Mühlacker Potpourri zum Jahresausklang: Bisschen Sonne, viel Strom und Ärger, der längst verraucht ist

Die Station mit der Nummer 3362

Die Station mit der Nummer 3362 liegt auf 244 Meter Höhe und zirka 850 Meter West-Südwest des zur Stadt Mühlacker gehörenden Teilortes Lienzingen, so die Standortbeschreibung des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Somit stimmt es: Das Wetter kommt aus Lienzingen – von der Kläranlage im Tal der Schmie. Niederschlagsmenge und -intensität werden gemessen. Und die Zahl der Sonnenstunden. Wer will, kann die Datensammlung im Internet studieren. Anfang des Novembers wurden noch 22,2 Grad als Höchsttemperatur gemessen. Ende desselben Monats gab es dann mit -8,6 Grad den kältesten Wert des ganzen Jahres. Über diese DWD-Anlage habe ich schon mehrmals gebloggt. Das Herz geht einem Lokalpatrioten auf, wenn er dann einen großen Aufmacher darüber in einer badischen Tageszeitung liest. 2162 Sonnenstunden seien dieses Jahr an der Station in Mühlacker gemessen worden. Der insgesamt sonnigste Monat war aber der Juli mit 316 Sonnenstunden. Damit ist Mühlacker ein Sonnen-Hotspot. Nun, die von der (württembergischen) Sonne verwöhnten Lienzinger teilen diesen Platz gerne mit der gesamten Stadt.  Das Jahr 2020 verabschiedet sich aber keineswegs sonnig. Mager fiel die Beute heute aus: 1,6 Sonnenstunden. Dagegen betrug die Regenhäufigkeit 36 Prozent.

Mühlacker am 11. November 1930 in den kommunalen Adelsstand erhoben

Ein Schmankerl in der Lokalgeschichte: Vor 90 Jahren verlieh die württembergische Regierung der Gemeinde Dürrmenz-Mühlacker das Recht, künftig als Stadt Mühlacker zu firmieren – sehr zum Verdruss von Tailfingen auf der Schwäbischen Alb. Denn dieselbe Regierung lehnte den Antrag des durch die Trikotindustrie wirtschaftlich prosperierenden und einwohnermäßig mächtig gewachsenen Albdorfs ab, sich Stadt nennen zu dürfen. Bekannt wurde der Konkurrenzkampf zweier Kommunen dieser Tage durch einen Artikel von Benjamin Roth im Schwarzwälder Boten. Er beleuchtete die Vorgeschichte der dann doch noch – zum 19. November 1930 – erfolgten Stadterhebung von Tailfingen. 1927 war ein erster Versuch gescheitert. Als im Oktober 1930 dann aber bekannt wurde, dass Mühlacker zur Stadt erhoben wird, brach beim Tailfinger Bürgermeister ein Sturm der Entrüstung los. Mühlacker könne bei Bevölkerungszahlen und Gewerbesteuern nicht mithalten, so der Schultheiß.

Tailfingen musste noch sieben Tage warten

Doch es sei, so recherchierte Roth, keine Vernachlässigung der Älbler gewesen, sondern eine Änderung in der Landespolitik, die im Laufe des Jahres 1929 in Kraft getreten sei. Eine Kommission habe Gemeinden mit Stadtcharakter besucht und deren Städtetauglichkeit untersucht. Tailfingen stand Mühlacker in keinem Punkt nach – Mühlacker hatte sich nur früher beworben. Es hatte rund 6000 Einwohner, Tailfingen 7725.  In dieser Schilderung spielt der ebenfalls 1930 errichtete Großsender   Mühlacker keine Rolle, wird in dem Beitrag als eine der Triebfedern nicht erwähnt.

Halten wir jedoch fest: Mühlacker wurde am 11. November 1930 in den kommunalen Adelsstand erhoben, exakt sieben Tage vor Tailfingen.  Schneller zu sein als andere, das sollte uns heutzutage auch öfters passieren. Wäre glatt eine kleine Neunzigerfeier wert gewesen. Denn aus jeder halbwegs geraden Zahl wird inzwischen ein Jubiläum gebastelt. In einem Punkt lag der Tailfinger Bürgermeister schief. Während Tailfingen inzwischen Stadtteil von Albstadt ist, hält sich die Senderstadt als eigenständige Kommune und Mittelzentrum gut im Rennen. Mühlacker konnte mehr als mithalten. So richtet eben die Geschichte den Gang der Dinge.

Pionier mit Anlaufproblemen: Stromtanken und gleichzeitig einkaufen

Bekenntnis

Nochmals Sonne, ein weiteres Zukunftsthema: Stromtanken an der Ladestation, während der Elektro-Mobilist einkauft. Effizient genutzte Zeit. Das ist bei einem Einkaufszentrum in Enzberg möglich. Nicht ohne Anlaufprobleme, die entweder das Gefühl auslösen, ein Pionier zu sein und trotz allem Unbill die Welt voranzubringen (positiv!) oder aber, dass das mit den Stromautos auf Dauer nichts werden kann, weil es immer irgendwelche Hürden zu überwinden gilt (negativ!). Die Geschichte: Ein Kunde, seit wenigen Wochen stolzer Besitzer eines flotten Stromers, versuchte diese Woche das erste Mal, während des Einkaufens, dort zu laden. Auf Grund der Optik dachte er, nur mit Schuko-Stecker die Energie anzapfen zu können. An einem Anschluss stand aber bereits ein E -Porsche, verbunden mit einem Typ2-Stecker. Flugs versuchte er, mit seinem Typ2-Kabel zu laden, was aber erfolglos blieb. Auf der Ladesäule entdeckte er den Hinweis auf eine Kundenkarte.

Der zufällig vorbeieilende Chef verwies ihn an die Information, wobei die kundige Mitarbeiterin des Einkaufszentrums aber erst eine Viertelstunde später erreichbar war.  Sie wusste denn auch Bescheid: Eine Kundenkarte solle es erst demnächst geben. Vorerst könne man kostenlos tanken, indem man die EC-Karte an den Kontaktpunkt der Ladesäule halte.  Doch der E-Mobilist scheiterte damit, geklappt hat es dann mit einer Kreditkarte. Kommentierte der Kunde: Bin gespannt, ob das kostenlos war. Die Ladesäule zeigte an, dass mit 20 KW/h geladen werde. In Zukunft soll wohl eine Stunde frei sein.

Halten wir positiv fest: Das Einkaufszentrum stärkt die private Ladeinfrastruktur in Mühlacker, den Strom gibt es zunächst noch gratis, die Ladezeit wird sinnvoll genutzt. Alles andere haken wir unter Anlaufprobleme ab und hoffen auf Beseitigung. Auch, was die unterschiedlichen Ladekabel-Typen betrifft und die nicht mehr reichlich verschiedenen Ladekarten. Aber da will ja Berlin ein Machtwort sprechen. Fragt sie nur, wann. Jedenfalls gehöre ich zur Kategorie positiv.

 

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