Der Fall Herzenbühlgaß Nro. 25: Das vergessene Haus und seine Bewohner - eine bisher unbekannte Geschichte

Herzenbühlstraße, Herzenbühlgasse, Hintere Gasse? Was gilt? Und wie wäre es mit noch mehr Herz und Emotion im simplen Straßennamen: Im sonnigen Hertzenbühl? So hieß, allerdings ohne sonnig, die Gass vor rund 250 Jahren.

Herzenbühlgasse 25, um 1950. Die Aufnahme zeigt nicht das gesamte Haus, sondern den rechten Teil mit der zweiten Wohnung (Foto ist ein Ausschnitt eines 8mm-Filmes, den Hermann Bauz gedreht hat, digitalisiert von Martin Walter)

Jedoch nicht annähernd so heiter und fröhlich wie die Straßennamensdebatte fallen die jetzt aufgespürten Geschichten über den Alltag der Menschen im Dorf aus - das Dasein vor allem im 18. und 19., aber auch noch anfangs des 20. Jahrhunderts.

Ausgelöst durch die Neugier über die inzwischen weitgehend in Vergessenheit gefallene Immobilie Herzenbühlgasse 25, fand sich immer mehr Material auch über die Menschen, die darin lebten. Niemand wusste bisher, wann das Anwesen gebaut worden war. Die jetzigen Recherchen ergaben dank des Fundus des Stadtarchivs Mühlacker: Mindestens 280 Jahre stand das  Steinhaus. Wie lebten die Menschen auf und neben der Gasse? Von ländlicher Idylle kaum eine  Spur, persönliche Dramen,  traurige Schicksale – sie verraten das schwere Alltagsleben in einem Dorf wie Lienzingen in der Neuzeit

Es gibt das Haus nicht mehr, 1972 fiel es - marode geworden - der Spitzhacke zum Opfer. Der Fall Herzenbühlgasse 25.. 

Ja, was nun? Herzenbühlstraße, Herzenbühlgasse, Hintere Gasse? Für einen wie mich, der vor mehr als 60 Jahre dort aufwuchs,  war es sprachlich gesehen im Alltag die Hintere Gass, amtlich die Herzenbühlgasse. Erst kurz vor der Eingemeindung stufte der Lienzinger Gemeinderat die Gasse semantisch zur Straße hoch.  In einem Zug stellte das Gremium auch die Systematik der Reihenfolge der Hausnummern nach Straßenzügen um, nahm Abschied von der Zählung nach Baujahren. 

Varianten (Foto: Günter Bächle)

Um einer Verwechslung vorzubeugen: Herzenbühlgasse 25 damals,  Herzenbühlstraße 5  heute sind ein und dasselbe Flurstück.

Egal, ob Herzenbühlstraße, Herzenbühlgasse, Hintere Gasse:  Gemeint ist die Lienzinger Neustadt, ein Begriff, mit dem der unverwüstliche Lokalmatador Roland Straub bei seinen historischen Ortsführungen seine Zuhörer überrascht und damit selbst bei Einheimischen für fragende Gesichter sorgt. Tatsächlich: Dieses nördliche Quartier war das Neubaugebiet der Lienzinger im 13. und 14. Jahrhundert.

Die heutige Knittlinger Straße teilte das Dorf nun in eine größere südliche und eine kleinere nördliche Hälfte, letztere erschlossen durch die etwa parallel zum Dorfgraben verlaufende Herzenbühlstraße.

Sockel von Stein, darüber Riegelwerk mit Ziegelplattendach

Besonders markant sei die Herzenbühlstraße, weil sich dort die Fachwerkhäuser in dichter, aber nicht geschlossener Weise giebelständig aneinanderreihen, heißt es in der 2011 vorgelegten historischen Ortsanalyse, vom Regierungspräsidium Karlsruhe beauftragt als Grundlage, das  Etterdorf Lienzingen unter Schutz zu stellen (Quelle: Historische Ortsanalyse, erstellt von Strebewerk, Riegler Läpple, im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege, S. 4). Der ursprüngliche Charakter des fast ovalen Gesamtgrundrisses des Ortskernes werde durch die nahezu schematisch angelegten Erschließungsstraßen ergänzt. Doch einer fiel in der Fachwerk-Front aus dem Rahmen:  Herzenbühlstraße 25 – ein reiner Steinbau oder, wie es im Feuerversicherungsbuch von 1883 heißt, der Sockel von Stein, darüber Riegelwerk mit Ziegelplattendach.

Der Ortsplan (Stand: etwa 1966) im Kleinen Saal der Gemeindehalle Lienzingen.

Zum Glück blieb das Quartier von Gebäudeabbrüchen weitgehend verschont. Vier dürften es im vergangenen Jahrhundert gewesen sein: Herzenbühlstraße 20 und 12, 3 (die Scheune) – und eben das aus Wohnhaus, Scheuer, Stall und Tenne bestehende Anwesen Herzenbühlstraße 5. Ein eingeschossiges Wohngebäude mit zwei Wohnungen, eine zur Straße hin, eine zum rückwärtigen Garten mit Plumpsklo und Fliederbäumen. Letztere Wohnung gemietet von meinen Eltern. Unsere dreiköpfige Familie zog 1957 ein. Wenn ich mich recht erinnere, für 20 Mark Miete pro Monat. Bar bezahlt, quittiert im extra dafür angelegten Schreibheft von der Vermieterin. 

