Idylle pur und gleichzeitig Hochwasserschutz
Das wird zur unendlichen Geschichte. Oder wir machen neugierig auf das Renaturieren der Schmie. Diese Aufgabe erledigt sich nicht von allein.
Statt einem wie in ein Korsett gezwängtes Gewässer, das kaum Raum lässt für größere Niederschlagsmengen. Dazu gäbe es eioe Alternative: Eine sich in der Ortslage von Lienzingen durch die Bachauen schlängelnde Schmie – ein solches Konzept liegt seit Jahren vor. Genau seit 2004, doch nach anfänglicher teilweiser Euphorie auch bei einer Anliegerversammlung im Kleinen Saal der Gemeindehalle zeigte sich - wir warteten wirklich lange zu - spätestens zehn Jahre danach, dass es an Zeit, Willen und Konsequenz fehlt. Da war das Scheitern klar. Und dies wiederholte sich - bis heute. Trotz Klimawandel und zunehmendem Starkregen. Meine Anfragen im Gemeinderat dazu ähnelten sich Jahr für Jahr, die Antworten aus dem Rathaus endeten zumeist mit der Ankündigung der nächsten Gewässerschau.
Nichtsdesttrotz: Wagen wir wieder einen Anlauf und sind optimistisch, dass dieser gelingt!
Der Bach im natürlichen Lauf wäre Idylle pur und gleichzeitig Hochwasserschutz etwa bei Starkregen. Mein Fazit nach der gestrigen gemeinsamen Gewässerschau von Landratsamt und Stadtverwaltung: Der Handlungsdruck besteht und wächst zudem! Ein Zwischenbericht von 2014 zeigt, dass immer noch an den gleichen Symptomen herumkuriert wird.
Notwendigkeit und Ziel, dem Schmiebach mehr Raum zu geben, standen erstmals 2004/05 im Gewässer-Entwicklungsplan Schmie in Lienzingen und sind 2015 als eines der Ergebnisse der Flussgebietsuntersuchung Schmie/Scherbentalbach verstärkt worden. Diese Untersuchung war Folge des Hochwassers vom Juni 2013. Der erste Anlauf zur Renaturierung der Schmie ist gescheitert, dies kann jetzt wieder drohen. Es sei denn..
Anlieger sind bisher nicht bereit, die dafür beidseitig notwendigen Geländestreifen abzugeben. Vermutlich fehlte es auch an Gesprächen. Dabei ist dies ein Kernstück des Hochwasserschutzes in der Ortslage von Lienzingen und als solches Teil des beim Land zur Bezuschussung angemeldeten Zehn-Jahres-Programmes. Lienzingen ist darin 2024/27 an der Reihe.
Die regelmäßigen Gewässerschauen von Enzkreis und Stadt brachten leider – wie sich jetzt am Donnerstag erneut gezeigt hat – immer das gleiche Bild: Einengungen des Baches, ungenehmigte Einbauten am Ufer, Müll und andere Ablagerungen, somit Hemmnisse beim Durchfluss gerade bei starken Niederschlägen. Das alles änderte sich nicht, im Gegenteil. Wir verpassen wieder den Durchbruch, wenn es Stadt und Kreis jetzt nicht gelingt, die Bereitschaft zur Flächenbereitstellung überhaupt zu erschließen.
Die Renaturierung dient dem Hochwasserschutz, aber auch der Aufwertung dieses Bereiches, schafft Nutzen und Schönheit. Die Planungen, die dem Gemeinderat vor Jahren vorgelegt wurden, begeisterten nicht nur mich. Es ist aller Mühe wert, an deren Umsetzung zu arbeiten.
Doch weil im Schwäbischen der Grundsatz gelebt wird, ums Haus herum verkauft man nichts, stellt sich die Frage, ob alternativ eine Anpachtung von benötigten Flächen möglich wäre und ob dafür auch Landesmittel genehmigt würden. Dies ventiliert die Stadtverwaltung Mühlacker.
Die Menschen müssen sich das konkret vorstellen können, sie müssen begeistert werden. Das könnte der entscheidende Anstoß sein, mehr Natur in diesen Bereich zurückzuholen und auch die Hochwassergefahren für die Unterlieger zu minimieren.
Mein Fazit packte ich in eine Mail an die Erste Landesbeamtin der Kreisverwaltung, Dr. Hilde Neidhardt, im cc Bürgermeister Winfried Abicht. Der Enzkreis möge zusammen mit der Stadt Mühlacker ein Modellvorhaben entwickeln, das passgenau ist und für das sich möglicherweise die Hochschule Pforzheim als Projektbegleiter gewinnen lässt. Seit mehr als 15 Jahren wird geplant und diskutiert, beschlossen, aber aus den bekannten Gründen nichts realisiert. Gleichzeitig sind die allgemeinen Vorschriften deutlich verschärft worden, um zum Beispiel Ablagerungen am Ufer zu verhindern, aber auch Wasserrandstreifen zu ermöglichen. Das sollte möglichst im Konsens geschehen
Mir schwebt ein Modellfall vor für Gemeinden, die trotz der bekannten Flächen-Probleme ans Werk gehen wollen - mit dem Eingeständnis, dass nichts unbedingt alles gleich perfekt sein kann, sich aber trotzdem Lösungen anbieten als Alternative zum absoluten Stillstand. Ist erst einmal etwas zu sehen, kommt der Rest meist von selbst. Ich zitiere Angelika Groß vom Umweltschutzamt des Landkreises, die bei der Gewässerschau daran erinnerte, wie gut das Renaturieren der Enz im Rahmen der Gartenschau 2015 angekommen sei. Als sie fertig war, waren alle begeistert – so könnte es doch in Lienzingen sein.
Warum eigentlich nicht?
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