Fasziniert, was Zeitung kann - Heimliche Machtzentrale der Landespolitik: Und wir mittendrin

Junger Lokalredakteur im Kreis Ludwigsburg, zudem politisch interessiert, neugierig auf die zeitweise Mächtigen, der sich was traut, die Einflussreichen in einem demokratischen System beobachtet und die Kritik auch an ihnen nicht scheut. Doch die Nähe zu ihnen droht, auch einmal eine Fünf gerade sein zu lassen. 

Sicco Mansholt füllte die Stromberghalle Illingen im Juni 1969. Die Pforzheimer Zeitung organisierte Politik. Der Volontär durfte auch berichten (Dritter von rechts, vorne, zweite Reihe)., (Foto: PZ)

Einen Vorgeschmack erhielt ich am 26. Juni 1969 in der Stromberghalle in Illingen, noch Volontär bei der Pforzheimer Zeitung. Dort zeigte mein Kollege Leo Spielhofer, Redakteur des Württembergischen Abendblattes/Pforzheimer Zeitung, sein journalistisches und organisatorisches Talent: Er stellte einen Diskussionsabend mit Sicco L. Mansholt (Vize-Präsident der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft) auf die Beine – der Saal war rappelvoll, denn der Holländer galt als Feindbild der deutschen Landwirte schlechthin. Mansholt trieb angeblich Politik gegen die Familienbetriebe, Gütesiegel der Bauern im Südwesten Deutschlands. Ich jedenfalls war fasziniert, was Zeitung kann. Dann: Zum 1. Juli 1971 Wechsel zur Ludwigsburger Kreiszeitung

Die Neuen genossen das journalistische Allerlei im Kreis Ludwigsburg, die Vielfalt, das Abwechslungsreiche. Denn hier, auf die Bevölkerungszahl umgerechnet, wohnten und agierten vor allem in den siebziger bis neunziger Jahren prozentual wohl die meisten Mitglieder der Landesregierung und Fraktionschefs. Lothar Späth – vom Bietigheimer Bürgermeister zum Ministerpräsidenten, seine heimlichen Strippenzieher wie der Staatssekretär und  Regierungssprecher Matthias Kleinert aus Besigheim oder Erich Griesinger, Gemeinderat im benachbarten Löchgau und derjenige, der darauf achtete, dass im Landkreis die Christdemokraten nicht aus dem Ruder liefen. Schließlich Annemarie Griesinger, zuerst Arbeits- und Sozial-, dann Bundesratsministerin, die gute Seele der Union aus Markgröningen, die das Lächeln exakt anknipsen konnte wie andere das Licht. Später Annette Schavan, aus dem Rheinland geholte Kultusministerin, die sich eine kleine Wohnung in Bietigheim nahm. Der Kreis Ludwigsburg als heimliche Machtzentrale der Landespolitik: Und wir mittendrin. Junge, neugierige, interessierte Redakteure.

Baden-Württemberg, das war CDU-Land. Von den seinerzeitigen absoluten Mehrheiten wie sie Hans Filbinger und Späth holten, kann die heutige Unionsgarde nur träumen. Aber das waren Zeiten, als für die Union noch Namen standen. Zum Beispiel der Uni-Professor Wilhelm Hahn als Kultusminister oder Robert Gleichauf, der Mechanikermeister aus dem katholischen Rottenburg, der es bis zum Finanzminister schaffte, wohl den besten, den das Ländle je hatte. Der sich auch hier als Familienvater empfand, der solide wirtschaftet, keine ungedeckten Schecks – auch nicht im übertragenen Sinne – unterschreibt.  

Im November 1976 erlebte ich ihn in Bietigheim, als er Wahlkampf für den in Beilstein wohnenden Professor an der Ludwigsburg PH, Wilhelm Walter, machte. Walter sollte bei der anstehenden Bundestagswahl den von Annemarie Griesinger bis zu ihrem Wechsel in die Landesregierung gehaltenen Bundestagssitz verteidigen, doch er unterlag dem Sozialdemokraten Gunter Huonker, Wahl-Ludwigsburger und ansonsten Bad Godesberger. Für Matthias Wissmann kam die Sache zu früh, der angehende Jurist war in Bonn neben dem Studium persönlicher Mitarbeiter von Annemarie Griesinger, zudem Bundesvorsitzender der Jungen Union – der junge Mann vom Ludwigsburger Zuckerberg soll mehr sich in den Medien vermarktet haben als seine Chefin Annemarie, was sicherlich ihr nicht schadete, jedoch seiner Karriere guttat, die ihn dann doch noch in den Bundestag und dann unter Helmut Kohl in die Bundesregierung führte.