Bis Mutter Emilie in den Mietstreik trat, da sich der bauliche Zustand des Wohnhauses verschlechtert hatte, und sie stur blieb in ihrer Haltung bis zum Auszug aus dem Haus – mietfrei gewohnt, stillschweigend  von den Vermietern akzeptiert. Mein Vater Johann starb dort 1964, Mutter und Sohn wohnten noch bis 1969 dort. Lange Jahre, eine viel zu lange Zeit in einem maroden Gebäude, mit feuchten Wänden, Ungeziefer. Aber wenigstens das Dach war dicht, die Bühne diente als Lagerraum. Als kleiner Junge wusste ich genau, was in einer länglichen Schachtel versteckt war, die sich dort in einem Kartonstapel befand: die Weihnachtsmann-Montur meines Vaters. An Heiligabend klopfte es und obwohl ich sicher wusste, dass es mein Vater war, der sich maskiert hatte, schrie ich vor Angst: Papa, geh' weg!  Als er bald darauf in Alltagskluft vor der Haustür stand und beim Hereinkommen so tat, als wisse er von nichts, war der Spuk endlich vorbei und ich erleichtert. 

Fundament saß auf der nackten Erde

Die Wohnung lag über dem Niveau des Hofes, eine Treppe mit etwa zehn Stufen führte von der Straße her zur Haustüre. Der hintere Teil des Gebäudes war nicht unterkellert, das Fundament saß auf der nackten Erde, die Mauern zogen Feuchtigkeit an. Unter der vorderen Wohnung befand sich ein Keller, zugänglich über einige Stufen, verschlossen mit zwei, schräg darauf gelegten Flügeln einer Holztüre, die sich garnicht so leicht hochwuchten ließen. Im Stall schlachtete mein Vater ab und zu ein Kaninchen, groß und stattlich gewordene Hasen in einem der Holzkäfige um die Ecke vor dem Klo – wohl die einzige Nutzung des Stalles, vor dem die Reste eines Misthaufen zu erahnen waren. Im Schuppen vor der Scheuer lagerte das Brennholz der Familie.

Der Abriss der maroden historischen Immobilie 1972 darf angesichts des baulichen Zustandes als Ausnahme akzeptiert werden. In der Nachkriegszeit arbeiteten die Menschen für den Wiederaufbau, kommunale Sanierungsgebiete für Ortskerne konnte sich noch niemand recht vorstellen und an Herzenbühlgasse 25 durfte der Zahn der Zeit ungehindert nagen. Der letztlich  richtige Entschluss hieß: abbrechen!  Schließlich stand der Denkmalschutz nicht so hoch im Kurs wie heute, frug meist niemand nach der Baugeschichte, jedenfalls geben die Bauakten hierzu nichts her. 

Um Spuren der im Dunkeln liegenden Hausgeschichte zu finden, bewähren sich in den meisten solcher Fälle das im Stadtarchiv Mühlacker (STAM) aufbewahrte Feuerversicherungsbuch, das Gebäudekataster, das Güter- und Steuerbuch. Archivchefin Marlis Lippik wird fündig, macht die Einträge im wahrsten Sinne des Wortes für Leute, die sich mit alten Schriften sichtlich schwer tun, lesbar. So auch hier.

Haus muss vor 1748 gebaut worden sein

Die Transkription der beiden, 1748 angelegten Steuer- und Güterbücher seien in ihren Angaben nicht ganz widerspruchsfrei, sagt Marlis Lippik, aber die Übereinstimmung  der Namen mit den Angaben aus dem Brandschadenskataster von 1807 bis 1860 lässt ihrer Einschätzung nach die Altersfrage zumindest so beantworten: Das Haus muss vor 1748 gebaut worden sein. 

Das unbekannte, das vergessene Haus! 

Die meisten wissen nicht (mehr) von dessen Existenz. Interessiert es jemand? Fotos davon sind rar. Martin Walter, Urenkel des Gustav Pfeil und damit einer der Teil-Eigentümer in den ersten Jahrzehnten des 20.  Jahrhunderts, hütet ein paar wie einen Schatz, aufgenommen wohl 1950. Ist die Recherche damit abgehakt, das Baujahr zumindest grob einsortiert?  In den alten Listen und Büchern tauchen Namen auf, die neugierig machen. Manche sind sozusagen aktueller Lienzinger Bestand, andere gänzlich unbekannt. Die Neugier wächst, denn wer suchet, der findet mehr als die Angaben zum Bauwerk. Was war mit den Menschen, die irgendwann in den vergangenen drei Jahrhunderten auf dem Anwesen lebten?

Laut Lagerbuch von 1774/75 hatte sich das im Mittelalter schon als reich geltende Lienzingen nach den Kriegswirren gut erholt und bestand aus: 90 Häusern, 70 Scheunen und 134 Stallungen. Der Ort Lienzingen besaß bis ins 18. Jahrhundert Marktrechte, aber hatte sich im 19. Jahrhundert trotz der florierenden Landwirtschaft kaum über seine alten Ortsgrenzen hinaus entwickelt (Historische Ortsanalyse, S. 5). Also die Wertigkeit wieder definiert über Häuserzahl, Vermögen, Fachwerk, Kulturdenkmale, baugeschichtliche Maßstäbe. Und die Leute?

