Die Liebe der Statistiker zum Durchschnitt der Zahlen

Die Enzkreis-Mustergemeinde zählt 1400 Einwohner mehr als Hartheim im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Weshalb Hartheim? Ja, das ist – was die Einwohnerzahl angeht – die "Durchschnittsgemeinde" des Landes. Der gleiche Typ im Enzkreis bringt es statistisch auf  6193 Köpfe. Eben der Durchschnitt der Einwohnerzahl der 28 Enzkreis-Kommunen.

Jedes Jahr rechnen die Statistiker eben diese Mittelwerte aus, setzen sie in einen Vergleich. Schöne mathematische Spiele, die eine Einordnung erlauben. Die Spannweite bei den Einwohnerzahlen der Städte und Gemeinden reicht von knapp 100 (Böllen im Landkreis Lörrach) bis 636.000 (Landeshauptstadt Stuttgart). Im Durchschnitt leben in einer baden-württembergischen Kommune 4793 Personen - soviel wie das genannte Hartheim, so das Statistische Landesamt.

Weite Spanne

In den 1101 Gemeinden Baden-Württembergs lebten am 30. September 2019 rund 11,1 Millionen Einwohner, davon 9,02 Millionen in den 35 Landkreisen und 2,08 Millionen in den 9 Stadtkreisen des Landes. Die Spannweite bei den Einwohnerzahlen der Städte und Gemeinden reicht von knapp 100 (Böllen im Landkreis Lörrach) bis 636.000 (Landeshauptstadt Stuttgart). Im Durchschnitt leben in einer baden-württembergischen Kommune 4793 Personen.

Hartheim am Rhein

Damit ist derzeit die Gemeinde Hartheim der statistische Mittelwert, so das Statistische Landesamt. Sie liegt am Rhein,  knapp 20 Kilometer südwestlich von Freiburg im Breisgau, der Bürgermeister heißt Stefan Ostermaier, die Telefon-Vorwahl ist 07633, die Postleitzahl 79258. Das badische Dorf hat alles, was gemeinhin gebraucht wird - unter anderem Schule, Kindergärten, Volkshochschule, sogar ein Kinder- und Jugendbüro, das sich als Kontakt-/Informations- und Beratungsstelle für junge Menschen versteht und eine eigene Webseite hat. Baureifes Land kostet zwischen 160 bis 280 Euro der Quadratmeter inklusiv Erschließung. Im Gemeinderat sitzen zwei Vertreterinnen einer Frauenliste, drei Sitze hat die Liste Für unsere Dörfer (FUD), vier die CDU und fünf die Freien Wähler.

1101 Gemeinden in Baden-Württemberg

Im deutschen Südwesten ist die Verteilung der Bevölkerung auf die Gemeinden nach ihrer Größe sehr unterschiedlich: Obwohl gut die Hälfte der 1101 Gemeinden des Landes weniger als 5000 Einwohner hat, lebt lediglich jeder siebte Baden-Württemberger in einer dieser Kommunen. Immerhin knapp ein Drittel der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger hat nach Angaben des Statistischen Landesamtes seinen Hauptwohnsitz in einer der 95 Städte - darunter Mühlacker - mit zwischen 20.000 und 100.000 Einwohnern.

Beträchtliche Unterschiede

Außerdem ist in der Mitteilung aus der Stuttgarter Statistiker-Zentrale zu lesen: Annähernd jeder fünfte Baden-Württemberger lebt in einer der neun Großstädte des Landes mit mehr als 100.000 Einwohnern. Bei den ausländischen Staatsangehörigen sind es sogar über ein Viertel, da diese überdurchschnittlich oft in der Nähe der Arbeitsplatzzentren und damit in den größeren Städten ihr Domizil aufgeschlagen haben.

Am Größten im Landkreis Karlsruhe

Die Größenstruktur der Gemeinden unterscheidet sich innerhalb des Landes zum Teil beträchtlich, konstatierte das Landesamt. Mit Abstand am größten sind die Kommunen im Landkreis Karlsruhe: Dort haben die Städte und Gemeinden durchschnittlich 12.565 Einwohner. Die wenigsten Menschen leben in Kommunen im Landkreis Tuttlingen: Im Mittel sind es dort lediglich 1780 Einwohner. In 10 der 35 Gemeinden dieses Landkreises liegt die Einwohnerzahl sogar jeweils unter 1000 Personen. Dagegen gibt es in 22 der 35 Landkreise des Landes - dazu gehört der Enzkreis - überhaupt keine Gemeinden, die weniger als 1000 Einwohner haben.

Auch historische Entwicklung

Die Statistiker führen die regional unterschiedliche Größenstruktur der Gemeinden in Baden-Württemberg zm einen auf die Historie zurück. Zum anderen hätten vor allem aber auch die Gemeindegebietsreform zu Beginn der 1970er-Jahre sowie die unterschiedliche Dynamik in der Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen Jahrzehnten zur heutigen regionalen Gemeindegrößenstruktur beigetragen.

Median zugrunde gelegt

Noch etwas zum Fachsimpeln (ich zitiere aus der Mitteilung der Landesbehörde): Als Maß für die durchschnittliche Einwohnerzahl wurde vom Statistischen Landesamt der so genannte Median zugrunde gelegt, weil beim arithmetischen Mittel „Ausreißer“ (hier: eine sehr große Gemeinde in einem Landkreis) zu Verzerrungen geführt hätten. Bei diesem Maß werden die Daten (hier: die Einwohnerzahlen der Gemeinden eines Kreises) nach ihrer Größe sortiert. Der Median ist dann der zentrale Wert, so dass im vorliegenden Fall die Hälfte der Gemeinden eines Kreises weniger, die andere Hälfte mehr Einwohner hat. Bei einer geraden Anzahl von Werten ergibt sich der Median als Durchschnitt der beiden zentrale Werte.

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