Lienzinger Geschichte(n) vom schrägsten Fußballstadion der Gegend und der erfolgreichen Suche nach neuem Spielfeld
Eineinhalb Jahrzehnte stand das Thema Sportplatz immer wieder auf der Tagesordnung des Gemeinderats von Lienzingen: Zuerst das Provisorium, dann die endgültige Lösung für den Fußballverein, der am 6. August 1949 im Gasthaus Hirsch gegründet worden war. Dabei bestanden ideale Voraussetzungen für eine kraftvolle Unterstützung durch die Kommune. Schließlich war Bürgermeister Richard Allmendinger Mitglied Nummer eins und gehörte sechs Jahre lang dem Ausschuss an, bis er im Frühjahr 1955 zurücktrat. Der Vorstand blieb all die Jahre prominent besetzt mit Ratsmitgliedern: Erwin Schmollinger, Ladislaus Schwarz, Willy Tochtermann, Hermann Schäfer. Bisweilen entwickelten sich hitzige Debatten im Gemeinderat um Kommune und Fußballer-Wünsche. So steht im Protokoll der Ratssitzung am 27. Oktober 1961, in der sehr lebhaften Aussprache hätten die Beteiligten nicht immer die passenden Worte gefunden.
Lienzinger Geschichte(n) als Serie in meinem Blog. Die letzten 30 Jahre der selbstständigen Gemeinde Lienzingen. Nach Themen, Ereignissen, Personen aufbereitet. Die Zeit, als Richard Allmendinger das Dorf regierte. Diesmal der Bürgermeister als Mitglied Nummer 1 des Fußballvereins Lienzingen, dessen Spieler 14 Jahre lang im schrägsten Stadion der Region (und vielleicht darüber hinaus) ihr Bestes gaben. Quellen: Ratsprotokolle, Festschriften, eigene Erinnerungen.
Erstmals schlug das Thema in der Ratssitzung einen Tag vor Heiligabend 1949 auf. Unter Paragraf 8 zitierte der Schultes aus dem Schreiben des FVL vom 15. Dezember 1949. Die Fußballer baten um die Überlassung eines geeigneten Platzes an der Kohlplatte. Durch den bevorstehenden Bau der Umgehungsstraße (B35) biete sich eine günstige Gelegenheit, den für das Spielfeld abzutragenden Boden abtransportieren zu lassen. Volksschule und Turnverein könnten den Platz auch benützen. Doch ganz überzeugte das Konzept das Gremium nicht. Denn die Kohlplatte lag jenseits der heutigen Bundesstraße 35 in Verlängerung der Schelmenwaldstraße. Was folgte, war ein gemeinsamer Lokaltermin mit Vertretern der Vereine (Stadtarchiv Mühlacker=STAM, Li B 323, S. 209).
Fernab des Dorfes – in der Trink - entstand dann doch das Steilhangstadion: Ein Wiesenareal, auf dem heute der Mühlacker Verein Araneus seinen Waldkindergarten betreibt. Letztendlich gelang es nicht, das Spielfeld so abzutragen, dass es topfeben wurde. Immerhin: Beim ersten Verbandsspiel konnte dort der FVL am 12. Februar 1950 gegen seinen Angstgegner Hohenhaslach seine ersten beiden Punkte der Spielsaison 1949/50 holen – dank des von Ladislaus Schwarz erzielten 1:0. Schwarz erwies sich auch später als Aktivposten für den Verein. Er war dessen Vorsitzender vom Januar 1962 bis März 1983. Zeitweise gehörte er dem Gemeinderat an (Auszüge aus der Vereinschronik, aus: 50 Jahre FV Lienzingen e.V., erschienen 1999, Herausgeber: FVL, S. 31 ff).