Blatt 401: Die Häuser und Gebäude des Jacob Münzinger (im 1748 angelegten Güter- und Steuerbuch, Stadtarchiv Mühlacker_STAM)

Ein Blick in das 1748 angelegte Steuer- und Güterbuch belegt: In jenem Jahr stand der Bau schon – seit wieviel Jahren, bleibt aber offen. Auf Blatt 401 findet sich eine Art kurzes Exposé in der Rubrik Häußer und Gebäw. (=Gebäude) des Jacob Münzinger, ob von Vater oder Sohn ließ sich bisher auf den ersten Blick nicht so recht sagen. Der Schreiber setzte dem Vornamen Jakob zunächst J[un]g davor, strich dies aber später durch, um darüber Alt zu kritzeln. 

Abbruch der Scheune von Herzenbühlstraße 3 im Jahr 2021. Sie hatte an das Backsteinhaus Herzenbühlgasse 5 angegrenzt. Rechts auf dem Bild die Fassade des Nachfolgegebäudes Nr. 5 (vormals 25)

Das Rätsel kann die Stadtarchivarin auflösen – ausgehend von Nr. 1448 im von ihr gehüteten Ortsfamilienbuch: Danach hat selbiger Hans Jacob Münzinger (1705-1772) das Haus besessen, der in einer Person jg. und alt war. Zunächst wurde er als jung bezeichnet, weil Hans Jacob (Nr. 1447) aus der anderen Münzinger-Familie (mit anderer Mutter) vor ihm geboren wurde. Nachdem  Nr. 1447 anno 1762 starb, wurde Nr. 1448 zu alt, weil er selbst einen Hans Jacob hatte (Nr. 1448.1, dieser wird dann jung genannt, spielt hier aber keine Rolle). Außerdem gab es  Sohn Ulrich (Nr. 1448.4), der 1767 die Hälfte des Hauses seines Vaters von seinem noch lebenden Vater kaufte.

Behaußung, Scheuren, Stallung und Hofraithen, im Hertzenbühl

Das Objekt, beschrieben auf Blatt 401, Steuer- und Güterbuch:

Eine Behaußung, Scheuren, Stallung und Hofraithen, im Hertzenbühl, samt 4 ½ Ruhten Gartten darbey, 1 1/4 Ruthen zwischen Ludwig Schöllern und alt Michael Stumpfen an äst[imiert]: 200 fl., die Helffte mit 100 fl.

Der gartt in der 1. Cl[lasse] 3 fl. 50 xr. (=Kreuzer). gibt der Pfleeg Illingen 6 xr. der verw[altung] Maulbr[ronn] 4 fl., macht Cap. 2 fl 11 xr 4 h[eller] Rest nach 1767 halben an Sohn Ulrich Münsinger verkauft. 1775 die andere Helfttin an Friedrich Grießen verkauft T[omus] 3 fo[io]519b 

Neben dem handschriftlichen Eintrag steht die Jahreszahl 1767. Dies galt wohl als  Hinweis darauf, dass in jenem Jahr für Ulrich Münzinger in einem weiteren Steuer- und Güterbuch ein neues Blatt angelegt worden war: das Blatt 568 im dritten Band. (Quelle: STAM, Li B 186c6c_Bl 519 b)

Eigentümer: Friedrich Grieß übernimmt 1775 den Anteil von Johannes Straub, Güter- und Steuerbuch (STAM).

Bei den im Steuer- und Güterbuch angeführten Beträgen in Gulden (fl) handelt es sich nach Einschätzung der Stadtarchivarin nicht um den tatsächlichen Kaufpreis. Der wäre aus dem entsprechenden Kaufbuch zu ermitteln. Wir kennen aber das Datum nicht, an dem er es gekauft hat – oder vielleicht hat er es schon ererbt (Lippik). Es ist der Wert, der für die Steuer zugrundegelegt wurde – also „ästimiert“ = wird eingeschätzt auf. Ein Verfahren, ähnlich dem unserer heutigen Grundsteuern.

Die Angaben über das Gebäu des Friedrich Grieß im Steuer- und Güterbuch sind fast gleich denen bei Jacob Münzinger, nur als Gartengröße werden 5 ¾ Ruten genannt. Auch gibt es mit Egidius Grieß sowie Catarina und Christina Stumpfin neue Nachbarn. Wie in den heutigen Grundbüchern wird in den Randbemerkungen auf spätere Eintragungen in anderen Bänden verwiesen, in diesem Fall in Band 1 auf die Fortschreibung von 1775 im dritten Band. 

Um die seinerzeitigen Maßeinheiten mit heutigen Werten vergleichbar zu machen: Ein Gulden hatte die  Kaufkraft von jetzt zehn Euro, ein Kreuzer von 1,30 Euro, ein Heller ist einem halben Pfennig (Cent) gleich. Noch eine Methode, um die Kaufkraft zu gewichten: via Online-Rechner. Danach entsprächen 1000 Euro heute in den Jahren 1776-1793 genau 53.413 Euro (Quelle: https://fredriks.de/hvv/kaufkraft_calc.php).

