Aber bei der Mobilität muss der Enzkreis noch aufholen

Der Enzkreis steht klimapolitisch wirklich gut da. Das bescheinigen ihm die Experten des European Energy Awards (EEA), ein internationales Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsinstrument für kommunalen Klimaschutz, das bereits seit mehr als zehn Jahren zahlreiche Kommunen in Deutschland und Europa auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz unterstützt.  Die - wie schon gebloggt - 81,3 Prozent erfüllter Vorgaben (von 100 möglichen) gelten sozusagen als Gesamtnote, die unserem Landkreis kürzlich zum zweitenmal Gold bescherte. Das ist wiederum das Resultat, das gerne wirksam nach außen gekehrt wird.

Doch die EEA bietet mehr, sie liefert auch das Ergebnis des Umfangs  Kriterien-Erfüllung bei Teilgebieten. Und da sieht der Landkreis bei der Mobilität nicht mehr so spitzenmäßig aus. Das bestätigt, was auch Kreispolitiker immer wieder als notwendig empfinden - eine höhere Attraktivität des  öffentlichen Personenahverkehrs (ÖPNV) ist dringend notwendig. Indessen: Das Benchmark belegt, dass der Enzkreis aber durchweg besser ist als der bundesweite Durchschnitt.

Bei näherer Draufsicht erkennt der Betrachter schnell: Die  Welt der Zahlen ist die Welt des EEA. Der European Energy Award will die Erfolge einer Kommune bei Energieeffizienz und Klimaschutz mess- und sichtbar machen. Erfolgreiche Maßnahmen sollen viele Nachahmer finden, Fortschritte von einigen Kommunen sollen Ansporn für die Anderen sein. Das dient nicht nur der effizienten Umsetzung von Maßnahmen in der Kommune, sondern einer allgemeinen Qualitätssteigerung und damit letztendlich einer Stärkung der Rolle der Kommunen im Klimaschutz. So der selbst gestellte Anspruch von EEA.

Das Instrument: Ein Katalog benennt 79 konkrete Maßnahmen für Städte und Gemeinden bzw. 57 für Landkreise, in denen das energie- und klimapolitische Handeln der Kommunen abgebildet ist. Dem Maßnahmenkatalog ist mit einem standardisierten Punktesystem unterlegt: Jeder Einzelmaßnahme  sind Punkte zugeordnet. Die Höhe der festgelegten Punkte ist abhängig von der Bedeutung und - Zitat - dem langfristig wirkenden Potenzial der Einzelmaßnahme.  Mit Hilfe dieses Benchmarks sollen sich alle goldzertifizierten Kommunen (75% und mehr der möglichen Punkte) in Europa miteinander verglichen können.

Seit 2010 ist der Enzkreis mit dabei. Was - nebenbei gesagt - belegt, dass Kreistag und -verwaltung den Klimawandel nicht erst jetzt entdeckten. 331,1 Punkte waren möglich, genau 269,2 sind es geworden, lässt sich dem Enzkreis-Steckbrief im Netz entnehmen. Die (Re-)Zertifizierung brachte jetzt den schon beklatschten zweiten Award in Gold. Genau 81,3 Prozent der Kriterien des von der EEA erhaltenen Pflichtenheftes sind erreicht worden - ein Plus von gut einem Prozent. Jedes weitere Prozent Zuwachs bedarf einer immer größeren  Anstrengung.

Wie steht der Enzkreis nun da? Als ein Musterknabe. Fast. Ganz druckfrisch trafen jetzt die neuen Benchmarks im EEA aus der Bundesgeschäftstelle in Berlin in Pforzheim ein. Der Enzkreis liegt knapp hinter dem Landkreis Ravensburg auf Platz 5 in der bundesweiten Gesamtwertung (beide 81 Prozent vermutlich trennt wohl ein Zehntel) und nimmt in den Bereichen Entsorgung und Interne Organisation den ersten Platz ein. Und was wurde bewertet? Die Punkte passen - gegliedert - auf drei DIN A 4-Seiten und lohnen sich, angeschaut zu werden: Ein halbes Dutzend Maßnahmenbereiche stehen im Aufgabenkatalog. Massnahmenkatalog_eea.pdf

Die Ergebnisse eines vierjährigen Zertifizierungsprozesses werden differenziert ausgewiesen. Und die lassen wichtige Rückschlüsse zu. Mit 69 Prozent schneiden wir 2019 bei kommunalen Gebäuden und Anlagen am schlechtesten ab. Der Sektor Mobilität steht mit 74 Prozent in der Bilanz. Das ist der zweitniedrigste Wert. Immerhin konnte sie den letzten Platz verlassen, auf dem sie 2018 mit 67 Prozent landete. Einige der Messpunkte bei der Mobilität seien beispielhaft genannt: Beschilderung von Fuß- und Radwegnetzen, Qualität des ÖPNV-Angebots, Vortritt für den ÖPNV, kombinierte Mobilität, Mobilitätsmarketing, um nur einige Stichpunkte zu nennen.

Platz Nummer eins mit 95 Prozent für den spröde klingenden Bereich interne Organisation, als da beispielsweise sind Erfolgskontrolle und jährliche Planung, Weiterbildung für die Mitarbeiter, Kooperation, ein Budget für die energiepolitische Arbeit des Landkreises.Was zur Struktur des EEA noch zu sagen wäre. In der internationalen Association European Energy Award AISBL (Europäisches Verein European Energy Award) sind die nationalen Geschäftsstellen und einzelne Kommunen vertreten. Die Association European Energy Award AISBL ist für die internationale Verbreitung und die Koordination der Aktivitäten der Nationalen Trägerschaften zuständig; sie dient zudem dem fachlichen Austausch auf internationaler Ebene. Insbesondere die Zertifizierung mit dem European Energy Award Gold liegt im Aufgabenbereich des Europäischen Vereins mit Sitz in Zürich. Die Internationale Geschäftsstelle übernimmt die operativen Tätigkeiten für den Europäischen Verein.

Seit dem ersten Award in Gold 2015 betont der Enzkreis auf seinen Willkommenstafeln an den Kreisgrenzen sein klimapolitisches Engagement mit den in goldfarbenen Lettern gehaltenen Hinweis: European Energy Award in Gold. Ich will nicht verhehlen, dass in den ersten Jahren mancher Kreisrat das Projek belächelte und empfahl, das "Awarden" sein zu lassen, um Geld und Personal zu sparen. Doch der Landrat hielt Kurs und gab das Motto aus: “Go for Gold!“

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