Ums Jahr 1971: Der angehende Bundesvorsitzende der Jungen Union (JU) und spätere Bundesminister, Matthias Wissmann (stehend) im Saal eines Lokals in Vaihingen an der Enz - eine Veranstaltung der JU im Kreis Vaihingen. Links neben ihm Hans-Jürgen Oechsle und Günter Bächle (Foto: Smlg. G. Bächle)

Doch so ganz ohne Staatsglanz blieben auch die Genossen nicht. Den brachte Gunter Huonker aus Bonn in die schwäbischen Gefilde, zeitweise Staatsminister im Bonner Kanzleramt bei Helmut Schmidt. Und die Großen kannten noch andere, gar Größere, die sie dann in den Wahlkreis holten – so schrieb ich über Herbert Wehner, Zuchtmeister der SPD im Bundestag (also Fraktionschef), wie er mit angesteckter Pfeife und höchst interessiert sich durchs Bietigheimer Stadtmuseum führen ließ, sich gelegentlich Notizen machte, die Zettel wieder in die Jackentasche steckte und sich aus dieser später in der Sporthalle im Ellental vor 2000 Besuchern mit Stichworten bediente. Allein, dass er nicht das falsche Papierchen ergriff, erschien mir schon als Wunder. Ich war fasziniert von Wehner, der bescheiden wirkende Machtfaktor der SPD in Bonn, der freilich im Plenum auch ordentlich poltern konnte. Auch dafür hatte ich ein Faible, speziell für seine Wortschlachten mit Franz Josef Strauß, dem Bayer. Der hatte Ludwigsburg 1980 auch auf seinem Besuchsprogramm wie, vor oder nach ihm, Willy Brandt, Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher und Walter Scheel. Der Kreis Ludwigsburg, das Machtzentrum des Südwestens, lockte auch sie an, die Sozialliberalen aus Bonn.  Die Schwarzen regierten den Südwesten. Günther Oettinger, der Mann aus Ditzingen, war der letzte, der dem Landkreis noch Glanz verlieh – als Ministerpräsident, dann als EU-Kommissar in Brüssel. Schließlich kehrte Normalität ein. Bis die Grünen auch mitspielen wollten.

Eigentlich wollte ich nur ein paar Zeilen zur Einführung schreiben und die beiden Fundstücke aus meinem Keller-Archiv zeitlich einordnen. Zwei Texte – einer geschrieben über Robert Gleichauf am Vorabend der Bundestagswahl im Spätherbst 1976, als Kohl den höchsten Stimmenanteil für die CDU holte, den weder vor noch nach 1976 jemand schaffte. Heutzutage schon garnicht. Trotzdem musste der Pfälzer sich dem Hanseaten Schmidt geschlagen geben und sich – vorerst – mit der Rolle des Oppositionsführers zufriedengeben. Der andere über Hans Filbinger im renommierten Adler in Asperg.

Mich jedenfalls hielt es mehr als 45 Jahre bei der LKZ. Ich habe es nicht bereut. Und Langweile kam eh nicht auf in dem politischsten aller Landkreise. Da war keine tote Hose wie andernorts.

Die Fundsache von November 1976:

Finanzminister Gleichauf hielt Einkehr in Bietigheim

Wenn Schwabens Christdemokraten ein Erfolgsbeispiel der von ihrem Altvorderen Ludwig Erhard auf Leistung programmierten, Sozialen Marktwirtschaft präsentieren wollen, taucht mit Sicherheit ein Name auf: Robert Gleichauf. Bei diesem Ausnahmefall schwellt ihnen die Brust, da fragt sogar die Union nicht nach dem (nicht vorhandenen) Abitur, wenn der Vater von zehn Kindern aus der Bischofsstadt Rottenburg am Neckar als Nachfolger von Ministerpräsident Filbinger an der Kandidatenbörse gehandelt wird. Da rückt gar der Bietigheimer Landtagsabgeordnete Späth in den Hintergrund. Denn Gleichauf schaffte den Sprung vom Mechanikermeister zum Finanzminister des Landes Baden-Württemberg. Bis er den Chefsessel im Neuen Schloß erreicht hatte, vergingen Jahre der Leistung: im Landtag, als Fraktionsgeschäftsführer und im Gemeinderat.

