Zielgruppe "Mühlacker 16 bis 65+": Kommunalpolitische Seelenlage

Einsatz beim Mühlacker Frühling

Der letzte Informationsstand auf dem Wochenmarkt ist vorbei, die letzte Ortsbegehung ebenfalls, der letzte beworbene Beitrag in Facebook beendet. Morgen entscheiden mehr als 19.000 Einwohner der Stadt Mühlacker über die Zusammensetzung von Gemeinderat und Kreistag. Vor fünf Jahren machten 45 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Bis gestern gaben schon mehr als 2700 Mühlackerer per Brief ihre Stimmen ab. Der Wahlkampf verlief sachlich, hatte mit der Diskussion um ein Gewerbegebiet Welsche Wiesen einen zeitlich begrenzten Konflikt, der jedoch  durch eine Entscheidung des Gemeinderats gegen die Planung der Stadtverwaltung entschärft wurde. Weitere Aufregerthemen blieben weitgehend aus - abgesehen von dem Generalvorwurf, zu viel offene Baustellen in der Stadtpolitik zu haben, die nicht rasch genug abgearbeitet werden würden. Wir haben - die konkrete Entscheidung über ein größeres Gewerbegebiet einmal ausgeklammert - kein Beschlussdefizit des Gemeinderates, sondern ein Umsetzungsdefizit der Verwaltung.

Insgesamt war das Interesse an unseren Lokalterminen größer als 2014. Die richtigen Themen gesetzt, brachte den gewünschten Erfolg und das erhoffte Besucherecho. Nichts ist demotivierender als Einladungen, denen niemand folgt. Das Echo in Dürrmenz war verhalten, offenbar fehlen dort die zündenden Punkte.

Dass die Zahl der Briefwähler um mehr als 400 über der zum gleichen Zeitpunkt  2014 liegt, ist zunächst ein gutes Zeichen. Ob das insgesamt auf eine höhere Wahlbeteiligung schließen lässt oder ob es nur eine Verlagerung vom Wahllokalen zur Post bedeutet, wird sich morgen zeigen. Der Trend in Mühlacker dürfte von dem im Land kaum abweichen - zumindest beschleicht mich dieser Endruck.

Jedenfalls ist das Interesse an der Kommunalwahl auch diesmal sehr hoch, ergab der aktuelle BW-Trend. 69 Prozent der Befragten sagen, dass sie sich sehr stark oder stark für die Wahlen in ihrer Gemeinde interessieren. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als vor der Kommunalwahl 2014. Dagegen gaben 26 Prozent (minus 4 Prozentpunkte) an, sich weniger für die Kommunalwahl zu interessieren und 5 Prozent (minus vier Prozentpunkte) interessieren sich gar nicht dafür.

Die gestern veröffentlichten Umfrageergebnisse - BW-Trend von Infratest dimap im Auftrag des Südwestrundfunks (SWR) - förderten weitere Erkenntnisse zu Tage: Auffällig ist, dass sich vor allem ältere Wahlberechtigte  stark oder sehr stark für die Wahl interessieren. In der Altersgruppe der 16- bis 39-Jährigen sind es nur etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent). Wahlentscheidung zum Gemeinderat: Kandidaten spielen wichtigste Rolle. Bei ihrer Wahlentscheidung zum Gemeinderat orientieren sich die Wählerinnen und Wähler in erster Linie an den Kandidatinnen und Kandidaten (81 Prozent) und den Positionen der Parteien zu den lokalpolitischen Sachfragen (74 Prozent). Weniger wichtig für die Wahlentscheidung sind die langfristige Parteibindung (34 Prozent) und der Wahlkampf der Parteien (31 Prozent). Aktuell sind 70 Prozent der Befragten mit der Arbeit ihrer Stadt- und Gemeinderäte sehr zufrieden oder zufrieden. - wohlgemerkt im Landesdurchschnitt. Ob in Mühlacker der umstrittene Mühlehof-Abbruch nachwirkt?