Zum besseren Verständnis noch die Sache mit den Maßen: Ruten - seinerzeit sprachlich gebräuchlich: Ruthen - sind ein Längenmaß, zum Beispiel viereinhalb Ruten gleich 22,6 Meter. Allerdings gab es hier starke regionale Schwankungen. In Lienzingen dürfte die kleine Schwäbische Rute als Maß verwendet worden sein.

Eine Realteilung, die real verwirrte

Das Gesamtanwesen teilte sich in zwei Hälften. Das Eigentum zersplitterte über die Jahrhunderte, auch Folge der württembergischen Realteilung: Jedes Kind erbte ein gleichmäßiges Stück von Grund, Boden und Haus. Die Folge: immer kleiner werdende Äcker. Wo diese jeweils auf der Markung lagen, ließ sich real ermitteln, doch die Erträge reichten nicht, um ganze Familien zu ernähren. Bei Haus, Hof, Stall und Scheuer  versagte die Realteilung gänzlich.  Der Mini-Anteil an einem Anwesen ließ sich nicht mehr konkret zuordnen. Halbe Küche? Viertel-Stube? So war die Realteilung ganz und gar nicht real. Fiktiv gehörte allen alles, aus dieser Gesamtheit ließen sich formale Anteile festlegen.  Die Einträge in die amtlichen Verzeichnisse wirken denn auch öfters alles andere als übersichtlich. Eine Realteilung, die real verwirrte. 

Im Herzenbühl 25 hatte jedenfalls 1775 zwei Eigentümer: Jacob Münzinger der eine, Friedrich Grieß der andere, beide aus Lienzinger Familien. Damit war aber noch lange nicht Schluss. 

Jacob Münzinger (1733-1799) kaufte die Hälfte des Anwesens im Hertzenbühl, dazu das erstklassige Gartenstück. 1767 erstand eine Hälfte davon Sohn Ulrich Münzinger (Nr. 1448.4) von seinem noch lebenden Vater (ein Teil dieses Eintrags ist gestrichen oder unleserlich, die Schreibweise des Namens schwankt – einmal mit „z“, dann wieder mit „s“), wobei für das Grundstücksgeschäft sechs Kreuzer und vier Gulden Steuern bei Stellen des Oberamtes fällig wurden. Sozusagen die Grunderwerbsteuer, die sowohl anteilig an die Vermögensverwaltung (Pflege) des Oberamtes in Illingen - sechs Kreuzer -  als auch an das Oberamt in Maulbronn – vier Gulden - zu zahlen war. Deshalb wurde laut Lippik das Güter- und Steuerbuch angelegt.

Stimmt Friedrich Grieß oder Georg Friedrich Grieß?

Schwerer fällt, die Menschen hinter diesen Grundstücksgeschäften, ihre familiären Verästelungen und Berufe aufzuspüren, wiewohl im Stadtarchiv Mühlacker das – bisher unveröffentlichte - Manuskript der Lienzinger Familiennamen bis zum Jahr 1900 ein  ideales Nachschlagewerk ist. Doch allzu exakt waren die Einträge in die Steuer- und Güterbücher nicht nach dem Motto: Der Rufname tut es auch. Doch zum Leidwesen der Nachwelt lassen sich zahlreiche Münzinger zwar durch den zweiten Vornamen wie Ulrich, Conrad oder Andreas unterscheiden, doch mit dem ersten hörten dieselben alle auf Johann. Stimmt Friedrich Grieß oder Georg Friedrich Grieß? Anzunehmen, dass es sich um die identische Person handelt.

Der heutige Rasen von Herzenbühlstraße 5 ist etwa so groß wie der dort bis 1972 vorhandene Gemüsegarten mit dem Plumsklo zum nördlichen Nachbargrundstück hin (Foto: Günter Bächle, 2022)

Spurensuche:  Um 1775 lebten zumindest zwei Münzinger im Dorf, der schon erwähnte Bauer Jacob (jung), der 66-jährig 1799 an hitzigem Gallenfieber starb, aber auch der Metzger und Fleckenschütz Johann Ulrich (1744-1794), als dessen Todesursache Auszehrung angegeben wird. Sie waren zwei der vier Kinder von Hans-Jacob Münzinger und seiner Frau Elisabetha, geborene Faulhaber, Tochter des Johann Caspar Faulhaber, Weingärtner in Mühlhausen an der Enz. 

Die Münzingers jedenfalls waren mit zahlreichen Lienzinger Familien verwandt und verbandelt. Sie sicherten sich so Einfluss. Dazu trug bei, dass sie auch einmal einen Bürgermeister stellten, wobei dies damals die Bezeichnung für eine Art Kämmerer war. 

Anno 1775 kam mit Georg Friedrich (1737-1812) bei Herzenbühl 25 scheinbar erstmals die Familie Grieß ins Spiel und sollte dies bis 1833  bleiben, doch sie mischte bereits eher mit, was sich durch die Einträge im Ortsfamilienbuch nachweisen lässt. Denn der Bauer Johannes Straub (1717-1783) gehörte nicht nur einige Zeit dem Rat der Gemeinde an, er hatte mit Jacobina (1783-1851) eine Grieß-Tochter  geheiratet. Georg Friedrich Grieß übernahm nun Straubs Hälfte, sozusagen als ein familieninternes  Immobiliengeschäft. 

