Junge Stadt oder Eine Stelle hinterm Komma jünger
Macht die junge Stadt ihrem Werbe-Slogan alle Ehre? Ja! Die Statistik belegt das. Die junge Stadt Mühlacker noch jünger?
Jede und jeder wird von Jahr zu Jahr älter, nur aktuell der durchschnittliche Mühlackerer nicht. Im Gegenteil: Gegenüber 2020 ist er gering jünger geworden, genau um eine Stelle hinter dem Komma. Auch schon vorher blieb er / sie - altersmäßig betrachtet - stabil. Von 2016 an lag das Durchschnittsalter der Bevölkerung in der Senderstadt bei 43,6 Jahren bis einschließlich 2021, als das Statistische Landesamt Baden-Württemberg den Wert mit dem Stand Ende 2020 herausgab. Alle Jahre schicken kurz vor oder am Anfang der Sommerferien die Statistiker der in Stuttgart ansässigen Behörde an die Redaktionen draußen im Land ihre aufbereiteten Zahlen, auf dass die Ergebnisse der Recherche die Menschen auch im letzten Winkel des Länd erreichen möge.
Eine Spielerei? Nein! Für die Fachleute in den Rathäusern, die solche Daten auswerten müssten oder es auch tatsächlich tun, würde und wird klar: Je jünger die Bevölkerung, je mehr Nachwuchs gibt es. Die Folge: Eine wachsende Nachfrage nach Plätzen in Kinderhort, Kindertagesstätten, in Schulen. Mühlacker reagierte auf diese Entwicklung erstmals in den vergangenen Jahren zu spät, weil manchen der Kommunalpolitiker andere Sachen wichtiger sind als die Betreuungsplätze.Erstmals seit Jahren bestehen wieder Wartelisten, mit dem Bau von mindestens zwei KiTas ist die Kommune im Rückstand, weil der Gemeinderat zwar klare Beschlüsse gefasst, aber das Amt mit der Hochbauabteilung diese nicht umsetzte, weil anderes ihm wichtiger war. Und die Attacken zum Beispiel von mir einfach aussaß.
Das ist nur eine, aber eine wichtige Seite der Statistik-Medaille.
Jüngst veröffentlichte das Statistische Landesamt die Land- und Stadtkreis Durchschnittswerte, auf meine Nachfrage lieferte das Stala auch die für die 28 Städte und Gemeinden des Enzkreises. Ist dank Computeranlage mit wenigen Klicks erledigt, das Landesamt liefert prompt, die Statistiker verfügen offensichtlich über die schnellste Pressestelle edles Ländles.
Wurmberg führt unangefochten weiterhin die Hitliste an – mit 40,9 Jahren. Die ältesten der Kreiskommunen bleiben Engelsbrand und Keltern mit 47,0 Jahren (jeweils plus 0,1). Mühlacker bleibt in der Spitzengruppe der jüngsten Gemeinden, verbesserte sich mit 43,5 statt 43,6 um einen auf den sechsten Rang. Der – nur statistisch gesehene - durchschnittliche Baden-Württemberg ist stabil und weist wieder 43,8 Jahre auf wie 2021 und 2020 (43,6 im Jahr 2019, veröffentlicht 2020). Der Enzkreis-Mittelwert liegt diesmal bei 44,7 Jahren, 2020 und 2019 waren es 44,6 Jahre.
Ansonsten wenig Neues im Südwesten.
Die Bevölkerung Baden-Württembergs war nach Feststellung des Statistischen Landesamtes am Ende des Jahres 2021 im Durchschnitt 43,8?Jahre alt und damit um rund neun?Jahre älter als noch 1970, heißt es in der jüngsten Pressemitteilung des Statistischen Landesamt. Das Durchschnittsalter der weiblichen Bevölkerung lag zuletzt mit 45,1?Jahren um immerhin 2,4?Jahre höher als das der männlichen Bevölkerung. Ursächlich hierfür ist die höhere Lebenserwartung der Frauen, so das Statistische Landesamt.
Innerhalb des Landes zeigen sich deutliche Unterschiede: Von den 44?Stadt- und Landkreisen weist Heidelberg mit durchschnittlich 40,7?Jahren die jüngste Bevölkerung auf, in Baden-Baden ist sie mit 47,2?Jahren mit Abstand am ältesten.
Werden die 1101?Kommunen des Landes betrachtet, sind die Unterschiede noch deutlich größer: Die landesweit jüngste Bevölkerung lebt derzeit – erneut - in Riedhausen im Landkreis Ravensburg (38,0?Jahre), gefolgt von Breitingen im Alb-Donau-Kreis (38,8?Jahre) und Bubsheim im Landkreis Tuttlingen (38,9?Jahre). In drei?weiteren Kommunen liegt das Durchschnittsalter ebenfalls bei unter 40?Jahren; hierzu zählt auch die Universitätsstadt Tübingen, in der die Einwohnerinnen und Einwohner im Schnitt lediglich 39,6?Jahre alt sind.
Auf der anderen Seite wird das hohe Durchschnittsalter der Bevölkerung in der Stadt Baden-Baden noch von immerhin 40?Gemeinden übertroffen. Am höchsten liegt es im Erholungsort Ibach, der kleinsten Gemeinde im Landkreis Waldshut, mit 53,6?Jahren, gefolgt von der Exklave Büsingen am Hochrhein (Landkreis Konstanz) mit 51,1?Jahren sowie Moosburg (Landkreis Biberach) mit 50,3?Jahren.
Die Gründe für das regional sehr unterschiedliche Durchschnittsalter der Bevölkerung sind mach Meinung der Statistiker vielfältig. Neben Sondereinflüssen wie ein hoher Studierendenanteil, der Sitz eines Klosters oder die Prägung einer Kommune durch einen Kurbetrieb, werde die Altersstruktur der Bevölkerung nicht zuletzt durch die Höhe der Geburtenrate bestimmt. Schließlich ist für die Entwicklung dieser Kenngröße aber auch ganz entscheidend, ob in der Vergangenheit junge oder ältere Menschen per Saldo zu- oder weggezogen sind. Hier gibt es die gesamte Pressemitteilung der baden-württembergischen Statistiker..
Ich liebe Statistik. Auch deshalb kehrt das Thema immer wieder in meinem Blog. Zum Beispiel:
2016: In 20 Jahren um 4,4 Jahre älter geworden
2021: Wurmberg die jüngste Gemeinde im Enzkreis
Gesucht der statistische Mittelwert
Mühlacker bis 2040 auf Wachstumskurs
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