Jedenfalls war nicht nur Kritik zu hören. Ein zugezogener junger Familienvater sagte, seine Frau und er hätten sich bewusst für Mühlacker entschieden, weil sie die Stadt schätzen und gerne hier wohnen. Beide arbeiten in Stuttgart und Mühlacker habe gute Verbindungen. Ihre Wohnung an der Goldshaldenstraße liegt in Bahnhofsnähe. Was interessierte nun die Leute am meisten? Zunächst das Problem vor der eigenen Haustüre wie die Kosten der Fertigstellung der Höhenstraße in Enzberg oder fehlende Feinjustierungen wie im Baugebiet "Pforzheimer Weg" in Großglattbach - im letzteren Fall hielt auch ein kräftiger Regen nicht vom Kommen ab. Einen weiteren Einblick in die kommunalpolitische Seelenlage lieferte die Ideen-Karten-Aktion der CDU Mühlacker im Vorfeld der aktiven Phase des Werbens um Wählerstimmen. Schon da zeichnete sich ab, dass in den Augen von Bürgern manche Projekte einfach zu lange dauern. Dazu gehört in erster Linie die Bebauung des Areals der früheren Ziegelei und damit die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Das zog sich durch wie ein roter Faden.

Schirm-Parade in Großglattbach

Ob Einzelstimmen oder die Meinung mehrerer bis vieler: Auch der Standort der neuen Stadthalle, vom Gemeinderat auf dem bisherigen Mühlehof-Areal geplant, stößt nicht bei allen auf Zustimmung, lieber wäre ihnen die alte Ziegelei. In diese Kategorie gehört auch der Gedanke, auf die Stadthalle vorerst zu verzichten, für das Geld bezahlbare Wohnungen zu bauen, den Nahverkehr attraktiver zu machen, aber vor allem der Schaffung und Sanierung von Schulräumen im Lindach den Vorrang einzuräumen. Die Diskussionen machten viele Facetten deutlich. Immer wieder taucht die Forderung auf, die alte Ziegelei weiterhin als Gewerbegebiet zu belassen, zu vernehmen auch bei einer Podiumsdiskussion in Lomersheim über Flächenverbrauch. Kommunalpolitik bedeutet Vielfalt der Meinungen, hoffentlich keine Einfalt bei den Entscheidungen durch den neuen Gemeinderat.

Wie erreichen wir die Menschen? Tageszeitungen verloren an Haushaltsabdeckung. Das hieß für die Kandidatinnen und Kandidaten der CDU Mühlacker diesmal: mehr laufen! Denn nicht nur die Kandidatenprospekte für Gemeinderat und Kreistag mussten in möglichst alle Haushalte, zusätzlich wurde für jede der acht Ortsbegehungen eine weitere Verteilaktion notwendig - die Einladungen erforderten jeweils eine zusätzliche Briefkasten-Steckaktion. Bein-Einsatz!

Erstmals nutzten wir gezielt Social-Media-Kampagnen im Internet via CDU-Mühlacker-Seite quasi als Auftakt, als die Printwerbung noch im Entstehen war. Und wie hieß das Motto? Teilen! So und durch beworbene Beiträge ließ sich die Zielgruppe "Mühlacker 16 bis 65+" verstärkt erreichen. Der angegebene Link zu den schon fertigen Kandidatenseiten von www.muehlacker.de ließ dort die Zugriffszahlen kräftig steigen. Online first klappte. Der Anteil von Nutzern, die von mobilen Geräten aus die Kandidatenseitene für Gemeinderat und Kreistag ansteuerten, wuchs deutlich.

In Baden-Württemberg werden 34.000 Mandate vergeben. Was alle Parteien eint, ist die Hoffnung auf eine höhere Wahlbeteiligung. 2014 nahm mit 49,2 Prozent erstmals weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten teil - Mühlacker blieb deutlich drunter.
Wahlergebnisse aus dem Land im Web: gibt es von morgen Abend an.

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