Also doch: Mühlackerloch liegt in Enzberg, sagt Google

Das Mühlehofloch, das in Wahrheit ein Bauplatz ist. (Foto: Günter Bächle, April 2025)

In Zeiten von Google müssen wir offenbar den größten Blödsinn ernst nehmen.  Da braucht jemand nur als Sehenswürdigkeit bei Maps Mühlehof-Loch als Sehenswürdigkeit in Mühlackers Zentrum einzutippen, schon setzt es sich in den Köpfen fest und findet sogar Eingang in die Landesschau des SWR-Fernsehens, ist der Redaktion ein Filmchen wert… Das Team dreht zwar auch in der Ziegelhöhe, Mühlackers neuem Stadt-Quartier für 1400 Menschen, doch davon kein Wort und keine Sequenz, nur das Loch an der Bundesstraße 10 gefällt. Das Gefallen am Schelmenstück bei Google übertrifft die Seriosität. Haben die von uns mit GFZ-Gebühren finanzierten Fernsehmacher des SWR sonst keine anderen, wirklich gewichtigen Themen?

Wer dann auch noch bei einem KI-Programm eingibt, schreibe mir eine Geschichte übers Mühlehof-Loch in Mühlacker, erhält eine ernsthafte Abhandlung. Dies sei ein städtebauliches Problem, das seit Jahren die Gemüter der Einwohner bewege. Es handle sich dabei um eine große Baugrube im Zentrum der Stadt, die einst Teil eines ambitionierten Bauprojekts gewesen sei, das jedoch nie vollendet worden sei.

Die Entstehung des Mühlehof-Lochs wird zeitlich in die 1970er Jahren angesiedelt. Damals habe die Stadt Mühlacker geplant, im Mühlehof ein modernes Einkaufszentrum mit zahlreichen Geschäften, Büros und Freizeiteinrichtungen zu errichten. Das Projekt sollte das Stadtbild aufwerten und neue wirtschaftliche Impulse setzen. Doch die Umsetzung des Bauvorhabens stieß auf zahlreiche Schwierigkeiten.

Wie? Was?

Und das KI-Programm legt auch noch eine Schippe drauf.  

Die Bauarbeiten begannen zunächst vielversprechend, doch bald kamen finanzielle Probleme hinzu. Die Baukosten stiegen unerwartet an, und die städtischen Mittel reichten nicht aus, um das Projekt zu vollenden. Hinzu kamen rechtliche Auseinandersetzungen und technische Probleme, die den Bau weiter verzögerten. Schließlich wurde das Projekt gestoppt, und die Baustelle blieb unvollendet zurück.

Heute stehe das Mühlehof-Loch als Mahnmal für finanzielle Fehlplanung und städtebauliche Missgeschicke.

Die große Baugrube, die mitten in der Stadt liege, sei nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern auch ein Sicherheitsrisiko. Die Stadtverwaltung suche seit Jahren nach Lösungen, um die Baugrube zu füllen und das Gelände sinnvoll zu nutzen, doch bisher seien alle Bemühungen erfolglos geblieben. In den letzten Jahren habe es verschiedene Vorschläge gegeben, wie das Mühlehof-Loch genutzt werden könnte. Einige schlagen vor, das Gelände in eine Grünfläche oder einen Park umzuwandeln, während andere eine neue Bebauung mit Wohn- und Geschäftshäusern favorisieren. Die Stadtverwaltung sei bestrebt, eine Lösung zu finden, die sowohl wirtschaftlich tragfähig ist als auch den Bedürfnissen der Bürger gerecht werde.

Bild der Frau und der Mühlehof

Der Kenner reibt sich verwundert die Augen. Ist die künstliche Intelligenz (KI) doch nicht so intelligent? Seit den 1970er Jahren ein Loch? Ein gestopptes Projekt? Dass da fast 40 Jahre lang ein kupferner Koloss mit Stadthalle und Einkaufszentrum auf dem heutigen Platz stand, scheint selbst für KI eine fast nicht realistische Nummer gewesen zu sein. Verträgt sich aber nicht mit der Realität:  2019 der Spitzhacke zum Opfer gefallen, sollte am selben Platz unmittelbar danach eine Stadthalle entstehen. Sie wäre 2025 eingeweiht worden – so jedenfalls stand es in dem 2018 vorgelegten Zeitplan. Hätte der Gemeinderat seinen einstimmig beschlossenen Terminplan umgesetzt, könnte Mühlacker jetzt den Einzug feiern und müsste sich nicht verspotten lassen. Doch stattdessen behinderten die Miesmacher im Gemeinderat mit dem Allerwelt-Totschlagsargument Wir haben kein Geld die Realisierung der eigenen Entscheidung. Sie torpedierten, ohne den Beschluss förmlich aufzuheben. Zerredet wie auch die Planung für ein Bildungszentrum im Lindach.

