Wenn Kollegen von Datenraten um 400 KB/s hören

Allenthalben das gleiche Problem: Die Telekom hinkt dem Bedarf an zusätzlichen Breitbandkapazitäten meilenweit hinter her. Obwohl an dem Unternehmen der Bund beteiligt ist, wird auch die Politik mit freundlichen Absagen vertröstet. Sie lässt sich häufig auch vertrösten, statt die Interessen des Bundes als Miteigentümer mit Nachdruck durchzusetzen. Aber auch lokal kann der Druck ausgebaut werden: Wenn heute die beiden Lokalzeitungen dem neuen Citymanager von Mühlacker, Thomas Müller, je eine ganze Seite einräumen, entsteht der Eindruck, als hänge die Entwicklung der Stadt allein von dieser Position ab. Dabei ist die teilweise höchst unzureichende Versorgung unserer Stadt mit raschen Datenübertragungskapazitäten ein weitaus größeres Standortproblem. Betriebe brauchen schnelle Datenwege, auch Privatleute sind nicht mit einem lahmen Internet zufrieden - wenn die Rahmenbedingungen in anderen Kommunen besser sind, fällt die Standortentscheidung entsprechend aus. In der Ansprache des OB beim Neujahrskonzert hat mir das Thema gefehlt, obwohl er es im Wahlkampf ganz oben auf die Agenda gesetzt hatte.


Bisher stand die unzureichende Versorgung von Lienzingen sowie des alten Ortskerns von Enzberg, aber auch des Heidenwäldle im Vordergrund. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass es erhebliche Engpässe in den Übertragungsraten genauso in anderen Teilen unserer Stadt gibt, wie etwa in Mühlhausen. Mir schrieb jetzt ein Bürger aus Lomersheim, keineswegs zu meiner Überraschung: Ähnlich wie bei Ihnen in Lienzingen ist das ja auch in Lomersheim nach wie vor ein drängendes Problem. Als jemand, der in der IT-Branche arbeitet, erntet man nur mitleidiges Kopfschütteln, wenn Kollegen von Datenraten um 400KB/s hören... Auch in Dürrmenz scheine nicht überall die Sonne, kommentierte jüngst ein User auf meiner Seite. Das Problem des Standorts Mühlacker und seiner Zukunftssicherung ist weniger die kleine Gartenschau, sondern die Datenübertragungsraten im Netz. Die Themen drängen. Die Arbeitsgruppe des Gemeinderats zu diesem Thema tagt Ende Januar.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat auf den Internetseiten zukunft-breitband.de allerhand Informationen bereitgestellt. Die Lücken dokumentiert der Breitbandatlas, der die Übertragungsraten pro Sekunde für jede Gemeinde ausweist. Und das zeigt: Bei einem Megabit pro Sekunde - bei der Summierung aller Technologien, also Funk und Kabel - ist Mühlacker leidlich vertreten, aber das sichert weder schnelles Internet noch das blitzschnelle Hoch- und Herunterladen von Daten. Je höher die Ansprüche, um so schwächer die Leistungen. Nicht erst bei den in manchen Teilen des Bundesgebiets schon als normalen Standard vorhandenen 16 MBit/s - manche Betriebe brauchen längst mehr - fällt Mühlacker mit seinen Stadtteilen besonders deutlich ab. Einfach durchklicken - das verdeutlicht unsere ganze Misere und lässt die Haare zu Berge stehen.

Das Problem: Der Bund hat festgelegt, dass die Grundversorgung gesichert ist, wenn 1 MBit/s vorhanden sind. Ein Witz! Hier muss die Politik die Hürden einfach höher legen. Dazu braucht es Druck von unten. Decken Sie doch unsere Bundestagsabgeordneten mit Mails ein. Und die Telekom muss endlich handeln und darf nicht nur vertrösten. Für bis zu DSL 6000 zu kassieren, aber nur DSL 1000 zu liefern, ist eine Mogelpackung, um die sich auch Abgeordnete kümmern müssen, die in den einschlägigen Gremien sitzen (zum Beispiel im Beirat der Bundesnetzagentur).

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