Robert Gleichauf

Gewappnet mit einem dicken Manuskript, mit dem eigenen Minirednerpult und mit verständlichen Worten hielt er Einkehr: Am Sonntagnachmittag bei der CDU-Veranstaltung im Parkhotel zu Bietigheim. Und wahrend Gleichauf und Späth am Präsidium leicht scherzten, saß CDU-Bundestagskandidat Professor Dr. Walter etwas verlassen daneben. Seine politischen Glaubensgrundsätze in einem Ringordner abgeheftet (Wir müssen den sozialen Rechtsstaat nicht stürzen, sondern ausbauen). Obwohl er den Ringordner gar nicht brauchte.

Robert Brunn, oberster Unionschrist in der Großen Kreisstadt, hatte schon zu Beginn empörend über Diffamierung geschimpft. Die Ursache seines Ärgers: Walter wird bei seinen Wahlversammlungen fast immer von den Landtagsabgeordneten Späth und Schöck oder von Frau Arbeitsminister Griesinger begleitet. Der Grund: Der sozialdemokratische Gegenkandidat glaubte, daraus Stimmen ziehen zu können, als er süffisant mit viel Fragen auf diesen Umstand verwies. Da konnte Ex-Bürgermeister Späth, bevor er mit Walter zur nächsten Versammlung entfleuchte, zurückschießen:  Wir sind doch keine politischen Einzelturner.  Die CDU praktiziere selbstverständlich die Zusammenarbeit zwischen ihren Spitzenkräften im Landkreis,

Ansonsten war aber Robert Gleichauf gekommen, um dem Herrn Professor auch Schützenhilfe zu leisten, weil doch der liebe Freund Lothar Späth aus dieser Gegend sei. Es sei kein eitel Lust und Freude, heutzutage Finanzminister zu sein, ließ der prominente Gast seine zahlreichen Gäste dieser halben auch hören. Da zeigte er mit viel Gestik auf die Finanz- und Wirtschaftspolitik des Bundes, wo man sich übernommen und zerstritten habe. Wenn die CDU am 19. November wieder ans Ruder komme, bedürfe es überaus großer Anstrengungen und Opfer, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen.

Zur sonntagnachmittäglichen Runde konnte sich auch der Finanzminister nicht den Einflüssen des Tages entziehen. Die kernigen Sprüche fürs Herz, derzeit von Politikern aller Seiten mit Wonne verbreitet, blieben auf ein unvermeidliches Mindestmaß beschränkt. So zum Grundvertrag: Es ist kein guter Stil, wenn die Regierung ohne Parlament Vorentscheidungen trifft, die das zu wählende Parlament mehr oder weniger bindet. Zu der offenkundigen Gefährdung des Rechtsstaates und dem Umtrieb von Revolutionären und Rabauken: Dass SPD- und FDP-Führung  guten Willens sind, dies zu bekämpfen, nehme ich ihnen ab. Aber die Kräfte, die dies nicht tun, würden sich in den beiden Parteien in den Vordergrund schieben. Und darauf gelte es zu achten.

Finanzpolitik ist für den Familienvater Gleichauf, nachdem nicht nur die Haushalts-, sondern auch die Staatskasse zu stimmen hat, eben Politik für oder gegen den vielzitierten kleinen Mann von der Straße. Der die Preissteigerungen von 6,5 Prozent eben tragen müsse oder die Sparer, die allein 1972 rund 25 Milliarden Mark durch die Inflation verloren hätten.

Und wenn Superminister Schmidt die Alternative aufstelle, fünf Prozent Preissteigerungen seien ihm lieber als fünf Prozent Inflation, so ärgert sich Gleichauf: Oberflächlicher und primitiver geht's einfach nicht. Im Gegenteil, so macht er seine Rechnung auf: Überall wo die Preise davonlaufen, komme die Wahrung in Gefahr und drohe Arbeitslosigkeit. Gerade in einem Land wie der Bundesrepublik, in dem jeder dritte Arbeitsplatz vom Export abhänge. Gleichaufs Logik: Wenn wir zu teuer sind, sind wir morgen nicht mehr konkurrenzfähig. Stabilität müsse eben zu Hause anfangen, wie schon Bundesbank-Vizepräsident Emminger gesagt habe.