Schweizer aus dem Berner Gebiet siedelte sich 1675 in Lienzingen an

Demnach gehörte zu den Strippenziehern im Dorf in der zweiten Generation auch Georg Friedrich Grieß.  Erst hundert Jahre zuvor war sein Großvater Abraham Grieß (1646-1732) in den Ort gezogen: Er war Schweizer, geboren in Mosenrieth, Berner Gebietes,  ehelichte 1675 in Lienzingen Anna Dorothea Hafner (ca. 1652-1732), Tochter des Johann Hafner aus Bad Liebenzell. Von ihren sechs Kindern überlebten drei: Ulrich, Hans Jerg und Georg Friedrich. Ulrich (1688-1757) amtierte viele Jahre in Lienzingen als Richter und Bürgermeister, erlag einer Auszehrung

Elf der 15 Kinder von Hans-Jörg und Anna Katharina überlebten erstes Lebensjahr nicht

Mangelnde Hygiene, Krankheiten, beengte Verhältnisse, Schmutz und damit der Nährboden für Bakterien sorgten für eine hohe Kindersterblichkeit.  Hans Jerg Grieß, Bauer, und seine Frau Anna Katharina, geborene Abel,  hatten 15 Kinder, elf überlebten ihr erstes Lebensjahr nicht. Ähnlich bei Ulrich und Maria Jacobina (1688-1759): Nur jedes zweite der zehn Kinder überstand die ersten Lebensmonate. 

Hinter der rechten Seite des Mauerwerks, das zum Gasthaus Lamm an der heutigen Knittlinger Straße gehörte, hatte die Familie Lehner eine Kegelbahn einbauen lassen. Dort herrschte ordentlich Betrieb, wie wir Nachbarn fast allabendlich hören konnten, wenn die Kegel fielen. Das Grund des Lamm grenzte an das von Herzenbühlstraße 25 (heute 5) an. (Foto: Günter Bächle, 2022)

Die  Namensliste der Eigentümer nach 1800 im Brandschadensversicherungs-Kataster gleicht fast dem der  Güter- und Steuerbücher. Die Versicherung stufte den Gebäudewert über die Jahre immer höher ein, ohne Kriterien zu nennen, hob deshalb den Anschlag an, damit auch die Prämien. Der Gemeinderat setzte ihn allein für die besonder Scheuer daselbst – Herzenbühl 25 A - am 16. April 1830, 1845 und 1857/58 schrittweise von 600 auf 625 Gulden hoch. 

Die Familiengeschichten offenbaren ein grelles, erschütternderes Bild der sozialen Lage des Dorfes am Beispiel  Herzenbühl 25.  Keine ländliche Idylle, ein schweres Leben, für die vielen Menschen ein zu kleines Haus. Nach dem Tod von Vater Georg Friedrich blieben sein Sohn Johann Friedrich sowie dessen beiden Schwestern Judita (auch Judith) und Margareta (auch Margarethe) mit dem jeweiligen Teileigentum im Geschäft. Judith hatte 1814 den Schuster Johann Schneider geheiratet. Während Judith mit 48 Jahren 1819 eine Lungenentzündung nicht überstand, erlagen Johann Friedrich mit 45 Jahren 1812 und Margareta mit 68 Jahren anno 1833 der  Wassersucht.  Die Grieß-Sippe war seinerzeit einflussreich im Ort. doch der Name Grieß taucht in  dem heutigen Einwohnerverzeichnis nicht mehr auf. In ihrem Todesjahr 1833 gehörte die eine Hälfte des Gesamtanwesens der kinderlos und unverheiratet gebliebenen Margarethe. 

In der Sonntagskleidung, wohl am Konfirmantenalter, Inge Pfeil und (ß) Haug. Im Hintergrund die Kellertüre in Schräglage (Foto: 1950, Ausschnitt eines 8mm-Filmes, den Hermann Bauz gedreht hat, digitalisiert von Martin Walter)

Gab es verwirrende Lienzinger Teilungsverhältnisse, exemplarisch dargestellt an Herzenbühl 25? 

Einträge über die Reihenfolge im Eigentumsübergang auf Blatt 568  mit der Überschrift Ulrich Münzinger und Nicolaus Straub im Güter- und Steuerbuch um 1748 sind noch klar, Lippik interpretiert sie so: 

Die Eigentümer nacheinander:

Nicolaus (1748), dann Ulrich Münsinger, danach Matthäuß Braun, Schneiders Witwe. 

Erst mit den Nebeneinträgen beginnt die Verwirrung.

So heißt es in einer Notiz wiederum von

 a[nn]o 1775 hievon den halben Keller und den halben stall in der Scheuren an Friderich Grieß verkaufft, so daß Friderich Grieß den ganzen Keller, und den ganzen Stall innen hat, wegen der Versteurung aber nach der Erkentnuß weitter nichts in Abzug kommt.

1803 ererbte je 1/6: Andreas, Gottlieb, Dorotee (Gottlieb Barts Weib), Margarete, Friedrich, Elisabeth.