Das Provisorium Fußball im Trink blieb immerhin gut 14 Jahre lang
Als der FVL mit einem auf den 29. April 1950 datierten Schreiben an die Kommune den Wunsch äußerte, als Verein das Gelände kaufen zu dürfen, warb der Gemeinderat in seiner Sitzung am 16. Mai 1950 dafür, eine Lösung zu suchen, die auch dem Turnverein nützt. Doch dem war das Gelände hinter dem Wald zu weit weg vom Ort, der TV plädierte für einen Platz an der Brühlstraße. Der Bürgermeister notierte im Protokoll: Alle anderen Bemühungen seien an der mangelnden Bereitwilligkeit der Grundstückseigentümer gescheitert. TV-Vorsitzender Albert Bäzner meldete sich bei Allmendinger und forderte, seinen Verein gleichermaßen zu berücksichtigen wie den FVL. Das Ortsparlament debattierte darüber am 29. Juni 1950, äußerte nochmals den Wunsch nach einer Lösung für beide Vereine. Für die Räte war klar, dass die Kommune dem TV hinsichtlich seiner sportlichen Entwicklung genauso zur Hand gehen müsse wie dem FVL. Andererseits bezweifelte das Gremium, dass die Mehrheit der Lienzinger billigen würde, jetzt Geld in ein gemeinsames Sportzentrum zu stecken. Der Standort-Vorschlag Brühlstraße bleibe auf dem Tisch, das Thema werde aber zurückgestellt (STAM, Li B 324, S. 8, 20, 24, 32). Am Ende der Brühlstraße, neben der Dreschhalle, richtete der FVL 1962 ein Trainingsgelände für die Jugend ein.
Fast drei Jahre später fühlten sich die Fußballer stark genug, den Gotthold Heinzmann gehörenden Teil ihres Schräg-Stadions zu kaufen. Bis dato hatten sie die 64 Ar und 36 Quadratmeter gepachtet. Denn Zuschüsse aus dem Lotto-Toto-Topf flossen nur für Projekte auf vereinseigenem Grund und Boden. Lotto-Toto stellte 1000 Mark in Aussicht, der Gemeinderat genehmigte am 16. Februar 1953 dem Verein einen Zwischenkredit in dieser Höhe, zu verzinsen mit viereinhalb Prozent. Selbst wenn später doch noch ein ortsnaher Standort gefunden werde, behalte der aktuelle Platz seinen Wert. Pikant: Im folgenden Tagesordnungspunkt beklagte der Verwaltungschef die Zahlungsmoral der Lienzinger. Am Verfallstag der Steuern und Abgaben für das Rechnungsjahr 1952 stünden mindestens 35.000 bis 40.000 Mark aus (STAM, Li B 324, S.153 f).
Auch wenn in den Protokollen abwechselnd vom Platz an der Kohlplatte (23. Dezember 1949) geschrieben wird, vom Sportplatz hinter der Frauenkirche oder bei der Trink (17. Dezember 1953), gemeint war immer dasselbe: die Wiesenfläche am Waldeck jenseits der Bundesstraße im Gewann Trink. Dabei dürfte schon frühzeitig klar gewesen sein, dass es keine Lösung auf Dauer sein konnte. Das zeigte sich am 17. Dezember 1953. Vor dem Gemeinderat sagte der Bürgermeister, er und der Ortsbeauftragte für den Naturschutz, der pensionierte Revierförster Eugen Ulmer, seien sich einig, dass es sich um eine vorläufige Lösung handelt. Ulmer kommentierte vor den Räten die geplante Einebnung des Spielfeldes und forderte, den Ausbau des Sportplatzes endgültig aufzugeben: Denn dieses stille, idyllisch gelegene Waldeck werde dadurch in jeder Beziehung beeinträchtigt. Ulmer schlug eine Alternative vor: das Gelände beim Bierkeller am Mühlweg (heute Friedrich-Münch-Straße). Dort könnten alle fehlenden öffentlichen Einrichtungen zentral entstehen, darunter auch der Sportplatz.
Doch so neu seien die Gedanken nicht, meinte der Schultes, der dort vorhandene ehemalige Eissee der früheren Brauerei Schneider werde laufend mit anfallendem Boden aufgefüllt. Das verursache weniger Kosten, gehe deshalb langsamer voran, doch die Gemeinde habe noch andere Aufgaben vor sich, die dringender seien als ein Sportplatz (STAM, Li B 324, S. 191).
