neue Anlage, die sich im Sonnenschein besonders freundlich präsentiert. Wie die beiden Teams heute auch.

Was in Amtsstuben geschrieben wird

Da will sich die Verwaltung des Enzkreises das Behördendeutsch abgewöhnen und dann das: Die Nachricht des Tages aus den deutschen Amtsstuben. Erstaunliche Ergebnisse brachte die von Dezember 2008 bis Januar 2009 vorgenommene Umfrage des Dudenverlags: Sie richtete sich an Mitarbeiter aus dem öffentlichen Bereich und widmete sich dem Thema: "Wie wichtig ist eine korrekte Rechtschreibung in Behörden und öffentlichen Einrichtungen?". Nur rund zwei Drittel der insgesamt 581 Teilnehmer waren der Ansicht, dass eine fehlerfreie Orthografie in Gesetzestexten "wichtig" oder "sehr wichtig" sei (71,9 %). Ähnlich bewertet wurde die Frage nach einer einwandfreien Rechtschreibung in selbst verfassten Texten (64,5 %), in Dokumenten, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden (66,4 %) und in Texten, in denen öffentliche Stellen mit Bürgern kommunizieren.

Und dann noch das: Ungeachtet der eigenen nachlässigen Haltung ziehen die Mitarbeiter eine Reihe von Schlüssen aus fehlerhaften Schreiben: Vordergründig deuten sie auf einen nachlässigen Umgang mit der Sprache und fehlende Rechtschreibkenntnisse hin. Unbewusst haben die Bediensteten laut Umfrage aber noch ganz andere Assoziationen: Ein niedriges Bildungsniveau, Unzuverlässigkeit, unsaubere Arbeitsweise und Unprofessionalität sind einige Eigenschaften, die dem Absender zugeschrieben werden.




Politik ganz spielerisch oder Das Zeug zum Staatschef?

Politik als Spiel. Hier gibt es eine Übersicht. Der Tipp dazu kommt aus dem hohen Norden. Das Geschenk nicht nur für hoffnungsvolle Nachwuchstalente. Sozusagen als Realitätstest.

Zum Beispiel:

Absolute Mehrheit oder vom Volk aus dem Amt gejagt werden? Im "Politik Simulator" des französischen Teams Eversim kann jeder Spieler selbst herausfinden, ob er das Zeug zum erfolgreichen Staatschef hat. Getestet von der Süddeutschen.