Gleichaufs Rezept zur Heilung: Reformen nicht versprechen, wenn kein Geld vorhanden ist, die Ausgaben durchforsten, ein Nationalbudget erstellen, die europäische Einigung vorantreiben, Lohn- und Preisgestaltungen an der Produktivität orientieren. (bä)

(LKZ 14.11.1976)

Die Fundsache vom März 1972:

Familie Filbinger als Reisende in Sachen Wählerstimmen

Dr. Hans Karl Filbinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, erhielt die Genehmigung auf ein Viertele. Die Sondererlaubnis erteilte Ehefrau Ingeborg, nachdem der Bietigheimer Landtagsabgeordnete Lothar Späth höflichst darum nachgesucht hatte. So geschehen am Montag kurz nach 23 Uhr im Adler-Saal zu Asperg. Dabei strebt der südwestdeutsche Regierungschef sonst gerne vor Mitternacht das eheliche Schlafgemach in der Dienstvilla auf der Solitude an, wenn man einem deutschen Nachrichtenmagazin glauben darf. Einmal ist keinmal, dürfte wohl auch seine Angetraute gedacht haben, die den Auftritt ihres Gatten zuvor mit Wohlwollen von einem einsamen Stuhl im Saalhintergrund verfolgt hatte.

Hans Filbinger am Rednerpult, Lothar Späth als örtlicher Landtagsabgeordneter: Wahlkampf im Adler. (Repro: LKZ, 29.03.1972)

Die Familie Filbinger als Reisende in Sachen Wählerstimmen, damit am 23. April die Christdemokraten die absolute Mehrheit in den Landtag einfahren dürfen. Station in Asperg. Bürgermeister außer Diensten und Wohnungsbau-Geschäftsführer Späth hatte zu einem Bürgergespräch eingeladen, was so viel heißen sollte: öffentliche Veranstaltung. Nur eben ein Quantum vornehmer.

Wahlkampf bleibt aber dennoch Wahlkampf. Wenn da – wie in Asperg - ein verehrter politischer Gegner nach der Abgrenzung der CDU gegenüber der NPD als Retourkutsche auf Filbingers Jungsozialisten-Attacken fragte, gleich sechs Autogramme des ewig lächelnden und nur gelegentlich energisch dreinblickenden Landesvaters sich auf Bierdeckel kritzeln läßt, so ist dies eine  nette Randbegegnung  - mehr nicht Er selbst spielt den bescheidenen und ehrlichen Makler. Solide und ein bißchen hausbacken.

Filbingers Argumente nehmen immer die gleiche Bahn. Deshalb brauchen sie nicht unrichtig zu sein. Er bringt sie in einer klaren Umgangssprache. Und wenn der gelernte Jurist dabei einmal einen Seitenhieb gegen die Intellektuellen austeilt, kann sich der Spitzenmann der Union des lebhaften Beifalls sicher sein. Auch die Asperger machten davon keine Ausnahme. Der Ministerpräsident: Wir wollen keine sozialistischen Sprüche von Linksintellektuellen, die die Handarbeit nur aus Büchern kennen. Die Reaktion der Zuhörer: Bravo-Rufe, das stärkste Händeklatschen des Abends. Der Landesvater aller Schwaben, Franken und Alemannen liebt diese Lautstärke des Wählervolkes. Denn seine eigenen Parteifreunde liegen ihm nicht immer derart zu Füßen. Nun: Filbinger bringt das Kunststück fertig, durch eine Spur Redseligkeit außerhalb seiner Christen-Union den heftigsten Applaus zu bekommen.

