Morgen, morgen wird's was geben - sagen Landrat und Pre Zero
Hoffen wir, dass es hilft – das Krisengespräch zwischen Landrat und Pre Zero (Eigentümer Lidl & Schwarz) gestern Abend. Heute früh gleich der Brief des Verwaltungschefs an Kreisräte, Bürgermeister etc., angefügt eine Mail des Geschäftsführers des Unternehmens. Langes Warten adieu? Morgen, morgen wird's was geben.
Ziehen wir nächste Woche Bilanz. Immerhin: Es gibt Verträge. Die Kunden müssen schließlich auch ihre Abfallgebühren bezahlen. Doch nicht überall herrscht Unmut - bei uns im Wohngebiet klappte die Entsorgung und der Tonnen-Wechsel. Außer die ärgerliche Sache mit dem übervollen Altglascontainer am Sportplatz in Lienzingen.
In den letzten Tagen und Wochen hat der Systemwechsel von Flach/Rund zum neuen System Leichtverpackungen (LVP) und Glas die Öffentlichkeit und auch Sie in Ihrer Funktion zunehmend beschäftigt, schreibt Bastian Rosenau.
Dabei hätten die Beschwerden über Fehler bei der Verteilung der Tonnen, über die Erreichbarkeit der Hotline und über nicht erfolgte oder verspätete Leerungen in den vergangenen Tagen spürbar zugenommen. Auch uns hat eine Vielzahl dieser Beschwerden erreicht, obwohl das Landratsamt bei dieser Systemumstellung sowie den Leerungen der Gelben und Blauen Tonne keine Zuständigkeit hat.
So weit, so schlecht. Wird es besser?
Im Sinne unseres Dienstleistungsauftrages für die Bevölkerung des Enzkreises sind wir jedoch unabhängig von den Zuständigkeiten fast täglich mit der Firma Pre Zero im Austausch, um diese Probleme zu lösen, steht weiter in dem elektronischen Brief. Ausgelöst worden seien die Probleme bei den Leerungen unter anderem durch den hohen Krankenstand in der Belegschaft von Pre Zero, dies unterscheide sich nicht von Busunternehmen und anderen Dienstleistern, wie es nun täglich der Presse zu entnehmen ist.
Und wer ist Pre Zero?
Weltweit: Die Pre Zero Gruppe ist ein international tätiger Umweltdienstleister mit rund 30.000 Mitarbeitenden an über 430 Standorten in Europa und Nordamerika. Und in Deutschland. Sitz Wesselin bei Köln. Teile von SUEZ in Deutschland wurden an die internationale Pre Zero Gruppe verkauft. Die Pre Zero Gruppe steht für die Vision „Neues Denken für ein sauberes Morgen“ und realisiert die Schließung von Kreisläufen. Mit den anderen Unternehmen der Schwarz Gruppe - so die Eigensicht aufs Unternehmen - deckt Pre Zero die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Herstellung über den Handel, die Entsorgung, Sortierung und Wiederaufbereitung bis hin zum Recycling.
Im Austausch mit Pre Zero könne er der Firma bestätigen, dass diese die vom Landratsamt mitgeteilten Reklamationen in den allermeisten Fällen sehr zeitnah behoben hat.
Wäre zu klären, was zeitnah heißt?
Nur zwei kleine Beispiele:
- Stadtrat Wolfgang Schreiber: Viele Grüße aus Müllhausen. Der ganze Ort steht sowas von voll mit grünen und blauen Tonnen (hier resignieren die ersten und stellen den Behälter weg). Einzig die gelben Behälter wurden gestern spätnachmittags geleert.
- Dienstag, 25. Januar, 8.52 Uhr, Ulrich Saur vom Ordnungsamt Mühlacker: Ich habe Pre Zero heute nochmals angemahnt, die Glascontainer in Lienzingen zu leeren (erste Mahnung 17. Januar).
Zurück zum Gespräch des Landrats und des zuständigen Dezernenten des Landratsamtes, Frank Stephan mit Daniel Berens als Geschäftsführer von Pre Zero über die Abarbeitung der nach wie vor bestehenden Probleme. Man habe sich intensiv ausgetauscht. Berens habe glaubhaft darstellen können, dass Pre Zero mit Hochdruck an deren Lösung arbeite. Wir haben unsererseits betont, dass es im Sinne aller Beteiligten dringend geboten ist, in einen normalen Entsorgungsmodus zu gelangen und dass eine zeitnahe, stetige und umfassende Information der Bevölkerung absolut notwendig ist.
Diplomatisch deutlich
Da Sie in Ihrer Funktion (meint damit auch Kreisräte) aktuell immer wieder diesbezüglich angesprochen werden, haben wir vereinbart, dass die Firma PreZero den aktuellen Stand für Sie als Information zusammenfasst. Besonders die Entscheidung der Firma Pre Zero, diese Woche bis einschließlich Samstag aus anderen Gebieten Fahrzeuge in den Enzkreis zu bringen, um in einer Schwerpunktaktion bis Ende dieser Woche bei den Leerungen auf Stand zu kommen, begrüße ich sehr. (Ich auch.)
