Vier minus vier gleich null
Das sind die Folgen, wenn sich bei einem Projekt so wenig tut. Wenn es liegen bleibt, unterm Aktenstoß schlummert. Im September 2017 bloggte ich: Zweieinhalb Jahre und kein Schritt weiter. Und im Oktober 2016: "Pferchäcker" warten. Vor der Sommerpause 2018 vergab der Gemeinderat den Auftrag zur Erschließungsträgerschaft an Weber Ingenieure in Pforzheim. So als sei die Stadtverwaltung nach diesem "Kraftakt" erschöpft, tat sich einige Monate wieder nichts.
Bis jetzt. Mit dem geplanten neuen Lienzinger Wohngebiet „Pferchäcker“ gehe es offenbar voran, nachdem bisher seit den ersten Beschlüssen des Gemeinderates 2016 die Stadtverwaltung zu viel Zeit habe ungenutzt verstreichen lassen, sagte ich am Montagabend vor Ort bei einer Begehung mit Bürgern sowie den Gemeinderats- und Kreistagskandidaten der CDU.
Demnach, so meine neueste Info aus dem Rathaus, fand in der Woche zuvor ein Abstimmungsgespräch der Stadt mit dem Erschließungsträger statt. Dabei ist demnach unter anderem über die Einwurfs- und Zuteilungswerte für die Flächen in dem 2,2 Hektar großen Gebiet gesprochen, ebenso sind die Anregungen aus der Einwohnerversammlung im März diskutiert worden. Ziel sei es, so die Kunde der Verwaltung, Anfang/Mitte Mai eine Eigentümerversammlung stattfinden zu lassen und die Bereitschaft zur Mitwirkung abzufragen. Des Weiteren werde bei dieser Versammlung die bisherige Planung vorgestellt. Um das Gebiet realisieren zu können, müssen aber alle Eigentümer mitmachen.
Na, dann hoffen wir mal auf spürbare Fortschritte, denn Nachfrage nach Bauland in Lienzingen besteht unverändert. Die "Pferchäcker" sind kein Einzelfall in Mühlacker. Das "Bauerngewand" in Mühlhausen zieht sich hin, in Enzberg - südlich der Hartfeldschule - stockt alles, weil Gespräche wegen der Erschließung offenbar im Rathaus nicht oben auf der Dringlichkeitsliste stehen. Und die aufgelassene Ziegelei? Das große Wohnbauprojekt kommt seit Jahren nicht aus den Startlöchern, wird erschwert, ob sich die Aussiedlung der Spedition Craiss planerisch und für das Unternehmen wirtschaftlich darstellen lässt.
Tübingens OB Boris Palmer sagte diese Woche in der ZDF-Sendung Markus Lanz, zwischen den ersten Plänen und dem realen Bau der ersten Häuser vergingen ob der Last von Gesetzen und Vorschriften, die es zu beachten gelte, fünf Jahre. Nein! will man widersprechen. Nicht allerorten! Wiernsheim: Bürgermeister Karlheinz Oehler betont, zwischen Aufstellungsbeschluss durch den Gemeinderat und den Beginn der Erschließungsarbeiten vergingen ein bis eineinhalb Jahre. Die Kommune bediene sich seit Jahren des Erschließungsträgers Steg. Mache ein Grundstückseigentümer nicht mit, versuche man, die Planung so anzupassen, dass sich dies nicht als Bremse auswirke. Die Kommune kaufe im Umlegungsverfahren bis zu 85 Prozent der Fläche auf.
Als jetzt wegen des Mangels an bezahlbarem Wohnraum deutschlandweit die Enteignung von Wohnungskonzernen gefordert wurde, schalte als Gegenparole "Bauen! Bauen! Bauen!" durchs Land. "Mehr Bauland bereitstellen: Expertenkommission bringt Maßnahmen auf den Weg" hieß eine Überschrift in Heft 03/2018 von "DV aktuell" des Deutschen Verbands für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V. Christian Huttenloher, Generalsekretär des Deutschen Verbandes, erinnert daran: Bis 2021 will die Bundesregierung erreichen, dass insgesamt 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden. (...) Um das Baulandangebot zu erweitern und vor allem bezahlbaren Wohnungsneubau zu ermöglichen, müssen (...) die Verfahren der Baulandentwicklung beschleunigt und vereinfacht werden, damit schneller mehr Bauland entwickelt und verfügbar gemacht werden kann. Hier sind in erster Linie die Kommunen gefragt, z. B. durch integriertes, ämterübergreifendes Verfahrensmanagement, den Ausbau von Planungskapazitäten und eine Optimierung der Beteiligungsverfahren.
Manchmal fehlt es einfach auch am Doing. So kann die kommunale Selbstverwaltung als Aufgabenlöser auch in Misskredit gebracht werden. Siehe Maßeinheit: vier minus vier gleich null. "Pferchäcker" typisch Mühlacker Verwaltung? Hoffen wir es mal nicht und denken einfach an ThyssenKrupp. Wunder gibt es immer wieder.
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