Diese reale Geschichte, dieses peinliche Kapitel Mühlacker Stadtpolitik, erzählt sich nicht so lustig wie die vom Mühlehof-Loch, dem sich inzwischen selbst Bild und Frau im Heft 15 widmet, deren Text sich eher der Wirklichkeit nähert. Das 4000 Quadratmeter große Gelände klaffe wie ein Loch in Mühlacker – und ziehe sogar Schaulustige an. Begehrtes Fan-Projekt ist in den Text eingeblendet.

Mühlehof-Loch, Adresse: Pforzheimer Straße 2, 75417 Mühlacker. Bei Google Maps mit der Note 4,8. Die Basis ist allerdings schmal: Eine Note aus acht Bewertungen. In den Kommentaren geht es nicht nur um den Mühlehof:  

Am Bahnhof steht ein tolles Fahrrad Parkhaus. Immerhin. In puncto Mühlehof: Von Baustellen-Romantik ist die Rede, Und der Vorschlag: mit Wasser auffüllen und einen Tretbootverleih aufmachen. Wir haben übrigens noch weitere Sehenswürdigkeiten. Am Bahnhof steht ein tolles Fahrrad Parkhaus. Dort passen aber nur Fahrräder mit kleinem Lenker rein. Als Bürger von Mühlacker muss man sich schämen für diese Stadt. Ein anderer: Ein Loch, das die Schönheit Mühlackers widerspiegelt. Dieses einmalige Stück Stadtgeschichte begeistert mit seiner beeindruckenden Leere und bietet Besuchern einen unvergleichlichen Einblick in die Kunst des Nichtstuns. Wo früher der Mühlehof stand, erwartet Sie heute eine Baugrube, die sämtliche Erwartungen an moderne Stadtplanung unterbietet.

Mehr Sarkasmus geht nicht.

O-Ton SWR: Karlsruhe ist bekannt für seine Pyramide, Stuttgart hat den Fernsehturm. Und Mühlacker im Enzkreis? Die Stadt wird als "Senderstadt" bezeichnet, wegen ihres eigentlichen Wahrzeichens: einem Sendemast. Doch mittlerweile ist sie eher für etwas anderes bekannt: Eine riesige Baugrube mitten in der Stadt - auch "Loch von Mühlacker" oder "Mühleloch" genannt. Das sorgt für Spott und eine neue Sehenswürdigkeit in der Kartenapp Google Maps.  Vom SWR-TV bis zu Bild der Frau: Genau genommen hält sich das Medien-Interesse in Grenzen.

Wer jedoch Mühlehof googelt, stößt auch auf einen anderen Mühlehof, denn so heißt ein Seniorenwohnheim im südbadischen Schopfheim.

Ich zitiere: Bei Mühlacker Loch öffnet sich überraschend eine ganz andere Seite im Internet: die der Rainloch-Schachthöhle, die als die bedeutendste Höhle im Enzkreis gilt. Die Höhle zieht sich über eine Länge von 140 Metern über mehrere Ebenen bis in eine Tiefe von 24 Metern.  Eine Schachthöhle im Muschelkalk-Karst des nördlichen Schwarzwaldes. Auf dem Niveau von −4 m befindet sich ein teilweise enger horizontaler Seitenteil. Die größte Halle des Rainlochs ist die Fledermaushalle. Die Höhle wurde 2004 durch einen Erdrutsch teilweise zugeschüttet.

Die Höhle hat die Kataster Nummer 7018/03, eine Gesamtganglänge von 200 m und eine Tiefe von 25 m.

Und sie liegt in?   Ja, wo?

Das Mühlackerloch ist In Enzberg. A

 
Mühlehof in Bild der Frau, Heft 15

lso doch!

 

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