Die detaillierten Informationen entnehmen Sie bitte dem beigefügten Mail, welches Herr Berens als Geschäftsführer der Firma Pre Zero heute an uns gesendet hat, um es Ihnen zu Ihrer Information weiterzuleiten. Wir haben gestern Abend auch abgestimmt, dass die Firma Pre Zero in der nächsten Woche in einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit über diesen Stand aktuell informieren wird.
Warum erst nächste Woche? Warum wird im Hintergrund gesprochen?
Die Leute meinen, es soll etwas vermauschelt werden, wenn die Medien zum Hintergrundgespräch eingelaen werden. Das ist der zentrale Punkt: Mangelnde Kommunikation. Lieber zu viel als zu wenig informieren.
Krach in Ludwigsburg, unser BUNT-Partner - Da geht's dem Enzkreis besser
Beteiligt sich der Landkreis Ludwigsburg an den Kosten eines möglicherweise großflächigen Austauschs der blauen Boxen gegen Tonnen? Die Idee, den Konflikt mit dem Dualen System um die Altglasbehälter mit einem solchen Kompromiss beizulegen, stößt im Kreistag auf geschlossene Ablehnung. Alle Fraktionen erwarten, dass Landrat Dietmar Allgaier die Rechtsposition des Landkreises durchsetzt.
Mail von Geschäftsführer Daniel Berens/Pre Zero (im Original):
"Wie gestern in unserem gemeinsamen Termin mit Herrn Landrat Rosenau besprochen, möchte ich nachfolgend die Umstände benennen, die zu der derzeitigen Situation in der Abfuhr (Papier, Leichtverpackungen, Glas, Restmüll und Bioabfall) führen. Daran anknüpfend möchte ich die jeweiligen Gegenmaßnahmen aufführen. Den Bürgern des Landkreises, deren politischen Vertretern und auch der Verwaltung kann ich absolut versichern, dass alle Mitarbeiter der Pre Zero Service Süd GmbH mit höchster Anstrengung und enormen Einsatz täglich daran arbeiten, alle negativen Einflüsse zu beseitigen und die Regelabfuhr der diversen Abfall- und Wertstofffraktionen wieder herzustellen.
Was führt aktuell zu der nicht zufriedenstellenden Abfuhrleistung?
Die Umstellung von Flach/Rund hat zur Folge, dass neue Touren/Routen geplant werden mussten, um auch weiterhin langfristig ein optimales Ergebnis in der Abfuhr zu erzielen. Diese Touren sind auch für unsere Stammfahrer und für die „alten Hasen“ neu und müssen erst verinnerlicht werden. So kann es passieren, dass es in diesem Bereich zu Verzögerungen und Anfangsfehlern kommt.
Wir haben mit massiven, teils auch corona-bedingten Personalausfällen in der Fahrerschaft zu kämpfen. Von 22 Fahrern in der Kommunalabfuhr sind derzeit 9 Fahrer krankheitsbedingt abwesend. In der Spitze waren es 11 Fahrer, die uns fehlten. So kam es zu den bekannten Ausfällen der Touren und zu dem Verzug in der Abfuhr.
Die Fahrer, die uns ausgefallen sind, sind zum Teil sehr erfahrene Seitenladerfahrer. Diese LKW-Gattung kann nicht von jedem Fahrer bewegt werden, da es viel Übung, Übersicht und ein besonderes Maß an Geschick verlangt, welches man sich antrainieren muss. Fallen diese Fahrer in großem Umfang aus, so ist eine Besetzung der Seitenlader nicht mehr möglich. Ersatzweise werden diese Touren dann mit Heckladern gefahren Die Ersatzfahrzeuge und auch die hierfür zuständigen Fahrer sind zahlenmäßig begrenzt, sodass die benötigten LKW nicht mit dem nötigen Fachpersonal besetzt werden können.
Wir haben vereinzelt mit Defekten und Ausfällen der LKW zu tun. Das ist im Normalfall kein sehr großes Problem, da es in der Regel durch eine Fahrzeugreserve eingeplant ist. Aufgrund der zuvor beschrieben Lage befinden wir uns derzeit jedoch in einer Ausnahmesituation, sodass die technischen Ausfälle leider deutlich ins Gewicht fallen. Ersatzteile brauchen aufgrund der Lieferkettenprobleme bei den Herstellern teilweise Monate. So haben wir derzeit 2 LKW in der Werkstatt, die zwei Monate nicht einsatzfähig sind. Ersatz für diese LKW ist derzeit auf dem Mietmarkt nicht zu beschaffen. Die Ident-Technik, die für die Behälter-genaue Erfassung der Leerungen und damit für die Gebührenabrechnung notwendig ist, lässt es nicht zu, beliebige LKW einzusetzen. Jede Stunde Ausfall bedeutet, dass ca. 80-120 Müllgefäße weniger geleert werden.