So wenn er der Bundesregierung einen politischen Scherbenhaufen bescheinigt, indem er nachrechnet, wieviel das Bündnis Brandt-Scheel den von ihm vielzitierten kleinen Mann an seiner empfindlichsten Stelle, nämlich an seinem Geldbeutel, gekostet hat. Die Linkskoalition hat uns die größte Inflation in der Nachkriegszeit beschert.  Die öffentliche Verschuldung sei gegenüber 1969 von 2,7 Milliarden Mark auf 26 Milliarden Mark 1972 gestiegen, allein 1972 hätten die Sparer 24 Millionen Mark an Sparkapital verloren, die Rentner würden von dem niedrigsten Bestand seit der von der CDU/CSU 1957 durchgeführten Rentenreform zehren. Unter dem Strich bleibt laut Filbinger für die Metallarbeiter, die siebeneinhalb Prozent mehr Lohn in die Tüte bekamen, sogar ein Defizit von einem Prozent. Seine Rechnung: 6,5 Prozent Preissteigerungen und zwei Prozent Steuererhöhungen, macht achteinhalb Prozent, minus 7,5 Prozent - ein Minus von einem Prozent.

Der Ministerpräsident kneift nicht, wenn er nach einem Rezept der CDU gegen den Preisauftrieb und die von ihm vielzitierte inflationäre Entwicklung gefragt wird. Fünf Punkte seien es: Eine Regierung darf nicht, wie die SPD/FDP-Koalition, alles versprechen, die Tarifdisziplin herabsinken lassen, eine zweite Aufwertung vornehmen, muß die starke Steigerung der öffentlichen Haushalte vermeiden und das 1966 geschaffene Stabilitätsgesetz anwenden. Im Übrigen sei die Bundesrepublik zu Christdemokraten-Zeiten, trotz inflationären Tendenzen in den Nachbarstaaten, immer eine Insel der Stabilität gewesen.

Die Ostpolitik kocht der Regierungschef auf kleiner Flamme. Er will sich in Baden-Württemberg durch die Verträge nicht die Schau stehlen lassen. Das sagte schon zu Beginn des Bürgergesprächs MdL Lothar Späth: Es handelt sich nicht um eine Vorentscheidung über die Verträge, sondern es ist die Entscheidung, wer in den nächsten vier Jahren in Baden-Württemberg regiert. Es könne nicht an der CDU liegen, würden die Verträge nicht verabschiedet. Denn, so die logische Konsequenz, die Koalition hat die Mehrheit und die Christdemokraten können nichts dafür, wenn nicht alle Abgeordneten der Regierungsparteien für die Abkommen mit Polen und der Sowjetunion votieren.

Ansonsten ist Späth auf die Landespolitik abonniert. Und Hoffnungen auf größere Aufgaben darf er sich auch machen. Jedenfalls ließ Filbinger einiges durchblicken, auch wenn der Landesvater öfters den CDU-Abgeordneten in einem Atemzug mit dessen Wohnungsbauunternehmen nannte. Immerhin schaffte es der Bietigheimer, in des Ministerpräsidenten Wahlkreis gerade vor dem 23. April ein Mammut-Projekt an Mietkauf-Wohnungen zu versprechen. (bä)

(LKZ, 29. 03 1972)

Was noch nachzutragen wäre:

Freiheit statt Sozialismus – noch ohne diesen polarisierenden Wahlslogan schaffte Filbinger am 23. April 1972 die absolute Mehrheit im baden-württembergischen Landtag für die CDU - erstmals in der Geschichte des Bundeslandes. Lothar Späth, damals Geschäftsführer beim Baukonzern Baresel, übernahm - somit vier Jahre nach dem Einzug in den Landtag - 1972 den Fraktionsvorsitz, Annemarie Griesinger wechselte vom Bundestag in das Kabinett Filbinger. Aber der Statt-Slogan half 1976, die Alleinregierung der CDU im Ländle zu verteidigen.

Und noch ein PS:

Beim Ordnen meiner Bestände fiel mir auch mein, vor mehr als 50 Jahren geschriebener Artikel über Filbinger im Adler in Asperg in die Hände. Zu schade, um ihn wegzustecken oder zu entsorgen. Denn Themen wie Inflation und Wertverluste sind gerade wieder aktuell. Es war die Zeit der Wahlkämpfe ohne soziale Medien, ohne endloser Talkshows im Fernsehen, mit weniger Radio- und TV-Programmen, dafür mit mehr Tageszeitungen.

Die Originaltexte über Robert Gleichauf und Hans Filbinger sind unverändert und nach den seinerzeitigen Regeln der Rechtschreibung. Sie wurden nicht angepasst.

Erschienen: beide in der Ludwigsburger Kreiszeitung - über den Wahlkämpfer Filbinger in der Ausgabe vom 29. März 1972, über den Wahlkämpfer Gleichauf am 14. November 1976.

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