Männlich, 73 – wie in Blitzesschnelle der persönliche Statistik-Fall entsteht

Zwei kleine Eingaben reichen dem Rechner vollauf, um jedem Individuum in Deutschland ein persönliches demografisches Profil in Blitzesschnelle auf den Desktop des Computers zu zaubern sowie dies alles in ein nationales Gesamtbild zu stellen. Sozusagen das Steinchen im Mosaik der 80 Millionen Einwohner der Bundesrepublik. Das eine ist ein Wort, nämlich der Vorname (um das Geschlecht zu erfahren) und das andere eine achtstellige Zahlenreihe, das Geburtsdatum, um das Alter zu berechnen. Günter (73) weiß nun, dass 86 Prozent der Bevölkerung jünger sind als er, aber immerhin 12 Prozent älter.

Beispiel: Günter (73)

Zum persönlichen statistischen Steckbrief gehören aber noch mehr Zahlen, Daten, Fakten:

Frauen des Jahrgangs 1950 werden in Deutschland im Durchschnitt 88,6 Jahre alt, Männer dieses Jahrgangs 86,2 Jahre. Da wären also, rein statistisch, noch ein paar Jährchen für den Musterfall Günter (73) drin. Uns geht’s gut: Die Lebenserwartung hat sich seit dem 19. Jahrhundert fast verdoppelt!

Bleiben wir auf der Daten-Spur. 24 Millionen Menschen und somit 29 Prozent der hier lebenden Menschen weisen einen so genannten Migrationshintergrund auf. In meinem Alter sind es 15 Prozent. Immerhin.

Dann wird es etwas komplizierter. In der Altersgruppe 70 bis 74 Jahre leben 27 Prozent der Bevölkerung allein im Haushalt, 64 Prozent in Paargemeinschaften ohne Kinder. 5 Prozent der Menschen im Alter von 73 Jahren sind ledig, das heißt sie sind noch nie verheiratet oder in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft gewesen. Verheiratet (oder auch wiederverheiratet) sind 66 Prozent, 11 Prozent sind geschieden und haben nicht erneut geheiratet. 18 Prozent sind verwitwet.

Heute bekommen Frauen in Deutschland durchschnittlich 1,46 Kinder und somit weniger Kinder als zum Beispiel in Frankreich, aber mehr als etwa in Spanien oder Italien und mehr als noch vor rund 20 Jahren. Frauen speziell in meinem Jahrgang (1950) haben durchschnittlich 1,7 Kinder geboren.

Männlich, fast 74 Jahre alt – das bin ich. In meiner Altersgruppe (70-74) schafften einst 24 Prozent das Abitur. Heute schließt hingegen gut die Hälfte eines Jahrgangs die Schule mit der allgemeinen Hochschulreife, dem Abi, ab. 31 Prozent in dieser Altersgruppe schafften einen Realschulabschluss oder durchliefen noch das Schulsystem der DDR und können einen Abschluss an einer polytechnischen Oberschule (POS) als höchsten Schulabschluss vorweisen. 41 Prozent haben einen Hauptschul- beziehungsweise Volksschulabschluss.

Eine Lehre oder eine Berufsausbildung im dualen System schlossen stattliche 53 Prozent in meiner Altersgruppe ab. 9 Prozent erreichten einen Fachschulabschluss, also eine vertiefte berufliche Weiterbildung (zum Beispiel Meister-/Technikerabschluss), und 20 Prozent geben einen unbekannten Berufsabschluss an oder haben keinen.

Jahrgang 1950 als Bevölkerungspyramide

Der Anteil derjenigen, die in meinem Alter erwerbstätig sind, liegt bei 7 Prozent. 10 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer in dieser Altersgruppe (70-74) gelten als pflegebedürftig

Demografiepolitik4you nennt die Bundesregierung dieses Projekt. Kernstück des demografischen Profils ist ein interaktives Tool – jenes, das nur Vornamen und Geburtsdatum braucht. Die Demografie ist die Wissenschaft der Bevölkerung, sagt das für Statistiken zuständige Bundesinnenministerium. Und wird dann ganz vertraulich: Da du Teil der Bevölkerung bist, erforscht die Statistik auch dich. Genau wie du dich ständig veränderst, wandelt sich auch unsere Bevölkerung stetig: Kinder werden geboren, Menschen sterben, Menschen ziehen um, gehen ins Ausland oder kommen zu uns. Deutschland wird älter, vielfältiger und es gibt große regionale Unterschiede.

Das sei der demografische Wandel, den Medien und Politik häufig als Megatrend bezeichnen. Warum? Genau wie Klimawandel, Globalisierung oder Digitalisierung hat unsere wandelnde Bevölkerung sehr konkrete Folgen für unser Leben und die ganze Gesellschaft. Weitere Ziele der Demografie-Strategie der Bundesregierung seien die Stärkung des wirtschaftlichen Wachstums, die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie die Gewährleistung solider Finanzen und verlässlicher soziale Sicherungssysteme. Mehr dazu hier.

Die Website von Demografiepolitik4you bietet Demografie Plus. Texte, Grafiken, Fotos zum Stöbern. Auch wenn das Tool auf der Internetseite zum immer neuen Ändern von Vornamen und Geburtstag verleitet – eine Spielerei ist das alles nicht. Demografiepolitik betrifft das gesamte politische Feld: Familien- und Gleichstellungspolitik, Bildungspolitik, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Bau- und Wohnungspolitik, Gesundheits- und Rentenpolitik oder die Migrations- und Integrationspolitik.

Kurzum, das gesamte Leben. Die Zahlen lässt die Stärken und Schwächen unseres Landes erraten. Diese zu erkennen, kann durchaus auf spielerische Art befördert werden. Mit dem persönlichen demografischen Profil.

 

 

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