Die große Linie war nun klar. Elf Jahre später konnten die Lienzinger Fußballer erstmals auf einem neuen, vor allem aber ebenerdigen Platz spielen – gegenüber dem Bierkeller. Für die Dorfjugend entfiel damit aber die Möglichkeit, im Winter Schlittschuh zu laufen (was mir leider nie gelang) oder in anderen Monaten Kaulquappen mitsamt Wasser in leere Einmachgläser zu füllen – in der Hoffnung, daheim zuschauen zu können, wie die Kaulquappen zu Fröschen mutierten (was nie gelang). Trotzdem: Bedauert habe ich schon, dass der Dorf-See verschwand. Daran arbeitete die Gemeinde nun verstärkt. Eine Win-Win-Situation für Kommune und Häuslesbauer gleichermaßen. Überschüssiger Boden konnte zum früheren Eissee gekarrt werden. Die Gemeinde bezahlte ein Drittel der Transportkosten, legten die Bürgervertreter am 30. April 1954 fest (STAM, Li B 324, S.211).
Das Ziel war klar, doch der Weg dorthin dauerte den Fußballern zu lange. Sie beantragten die Genehmigung zum Bau eines Umkleidehäuschens beim Sportplatz in der Trink. Sie stellten dem Gemeinderat am 16. März 1956 ihre Pläne vor. Sie glaubten, bis das Vorhaben der Gemeinde verwirklicht werde, nicht zuwarten zu können. Bürgermeister und Räte befanden sich im Zwiespalt: Einerseits zeigten sie Verständnis für den Wunsch, andererseits sahen sie die Investition über kurz oder lang für überflüssig an. Gebaut wurde es dann doch. Gut ein Jahr später monierte der FVL den Zustand des Feldweges zum Sportplatz-Provisorium in der Trink. Der Gemeinderat stimmte am 24. Mai 1957 zu, nachdem der örtliche Gartenbaubetrieb Mannhardt Bedarf an dem abzugrabenden Boden anmeldete: Die Kommune ließ den von Landwirten stark befahrenen Feldweg auf ihre Kosten herrichten, Mannhardt und Fußballer übernahmen die Planierungsarbeiten (STAM, Li B 325, S. 80 f, 149). Noch am 11. Mai 1962 beklagte sich der FVL in der regulären Räte-Zusammenkunft beim Schultes über den wieder schlechten Zustand des Trinkwaldweges (STAM, Li B 326, S. 146 f).
Derweilen hielten Schultes und Räte Kurs in Richtung Schul-, Sport- und Kulturzentrum am Mühlweg im Bereich ehemaliger Eissee und Bierkeller. Regelmäßig standen Erwerb oder Tausch einzelner Grundstücke auf der Tagesordnung zur Arrondierung des schon vorhandenen kommunalen Baulandes - 10. Dezember 1956: Vertrag mit Otto Schmidgall Witwe, 24. Mai 1957: Tauschvertrag mit dem Land Baden-Württemberg, 20. Juni 1958: Kaufvertrag mit Friedrich Walter, Kronenwirts Erben und Emil Bäzner, 28. Januar 1962: Kaufvertrag mit Landwirt Rommel (STAM, Li B 325, S. 124, 149, 211 und Li B 326, S. 126). Doch der entscheidende Durchbruch für die Realisierung der Pläne war dem Bürgermeister eigentlich schon 1953 gelungen durch das umfassend Grundstücksgeschäft mit den Erben des 1952 gestorbenen Dr. Otto Schneider.
Das war der Schlüssel zum Erfolg. Auf einer der Flächen, die früher Schneider gehörten, baute die Gemeinde 1957 den Friedrich-Münch-Kindergarten, 1960/61 die Volksschule und schließlich das Sportgelände. Allmendinger listete dies in der Ratssitzung am 27. Oktober 1961 auf. Was noch offen war: Wann die Gemeindehalle als Schlussstein verwirklicht wird. Das Projekt folgte 1966, finanziert aus dem Geld, das die Stadt Mühlacker für den Kauf einer Lienzinger Markungs- und Waldfläche im Heidenwäldle bezahlte.