 (Laut Ortsfamilienbuch Nr. 1454 waren dies die sechs noch lebenden Kinder von Ulrich Münzinger, die nach dem Tod ihrer Mutter 1802 erbten.  Margarete hatte 1806 einen Matthäus Braun geheiratet – wohl den, der dann nach ihrem Tod oben als Eigentümer eingetragen wurde)

1820: Die diversen Anteile am  Wohnhaus anno 1820 verteilten sie sich laut Brandschadensversicherungskataster auf ½ Friedrich Grieß, 1/3 Judith Grieß, 2/3 Margareta Grieß, ½ Ulrich Münzinger, ½ Mattäus Braun & 1845 Mattäus Witwe, ½ Jacob Rommel, 1/8 Mattäus Braun/des Schneiders Witwe, 3/8 Gottfried Braun. 

1826: 1/3tel Eigenthum der Kinder des Matheis Braun & 1852 3/8 Gottfriedt Braun, Schneider durch Übergaabe.

1833: Jetzt verschoben sich die Anteile innerhalb der Braun-Sippe. Nun gehören Gottfried Braun 7/8 und des Schneiders und somit des Matthäus Brauns Witwe einschließlich ihrer drei Kinder (wie schon seit 1826) ein Drittel. 

Ähnlich sind die Verhältnisse bei der Scheuer. Bei Bauer Jakob Thome – angeblich aus Bauschlott zugezogen - steht nur pauschal (ohne Zahl) Antheil wegen bedeutender Verbesserung erhöht um 235 fl.  EinschäzProt(okoll) v. 22. Oktober 1835 S. 2. Wiederum auf diesem Anschlag basierte die Prämienhöhe. Der Wert des Braunschen Anteils kletterte 1845 um 200 fl. 

Ulrichs Name oder der eines anderen Münzingers findet sich von 1833/34 nicht mehr in den Listen für Herzenbühl 25.

Eigentümerwechsel vollzogen sich schleichend. Gottfried Friedrich Huber (1833), Jakob Thome 1834 und 1845 Jakob Rommel (eine Hälfte), 1852 Witwe und Kinder des Schneiders Matthäus Braun (1/8) – Braun selbst hatte 1826 ein Drittel Eigentum erworben. Huber und Rommel - Lienzinger Familiennamen mit gutem Klang. 

War nicht überall Lienzingen – einmal mehr, einmal weniger?

Gemächlich oder gar ruhiges Landleben? Verklärung passt nicht zum Alltag der Menschen, die in der Enge von Herzenbühl Nummer 25 leben mussten. Die Daten im Ortsfamilienbuch Lienzingen sind zwar straff aufbereitet, lassen aber durchaus zu, sich ein Bild zu malen von den überwiegend stinkigen Verhältnissen in den rund 280 Jahren, in denen Wohnhaus, Scheuer und Stall als Nummer 25 und 25 A standen. Aber war nicht überall Lienzingen – einmal mehr, einmal weniger?

Ein einstokigtes Haus: Herzenbühl 25: Beschrieb im Gebäudekataster von 1824, die Datensammlung im 18. und 19. Jahrhundert (STAM).

Immer wieder Diagnose Auszehrung: Gottlob Friedrich Huber, Steinhauer, verheiratet seit 1816 mit Rosina Dorothea Rist (von den Grieß), fünf Kinder, vier starben, bevor sie erwachsen wurden, Sohn Friedrich Gottlob an Scharlach mit sechs Jahren, Juditha Dorothea mit 23 Jahren und Jaccobina Margaretha mit 14 Jahren genauso wie ihre Mutter mit 52 Jahren an Auszehrung, der Vater mit 59 Jahren an Wassersucht. Nur Johann Gottlieb schafft es: Als er 1850 seinen 25. Geburtstag feierte, heiratete er die nur um ein Jahr jüngere Louise Barbara Spengler aus Lienzingen. 1865 wanderten sie nach Amerika aus. Sieben Kinder brachte Louise Barbara zur Welt: fünf in Lienzingen, zwei unterwegs oder in den Staaten – von den fünf Babys hier wurde keines älter als zwei Jahre. Ob sich für die Eltern und die übrigen zwei Mädchen die Hoffnungen auf ein besseres Leben erfüllen konnten, steht in keinen Papieren.

Über Jakob Thome finden sich kaum Aufzeichnungen. Es sei denn, er schrieb sich anders. Vielleicht Thomä? Bleibt Jakob Rommel:  Auch hier ist die Datenlage dünn. 

Braun verschlägt es von Hildrizhausen nach Lienzingen

Die Brauns. 1806 kam der 24-jährige Schneidergesell Matthäus Braun aus Hildrizhausen nach Lienzingen und trat mit der gleichaltrigen Margaretha Münzinger vor den Traualtar. Sechs Kinder gebar Margarete zwischen 1895 und 1819. Am 5. April 1823 hatte ihr letztes Stündlein geschlagen. Diagnose: Darmentzündung und Nervenschlag. Am 14. Oktober 1823 schloss der Witwer einen zweiten Bund fürs Leben, und zwar mit Agnes Catharina Stahl (28). Am 15. Juli 1824 erblickte mit Gottfried das erste von vier Kindern das Licht der Welt: Gottfried (1824 bis 1886), der den beruflichen Weg seines Vaters einschlug, die Schusters-Tochter Juliana Magdalena Costabel aus Pinache ehelichte, durfte sich von 1885 an Schneidermeister nennen, ein Jahr später erlag er allerdings einem Lungenleiden,  die Schwiegertochter 1890 einer Lungenentzündung,  Vater Matthäus war 1847 an einem Magenkrampf gestorben. 