Auch in unserer Einsatzleitung fehlen derzeit 2 langjährige Mitarbeiter. Diese Erfahrung und Ortskenntnis fehlen spürbar.
Das extrem hohe Aufkommen an Anrufern (bis zu 700 je Tag) und E-Mails (ca. 300 am Tag) nehmen viele Ressourcen des üblichen Tagesgeschäfts ein. Der Druck aus der Öffentlichkeit ist auch in der Einsatzleitung und unter den Fahrern allgegenwärtig. So arbeiten die Kolleginnen und Kollegen am Rande der Belastungsgrenze. Teilweise auch darüber hinaus.
Was hat PreZero an Maßnahmen ergriffen:
Wir fahren in verlängerten Touren und reizen die gesetzlich mögliche Arbeitszeit bis zum absoluten Maximum aus.
Die Mitarbeiter fahren jeden Samstag, um Rückstände aufzuholen. Auch diesen Samstag werden wir mit 9-10 LKW unterwegs sein um Touren nachzuholen.
Aus sämtlichen Bereichen der Niederlassung Knittlingen sind Kollegen von Ihren üblichen Arbeitsplätzen auf die LKW versetzt. So fahren Kollegen aus dem Betriebsrat, dem Lager, der Sortieranlage oder der Werkstatt auf den LKW mit.
Es fahren seit Beginn der Krankenwelle 3 Fahrer und zusätzliche Lader aus unserer Niederlassung in Rülzheim mit in Knittlingen; aus unserem Standort Bruchsal kommt derzeit ein LKW mit Besatzung zur Unterstützung nach Knittlingen;
Ein Einsatzleiter aus Rülzheim hilft seit letzter KW in der Einsatzleitung Knittlingen aus.
Wir haben die neue LVP/Glashotline seit Dezember an eine externe Fachfirma vergeben, um unsere Erreichbarkeit zu gewährleisten. In dieser 0800er Hotline liegen die Wartezeiten bei unter 5 Minuten.
Große Teile unseres administrativen Bereichs sowie sämtliche Auszubildenen sind mit der Beantwortung der Anfragen per E-Mail beschäftigt und fangen diverse Aufgaben auf.
„Härtefälle“ werden durch die Niederlassungsleitung und den Kommunalvertrieb bearbeitet.
Presseanfragen werden schnellstmöglich beantwortet.
Verzögerungen in der Abfuhr werden tagesaktuell unter www.verpackungsabfall-enzkreis.de kommuniziert. Ebenfalls werden Mitarbeiter der Abfallwirtschaft informiert.
Die große Herausforderung ist nun, die Nachfahrten zu organisieren. In manchen Straßen und Ortschaften stehen beispielsweise nur vereinzelte Behälter zur Nachfahrt. In anderen Fällen sind es ganze Ortschaften oder Straßenzüge. Daher müssten wir eine sinnvolle Reihenfolge festlegen, die es uns ermöglicht, einen Großteil der Bürgerinnen und Bürger schnellstmöglich zufriedenzustellen und gleichzeitig operativ möglich ist. Dieser Logik folgend, fahren wir zuerst die Straßenzüge und Orte ab, bevor wir einzelne Nachfahrten organisieren können. Das hat zur Folge, dass es tatsächlich vereinzelte Gefäße geben kann die seit längerem nicht geleert wurden. Würden wir jedoch diese Gefäße separat anfahren und die LKW-Kapazität dafür einsetzen, könnte uns verhältnismäßig viel Sammelzeit für größere Straßenzüge und Orte fehlen. Hinzu kommt, dass aus rein hygienischen Gründen Restmüll und Bioabfall in den Nachfahrten priorisiert werden. Diese Vorgehensweise ist üblich, wird schon immer so praktiziert und ist auch im Maßnahmenplan der Pandemie so beschrieben.
Verdeutlichen möchte ich, dass das alles nicht in Verbindung mit dem Übergang von SUEZ zu PreZero steht. Alle handelnden Mitarbeiter stehen durchgehend in der Verantwortung. Es wurden keinerlei Stellen bei der Pre Zero Service Süd GmbH umbesetzt, seit wir zu PreZero gehören.
Ich möchte zum Abschluss noch einmal versichern, dass Pre Zero sich mit dieser Mail nicht aus der Verantwortung für eine saubere und termintreue Abfuhr der Gefäße nehmen möchte. Im Gegenteil, wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst und wissen, dass unsere Rückstände zu einem enormen Aufschrei und zu großem Unmut in der Bevölkerung führen. Das bedauern wir ausdrücklich und das liegt nicht in unserer Absicht. Ich möchte Ihnen mit dieser Mail lediglich darlegen und verdeutlichen, dass wir intensiv und mit allen Mitteln daran arbeiten, die bekannten Themen und Probleme schnellstmöglich zu beheben, um wieder in den Regelbetrieb zu kommen und einen Service zu bieten, den sie seit Jahrzenten von uns kennen und gewohnt sind.
Freundliche Grüße
Daniel Berens
Geschäftsführer"
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