Lebens(mehr)wert für alle Generationen
Jana Geiger beschäftigt sich als eine von zwölf Autorinnen mit Wohnen im Wandel - Lebensqualität im Alter, so der Titel ihres 196-seitigen Buches. Die Innenarchitektin aus Lienzingen sagt, es sei sehr wichtig, alle (Jung und Alt) in der Stadt- und Dorfentwicklung mitzudenken und mitzunehmen. Einzelbereiche zu bearbeiten, statt das Ganze im Zusammenhang zu betrachten, scheint ihr zu kurz gedacht.
Ihr Credo: Wohnen ist mehr als ein Ort – es ist Ausdruck unserer Persönlichkeit, Quelle von Sicherheit und Voraussetzung für Lebensqualität. Gerade im Alter, wenn sich Lebensumstände und Bedürfnisse verändern, spielt die Wohnsituation eine entscheidende Rolle für Wohlbefinden, Gesundheit und soziale Teilhabe.
Dieses Buch beleuchtet das Thema Wohnen im Alter aus psychologischer, biologischer, gesellschaftlicher und praktischer Perspektive – und bietet neue Impulse für eine selbstbestimmte und würdevolle Wohnzukunft. Die Gesellschaft altert. Wohnen im Alter wird dadurch zunehmend ein wichtiges Thema.
Ihre Kernbotschaft lautet: Gutes Wohnen ist flexibel, sozial eingebunden und zukunftsorientiert – unabhängig vom Alter. In ihrem Beitrag Jung & Alt – zusammen mit Stefanie Mathis geschrieben – macht Jana Geiger deutlich, wie sich die Lebensqualität mit den verschiedenen Lebensphasen verändert und wie dabei das Zuhause eine zentrale Rolle spielt.
In einer Bestandsaufnahme weist sie auf viele Wohnformen hin, die eher Vereinzelung als Miteinander fördern. Stadtverdichtung verdränge Spielflächen, der halböffentliche Raum werde so zur reinen Verkehrsfläche, auf der sich niemand länger als unbedingt notwendig aufhalte.
Sie bringt viele gute, begeisternde Anregungen wie generationenübergreifende Gemeinschaftsgärten oder -parks. Begegnungsorte, an denen die Alten nicht nur unter sich sind und die Jungen nicht nur ihresgleichen suchen. Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind groß zu ziehen, heißt es in einem afrikanischen Sprichwort.
Flexibilität als Leitprinzip: Geiger plädiert für Räume, die sich anpassen können, um den ständigen Neukauf einer neuen Umgebung zu vermeiden. Wohnzimmer sollen multifunktional nutzbar sein, Küchen zu Orten gemeinsamer Aktivitäten werden und Bäder barrierefrei bleiben. Das Ziel ist ein kontinuierliches Wachstum, angefangen von einer Wohngemeinschaft bis hin zu kompakten Wohnformen im Alter. Soziale Vernetzung als Maß für Lebensqualität: Wohnen wird zum sozialen Fixpunkt. Gemeinschaftliche Nutzflächen, Mehrgenerationenhäuser und Nachbarschaftstreffs fördern das Gemeinschaftsgefühl und das Sicherheitsgefühl. Der Zugang zu sozialen Kontakten ist oft genauso wichtig wie der Zugang zu physischen Annehmlichkeiten. Räume, die Begegnungen erleichtern, stärken das Wohlbefinden über Generationen hinweg.
Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden: Sicherheit umfasst mehr als nur den Schutz vor Einbrüchen. Barrierefreiheit, gute Beleuchtung, klare Orientierung und gesunde Materialien spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Expertin betont die Bedeutung einer sanften, aber stabilen Umgebung, die die verschiedenen Lebensphasen begleitet. Bewegungsfreiheit, gute Belüftung und eine geringe Lärmexposition tragen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden bei.
Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung: Nachhaltigkeit beinhaltet auch die Planung über Generationen hinweg. Ökologische Materialien, effiziente Systeme und kurze Wege sind Teil dieses Ansatzes. Junge Erwachsene suchen bezahlbare und flexible Rahmenbedingungen, während ältere Menschen Wert auf Wartungsarmut und Sicherheit legen. Architekturen und Planungen sollten die Anpassbarkeit als Standard verstehen, um individuelle Lebensentwürfe und Gemeinschaften gleichermaßen zu stärken.
Finanzielle Dimensionen: Lebensqualität ist eng mit finanzieller Belastbarkeit verbunden. Modelle wie gemeinschaftliche Nutzflächen, Mietstützen und barrierefreie Förderprogramme mildern finanzielle Belastungen und gewährleisten die Teilhabe über Generationen hinweg.
Fazit: Lebens(mehr)wert für alle Generationen. Gemeinschaftlich statt gegeneinander: Jung & Alt zeigt, dass Lebensqualität dynamisch ist. Wer an flexibles, barrierefreies, sozial integriertes und ökologisches Wohnen denkt, schafft Räume, von denen alle Generationen profitieren können. Die Zukunft des Wohnens liegt in hybriden Formen, die Vielfalt respektieren und die Gemeinschaft stärken.
Jana Geiger restaurierte zusammen mit ihrem Mann, auch Architekt, vor Jahren ein heruntergekommenesFachwerkhaus (Baujahr 1747) an der Wette in Lienzingen, das ihr inzwischen Heimat geworden ist. Es wurde zum Schmuckstück am Rand des historischen Ortskerns. Die 47-jährige, zwei Kinder, wuchs in Rostock auf, studierte in Berlin Architektur,zog vor 22 Jahren in den Raum Stuttgart. Geiger arbeitet am Institut für Wohn- und Architekturpsychologie (IWAP), ist Gründerin der IWAP-Fachgruppe Lebensraum Kinder. Sie engagierte sich in Lienzingen bei der Betreuung der zeitweise in der Gemeindehalle untergebrachten ukrainischen Flüchtlingen, ist aktiv bei Herzenssache Lienzingen und bei der Organisation der Weihnachtsgaden. Sie lebt vor, was sie auch öffentlich vertritt. Und greift Themen zum Thema auf.
Wohnen im Wandel - Lebensqualität im Alter: Wie wir unsere Wohn- und Lebensräume gestalten können, um im Alter selbstbestimmt und zufrieden zu leben - Feldmer-Metzger, Monika; Schröder-Bauerfeind, Annelie. Softcover und Hardcover. ISBN 10: 3931641279 ISBN 13: 9783931641276. Verlag: Paschke Media, 2025. Preis: 20 Euro.


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