Die Anteile des Schneiders Gottfried Braun an Herzenbühlgasse 25 und 25 A(STAM)

Ein bitteres Schicksal ereilte den Sohn aus zweiter Ehe, Gottfried Friedrich, denn am 21. Januar 1892 verunglückte der 19-Jährige  durch Erkältung bei Löschung einer Feuersbrunst in Maulbronn tödlich.

Im Badischen fand Friederike Sophie Braun ihr Glück. Die Tochter von Gottfried und Juliana Magdalena heiratete am 5. Januar 1890 den Goldarbeiter Karl Friedrich Lichter. 22 Jahre alt der frischgebackene Ehemann aus Pforzheim-Dillweißenstein, 25 Jahre seine Frau. Sie schlugen ihr gemeinsames Domizil in Lienzingen auf. Sechs Kinder, davon drei, die nicht einmal ein Jahr alt wurden: Wilhelm (1893) von Brechruhr dahingerafft, August (1894) ebenso und Louise (1895) erlag  Gichtert.  Sie überlebten: Karl Gottfried (1888), Karoline Frieda (1890), Karl Wilhelm (1891) .

Die besondere Geschichte: Brauns und die Anteile

Schneider Gottfried Braun nannte bei Herzenbühl 25 unter anderem 3/8 sein eigen. Von der Hälfte des Objekts oder von der Gesamtheit? Möglicherweise löst die Versicherungsliste  mit einer neuen Einschätzung anno 1883 das Rätsel. Es war der eineinhalbstockige Schuppen mit Schweineställen, vorne an die Scheuer angebaut, auf Freipfosten mit Ziegelplattendach – der Versicherungsanschlag betrug 140 Mark. Ein Gebäudeteil, der bis zum Abriss des gesamten Komplexes 1972 stand. Doch Braun besaß noch weitere Teile an Herzenbühlgasse 25, wie sich einige Seiten später zeigt. Sie gingen nach seinem Tod auf des Schneiders Witwe und Kinder über – ein Teil des Nachfolgebaus von 1972 ist heute noch in der Familie, denn Frida, Enkelin von Gottfried, brachte des Stück Eigentum in ihre Ehe mit dem örtlichen Landwirt Eugen Kontzi ein.

Für 1883 und 1909 wird Friedrich Lindauer genannt, der Teile der Scheuer erstand: im Erdgeschoss einen Stall und eine halbe Tenne sowie den rechts der Tenne liegenden Schweinestall. Bei der Schätzung des Versicherungswertes anno 1914 heißt der Eigentümer schon wieder anders, nämlich Gustav Pfeil. 

Herzenbühlgaß Nro. 25 – die amtlichen Beschreibungen von 1883 im Original: 

(Aus: STAM, Li B 221, Bl 108-113)

Blatt 108
Gebäude-Nr. 25
Braun, Gottfried W[i]t[ti]b (=Witwe)
Ein einstockiges Wohnhaus in der Herzenbühlgasse, in der Nähe der Scheuer Nr. 25 A, der Sockel von Stein, darüber Riegelwerk mit Ziegelplattendach, hat im Sockel 2 Balkenkeller und im Stock 2 Zimmer, 2 Kammern und 2 Küchen Gesamt Anschlag: 2240 M. (Fundamente von Versicherung ausgenommen, neueste Schätzung 1883, Vers.-Anschlag 1120, Klasse IV, Umlagekapital 1400)
Im Sockel 1 Balkenkeller und im Stock 1 Zimmer, 1 Kammer und 1 Küche
Anschlag: 1120 M.

Blatt 109
Gebäude-Nr. 25
Seitz, jung Jakob 1893, Lindauer, Friedrich:
Anteil an dem oben Bl. 108 beschriebenen einstockigen Wohnhaus in der Herzenbühlgasse, wozu gehört: Im Sockel 1 Balkenkeller und im Stock 1 Zimmer, 1 Kammer und 1 Küche (Fundamente von Versicherung ausgenommen, neueste Schätzung 1883, Vers.-Anschlag 1120, Klasse IV, Umlagekapital 1400)

Blick in die Herzenbühlgasse im Jahr 1950. (Foto: Ausschnitt eines 8mm-Filmes, den Hermann Bauz gedreht hat, digitalisiert von Martin Walter)

Blatt 110
Gebäude-Nr. 25 A
Braun, Gottfried W[i]t[ti]b:
Eine einstockige Scheuer beim Haus, zusammenhängend mit dem Schuppen Nr. 25 C, von Stein und Riegelwerk mit Ziegelplattendach, hat 1 Tenne, 2 Ställe und im Übrigen ScheuernRaum. Anschlag: 1440 M. Hieher gehört:  ½ Tenne, 1 Stall und der größere Theil des ScheuernRaumes, Anschlag 760 M.(Fundamente von Versicherung ausgenommen, neueste Schätzung 1883, Vers.-Anschlag 760, Klasse IV, Umlagekapital 950)