Die starke einseitige Neigung des Spielplatzes des Fußballvereins in der Trink – so der Bürgermeister in der Niederschrift der Gemeinderatssitzung vom 4. April 1960 – war den Fußballern inzwischen ein Graus, der Platz eine Lachnummer. Der FVL forderte brieflich am 30. März 1960 von der Kommune, das Spielfeld am Mühlweg baldmöglichst auszubauen. Der Verwaltungschef sagte, die Gemeinde habe bisher alles getan zur Schaffung des vorgesehenen Sportgeländes im Ort. Danach bezahlte sie bis dato 4884 Euro für Grunderwerb und Auffüllmaterial. Der zur Vorbereitung der Rasenfläche notwendige Humus werde in den folgenden Tagen angeliefert. Wenn die Finanzlage es erlaube, werde der Platz frühestens im Spätjahr eingeebnet, die Drainage verlegt – bis in zwei Jahren könne darauf gespielt werden. Notwendig seien auch Eigenleistungen des FVL. Die Debatte allerdings spitzte sich auf die Frage zu, ob genügend Parkplätze vorgesehen seien. Um die Planung der Gemeinde zu sichern, verhängte das Ortsparlament am 22. September 1961 mit acht gegen zwei Stimmen eine Veränderungssperre im Gewann Ziegelwiesen am Mühlweg. Niemand konnte nun auf dem Areal bauliche Veränderungen vornehmen ohne Zustimmung aus dem Rathaus (STAM, Li B 326, S. 27 f, 109).
Während die Kommunalpolitik schon in die finale Runde einlief, bildeten Fußballverein, Turnverein und Gesangverein eine Interessengemeinschaft, um das so hoffnungsvoll begonnene Sport- und Kulturzentrum zu unterstützen. So die Interpretation des Bürgermeisters im Protokoll der Ratssitzung vom 27. Oktober 1961. Er zog demnach Zwischenbilanz. Alle warteten gespannt auf die Aussagen des Vertreters des Württembergischen Landessportbundes, Marquardt, über mögliche Staatszuschüsse zu solchen Projekten. Übereinstimmende Meinung: Die geplante Gemeindehalle werde aus finanziellen Gründen noch auf sich warten lassen müssen.
Bürgermeister: Sportplatz eines der Kulturobjekte
Allerdings musste der genaue Standort der späteren Halle festgezurrt werden. Dies erfolgte in der Ratssitzung am 22. Dezember 1961. Inzwischen lagen die vom Vermessungsamt auf Drängen des Bürgermeisters erhobenen Daten vor. Er legte der Runde eine Planskizze vor, die er in allen Einzelheiten erläuterte, wie er protokollierte. Der Sportplatz sollte weitmöglichst gegen den südlich des Geländes führenden Weg (heute Ringstraße) gelegt werden, wenn möglich, solle dort noch ein Geländestreifen von der Gemeinde gekauft werden. Damit gäbe es mehr Luft für den Hallen-Standort gegenüber der neuen Schule, das Haus Ölschläger solle entfernt werden. Allmendinger: Bei Durchführung all dieser Möglichkeiten könnte ein zusammenhängendes Gebiet für beide Kulturobjekte geschaffen werden, was zweifelsohne im Ganzen gesehen sehr vorteilhaft wäre. Die große Mehrheit des Ortsparlamentes stimmte zu, der spätere FVL-Vorsitzende und Ratsmitglied Ladislaus Schwarz lehnte ab – seine Begründung hielt der Schultes in der Sitzungsniederschrift nicht fest (STAM, Li B 326, S. 120).
