Irritiert hat mich's schon, als ich die Überschrift las. Erlenbach-Center: Eröffnung im September. Nein, beim genaueren Hinschauen löst sich das Rätsel auf: Das Center steht in
Erbach und wurde schon 2013 gebaut. Der Investor: die Drogeriemarkt-Kette Müller. Irgendwie gibt es doch Parallelen zu Mühlacker. Da planen sie auch ein Erlenbach-Center (muss eine vielfältig verwendbare Bezeichnung sein), Ankermieter - nicht Investor! - ist selbige Drogeriemark-Kette Müller. Aber wer durchs Internet surft, findet auch sonst Überraschendes: unter
www.neueroeffnungen.info steht, das Erlenbach-Center in, ja in Mühlacker werde 2018 eröffnet. Zitat: "Bis zum Jahr 2018 soll in Mühlackers Stadtmitte ein brandneues Einkaufszentrum entstehen. Das Projekt trägt den Arbeitstitel Erlenbach-Center und soll im Bereich des Mühlehofes realisiert werden. Bieten soll es eine gut gelungene Mischung aus Einzelhandel, Büro-Gewerbeflächen und Wohneinheiten. Allein 5000 Quadratmeter Fläche sollen einem Zeitungsartikel zu Folge durch den Einzelhandel genutzt werden." Alles scheint schon klar zu sein.
Dabei hatte der Gemeinderat erst
am 23. Juni 2015 mit einer Mehrheit aus den Fraktionen von CDU, LMU und FDP grünes Licht für die Pläne für ein neues Einkaufszentrum am Standort des Mühlehofs mit einer neuen Investorengruppe gegeben. Im günstigsten Fall, so die Vertreter der Investoren, könnte im Herbst 2016 abgerissen und im Frühjahr 2017 neu gebaut werden. Die
Krause-Gruppe und die
Ter Brinke Gruppe bekamen eine Kaufoption für das Mühlehof-Areal: Die Investoren wollen auf dem Höhenniveau des benachbarten Rathauses durch seine Gliederung
städtebaulich Akzente setzen. Die
Meinungen darüber gehen in der Bevölkerung auseinander. Sechs Monate habe sie Zeit, Mieter zu finden und den ins Visier genommenen Ankermieter Müller zur Unterschrift zu bewegen. Was erstaunt: Auf den Internetseite von Krause und Ter brinke findet sich kein Hinweis auf ihre Pläne in Mühlacker.
Gut, dass wir Zeitungen haben. Denn auch Stadträte sind auf sie angewiesen, um Neues zu erfahren, zum Beispiel über die Gespräche zwischen Stadtverwaltung und Investoren am vergangenen Montag. Keine Nachricht aus dem Rathaus, dafür aus der Redaktion des MT,
dann auch der PZ. "Abicht: Die Signale waren sehr gut" steht heute in der Überschrift. Im Artikel wird Bürgermeister Winfried Abicht mit der Aussage zitiert, die [Investoren] wollten ordentlich Gas geben. Im Oktober solle der Optionsvertrag zwischen Investoren und Stadt unterzeichnet werden (schön, dass der Gemeinderat den Termin auch so erfährt). Aber gemunkelt wird, Müller habe den Mietvertrag schon unterzeichnet und wolle sogar mehr Flächen. Und den Investoren werde von interessierten Unternehmen die Bude eingerannt - alle wollten in Mühlackers Innenstadt. Sie würden dort Potenzial sehen. www.neueroeffnung.info weiß jedenfalls schon: "Niederlassen wird sich genau dort unter anderem ein Müller-Warenhaus, welches allgemein Artikel aus den Bereichen Schreibwaren, Beauty, Drogerie, Parfümerie, Spielwaren, Haushalt, Bekleidung, Dekoration, und Elektrotechnik sowie Medien in seinem Sortiment führt." Die Adresse: Im Mühlehof , 75417 Mühlacker.
Das
Zentrum beleben, ist das Ziel der Entscheidung der Ratsmehrheit und die Erkenntnis, dass die Kommune keine 30 Millionen Euro für die Sanierung des Mühlehofs hat. In dem Kupfer-Koloss wird am 16. Januar 2016 Schluss sein - aus Gründen des Brandschutzes. Ob's auch zum Abriss kommt? Zu hoffen ist, dass schon vorher Klarheit besteht über das anvisierte Zentrum mit Handel und Gewerbe. Erst wenn unterschrieben ist, steht das Aus für den Mühlehof fest. Erst dann! Aber er ist wahrscheinlicher geworden als noch im Frühjahr. Und vielleicht stimmt das dann auch mit dem Jahr 2018. Fünf Jahre nach Erbach.