Blatt 111
Gebäude-Nr. 25.A 
Seitz, jung Jakob 1883 Lindauer, Friedrich
Anteil an der oben Bl. 110 beschriebenen einstockigen Scheuer, wozu gehört: 1/2 Tenne, 1 Stall und der kleinere Theil des ScheuernRaumes. (Fundamente von der Versicherung ausgenommen, neueste Schätzung 1883, Vers.-Anschlag 680, Klasse iV, Umlage-Kapital 850)

Blatt 112
Gebäude-Nr.25.B 
Seitz, jung Jakob:
Lindauer, Friedrich
Ein Schweinstall, an den obern ScheuernGiebel angebaut, von Holzwerk mit Ziegelplattendach (Fundamente von der Versicherung ausgenommen, neueste Schätzung 1883, Vers.-Anschlag 60,  Klasse iV, Umlage-Kapital 75)

Blatt 113
Gebäude-Nr. 25 C
Braun, Gottfried W[i]t[ti]b:
Eine 1 1/2stockiger Schuppen mit Schweinställen vornen an die Scheuer angebaut, auf Freipfosten mit Ziegelplattendach  (Fundamente von der Versicherung ausgenommen, neueste Schätzung 1883, Vers.-Anschlag 60,  Klasse iV, Umlage-Kapital 150).

Somit gehörte laut Transkription Bl. 108 (das Wohnhaus) und Bl. 110 (Scheune beim Haus mit Tenne und 2 Ställen) dem Schneider Gottfried Braun mehr oder weniger schon die Hälfte des Gesamtanwesens. Die andere Hälfte oder „Anteil“, wie es in der Beschreibung heißt, hatte zu dieser Zeit jg. Jakob Seitz (Bl. 109, 111, 113). Seitz wurde schon für seinen Teil 1893 von Lindauer abgelöst, während Pfeil wiederum im selben Teil 1914 Lindauers Teil übernahm, um diesen Teil später - wie mündlich zu erfahren war - dem Landwirt Eugen Kontzi zu verkaufen und dessen Ehefrau Frieda, geborene Braun. Damit war das Anwesen in einer Hand, und zwar erstmals seit Errichtung der Gebäude. Den anderen Teil ybesaß  schon in dieser ganzen Zeit Gottfried Brauns Witwe, die auch in der Herzenbühlgasse wohnte – gleich gegenüber. 

Ortsplan 1910, nördlicher Teil die Herzenbühlgasse, die zweimal in den Ortsweg Nr. 1, heute Knittlinger Straße, mündet.

Nicht unbedingt immer identisch waren Eigentümer und Bewohner von Herzenbühlgasse 25. Solches lässt sich den Unterlagen nicht entnehmen. Dieser Hinweis sei noch angefügt. 

Quellen-Verzeichnis: Stadtarchiv Mühlacker (STAM)_Li, Herzenbühlstr 5, Geb-Nr 25 (3), Feuerversicherungsbuch 1883, Transkription - Li B 221, Bl 108-113 / Li_ Herzenbühlstr 5_ Geb-Nr 25 (1a)_ Güter-u Steuerbuch 1748ff_ Bd 1_ Transkription - Li B 186b_ Bl 401(1)/ Li_ Herzenbühlstr 5_ Geb-Nr 25 (1b)_ Güter-u Steuerbuch 1748ff_ Bd 3_ Transkription - Li B 186c_ Bl 519 b(1) Li_ Herzenbühlstr 5_ Geb-Nr 25 (2)_ Gebäudekataster 1824_ Transkription - Li B 203a_ Bl 34. Unveröffentlichtes Manuskript: Familien in Lienzingen (Ortsfamiliennamenbuch). Ein herzliches Dankeschön an Marlis Lippik, Leiterin des Stadtarchivs Mühlacker, für das Transkripieren.

Eine weitere Erzählung zur Blog-Serie Lienzinger Geschichte(n): 

Das Nach-Denk-Wort zum Fall Herzenbühlgasse 25:

Der Fall Herzenbühlgasse 25 hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Adel und  Fürstenhäuser (im doppelten Sinne) werden von der Geschichtsschreibung quasi im Abonnement aufgearbeitet, ergänzt, hofiert, populär gemacht, weil gefragt – die des einfachen Volkes, der Bauern, Handwerker und Tagelöhner mit all ihren Leiden, der hohen Sterblichkeit, besonderes bei den Kindern, kommt  meist zu kurz – es sei denn, im lokalen und regionalen Bereich gibt es solche Projekte wie Ortsbücher und besonders auch Familiennamenbücher, wie sie für Mühlacker und Mühlhausen an der Enz vom Stadtarchiv schon herausgegeben wurden. Das von Lienzingen liegt in der Warteschleife, das Ortsbuch Mühlhausen auch. Kommunen müssen ihre Archive etwas Wert sein, in Mühlacker mehr Wert sein. Sie sind Quelle, um neue Kenntnisse zur Historie zu erforschen. Wie den Fall Herzenbühlgasse 25. Der lokale Fall! Dank dem Gedächtnis der Stadt.

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