Drei Monate später, Ende Januar 1962, präsentierte Architekt Baumann aus Stuttgart-Bad Cannstatt den Vorentwurf für die Sportplatzanlage: Rasenspielfeld, vierbändige Kurzstrecke, Weitsprunganlage, Hochsprunganlage, Kugelstoßanlage, Stehflächen für Zuschauer, Parkplatz. Das sei als Mindestprogramm für Schule und Vereine unbedingt notwendig. Sozusagen ein Zentrum für die geistige und körperliche Ertüchtigung. Kosten unterm Strich: 108.500 Mark – zu viel, um in einem Zug umgesetzt zu werden, wie der Bürgermeister sagte. Selbst dann, wenn Zuschüsse nach dem Goldenen Plan bewilligt werden würden – die sowieso nur im Buch stünden. Der Gemeinderat gab die Linie vor: Zuerst werde der Sportplatz gebaut, für den Baumann Kosten von 50.000 Mark kalkulierte, wobei das Gremium Eigenleistungen der Vereine einforderte. Allmendinger sagte, die Kommune sei schon mit 7000 Mark für Erdarbeiten in Vorleistung getreten (STAM, Li B 326, S. 111 f, 126 f). Im Oktober desselben Jahres genehmigte das Regierungspräsidium Stuttgart einen Zuschuss von 30.000 Mark für den Bau des Rasenspielfeldes. Ein Betrag, der gekürzt werden würde, falls die Kosten der Gemeinde geringer ausfallen als die im Antrag genannten 55.000 Mark. Das wollte der Bürgermeister verhindern. Dann könne ein Fangschutz realisiert werden in Form eines drei bis vier Meter hohen Drahtgitters. In derselben Sitzung – am 16. Oktober 1964 – votierte das Gremium dafür, dem FVL den Bau einer Flutlichtanlage zu genehmigen (STAM, Li B 326, S. 170, 243 und 297).
Das 15-Jahr-Jubiläum des Vereines fiel mit der - nach zwei Jahren Bauzeit – Fertigstellung des Sportplatzes zusammen, der 65.000 Mark gekostet hatte. Hinzu kamen noch 3264 Mark und 57 Pfennige für die Flutlichtanlage. Im August 1964 feierten die Lienzinger Vereine die neue Anlage mit einem gemeinsamen Sportfest. Auch wenn es kein vereinseigener Platz geworden sei, so habe die Gemeinde Lienzingen einen Platz geschaffen, der zu diesem Zeitpunkt in der B- und C-Klasse einer der schönsten gewesen sei. So das Lob in der 1999 zum 50-jährigen Bestehen erschienenen Vereinschronik (S. 48). Der Verein hatte mehr als 200 Mitglieder. Das letzte Verbandsspiel auf dem Steilhangstadion wurde am 24. Mai 1964 ausgetragen und endete mit einem Sieg des FVL-Teams gegen die Mannschaft des TSV Maulbronn (5:0). Die Lienzinger beendeten die Saison als Vizemeister der C-Klasse.
Ein Rasenmäher? Im öffentlichen Teil seiner Sitzung am 12. Oktober 1962 befasste sich der Rat mit dem Motormäher-Modell Agria. Dieser kostete 1840 Mark und sollte ergänzt werden durch einen Eisenrechen zum Preis von 375 Mark. Der Gemeinderat stimmte dem Kauf zu. Der Bürgermeister nutzte die Gunst der Stunde und forderte eine klare Regelung mit den Vereinen über die Pflege des Rasenspielfeldes. Die Gemeinde könne nicht allein dafür aufkommen, zumal es ihr an geeigneten Kräften fehle, worauf der Gemeinderat den Allmendinger-Vorschlag aufgriff, in einem Gespräch mit den Vereinen diese Fragen zu klären (STAM, Li B 326, S. 169 f) Übrigens: Der gemeindeeigene Agria gab im Sommer 1970 den Geist auf, jedenfalls verwendete ihn der Verein wegen Mängel nicht mehr, wie dem Protokoll des Gemeinderates vom 8. Juli 1970 zu entnehmen ist. Für das gebrauchte Stück erlöste die Kommune noch 750 Mark. Jetzt wollte der FVL einen Toro-Großflächen-Mäher anschaffen und durfte dafür diese Summe verwenden. Die sehr rege Debatte endete wohl ohne Ergebnis.
Der Bürgermeister: Die Gemeinde habe für den Sport Leistungen ohne Beispiele aufgebracht. Man könne vom Fußballverein erwarten, dass er das Rasenfeld in eigener Regie pflege. Das erledigten die Vereinsaktiven auch. Bis zum Sommer 1975. Denn nach der Zwangseingemeindung kam aus dem Mühlacker Rathaus die Order, dies sei künftig zu unterlasse, denn dies sei Aufgabe des städtischen Bauhofs. Ein erster handfester Streit in dieser kommunalen Verbindung, die von Lienzingen aus nun wahrlich keine Liebesheirat war.Anno 1969 feierte der Fußballverein Lienzingen sein 20-jähriges Bestehen, unter anderem mit einem Kinderfest. Die Kommune bezahlte jedem Kind ein Vesper. Der Bürgermeister schaute auch hier aufs Geld. Vom Gemeinderat ließ er sich in den Beratungen vom 16. Januar 1970 je Kind ein Vesper im Wert von 1,30 Mark genehmigen, 65 Pfennig pro Kopf weniger als dem Verein vorschwebte (STAM, Li B 328, S. 5).
Nun saßen die Entscheider im Mühlacker Rathaus
Neue Adressaten auch für den Fußballverein Lienzingen seit der unfreiwilligen Eingemeindung Juli 1975: Gemeinderat und Stadtverwaltung von Mühlacker. Wenige Monate danach liefen Gespräche über einen Ausweich-Sportplatz oder Trainingsplatz an. Vorsitzender Ladislaus Schwarz berichtete darüber in der Hauptversammlung am 23. Januar 1976. Im November 1977 meldete sich der Verein bei Oberbürgermeister Gerhard Knapp mit Plänen für ein Vereinsheim als Anbau an die Gemeindehalle. Damals gerade seit gut zwei Jahren einer der beiden Lienzinger Vertreter im Gemeinderat der Senderstadt, war ich an dieser Entscheidung beteiligt. Ein Lokaltermin beförderte die Entscheidungsfindung, das Gremium stimmte zu, am 1. März 1980 weihte der Verein sein neues Domizil ein. Zwei Jahre zuvor hatte die Hauptversammlung der Kosten wegen unter Stöhnen zugestimmt, wie es in der Vereinschronik von 1999 rückblickend heißt (S. 59 f).
Mit der Umsetzung der Pläne für einen Ausweichsportplatz dauerte es viel länger, nachdem der Grunderwerb große Probleme bereitete. Das war nervig. Am Übergang von Friedrich-Münch-Straße zum Mühlweg war hierfür ein Gelände ausgewählt worden, nachdem es der Stadt nicht gelang, die Wiese hinter der Gemeindehalle zu kaufen – 1984 beschlossen die Stadträte einen Platz mit der Größe 90 auf 60 Meter. Erst im Juli 2001 konnte er in Betrieb genommen werden. In dem dazu 2001 vom FVL herausgegebenen Heft Sportplatz-Einweihung am Mühlweg schilderte Jürgen Weiß als Vorsitzender detailgenau die Stationen. Mehr als eine halbe Million Mark kostete das Projekt, für das auch ich mehrere Anträge und Anfragen zwischen 1982 und 1998 gestellt hatte. Freiwillig leisteten FVL-Mitglieder 1036 Arbeitsstunden für den zweiten Platz. Beim ersten Spiel im Rahmen der Einweihung durften die zuständige Planerin der Stadt, Inga Schüttkus und ich den ersten Anstoß ausführen. Leider erwischte ich statt des Balls die Wade der Fachfrau aus dem Rathaus. Womit bewiesen war: Auch wer sich für die Pläne eines Fußballvereins stark macht, muss das mit dem Ball-Treten nicht so draufhaben.
Gerade das Beispiel FVL seit 1949 belegt: Kommune und Vereine sind aufeinander angewiesen. Auch aktuell. Der Verein sanierte voriges Jahr die Rasenfläche des Hauptspielfeldes gründlich, Ersatz für die Flutlichtanlage musste her, die Sanierung des Vereinsheim steht auf der Agenda.
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