Machen wir's dem VVS nach?

Historische Tarifreform, lobt der Verkehrsminister

Kann die landesweit gelobte Reform des Tarifsystems des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) mit übersichtlicheren Tarifzonen und günstigeren Fahrpreisen auch auf den Verkehrsverbund Pforzheim/Enzkreis (VPE) umgesetzt werden - vom Verkehrsminister des Landes als historisch gerühmt? Das wollte die CDU-Fraktion im Kreistag wissen. Jetzt kam die Antwort von Landrat Bastian Rosenau: Das könne nur der nächste und übernächste Schritt sein. Zumindest machte er nicht gleich dicht. Auch abschreckende finannzielle Horrorgemälde fehlten. Das schon ist ein gutes Zeichen.

Die VVS-Tarifreform mit neuartiger Tarifzonenstruktur und zum Teil deutlicher Tarifabsenkung sei eine von mehreren Möglichkeiten zur Steigerung der Attraktivität des ÖPNV, räumt der Landrat in seinem Schreiben ein. Im Prinzip bestehe die Tarifspinne des VVS nur noch aus fünf Ringen und drei Ergänzungsringen. Damit werde nicht nur der Fahrweg nach Stuttgart Innenstadt verbilligt, sondern auch die Fahrwege, die regionale Querverbindungen darstellen. Positiv dabei sei neben der Absenkung der Preise, dass die Preisfindung - es gelten die durchfahrenen Ringe - für den Kunden verständlicher werde.

Nach Aussage des VVS finde eine Preissenkung von bis zu 30 Prozent gegenüber den bisherigen Fahrpreisen statt. Es werde ein Einnahmeverlust von 42 Millionen Euro jährlich prognostiziert, den die öffentliche Hand finanziere, so Rosenau laut Mitteilung der CDU-Kreistagsfraktion. Hierbei seien acht Millionen Euro erwartete Mehreinnahmen durch Fahrgastmehrungen schon gegengerechnet. Das Land Baden-Württemberg fördere die Maßnahme in der Höhe eines Jahresverlustes, verteilt auf sechs Jahre. Über sechs Jahre seien also fünfmal 42, damit zusammen 210 Millionen Euro von der Stadt Stuttgart und den VVS-Landkreisen aufzubringen.

„Würden wir das rein rechnerisch auf die Verhältnisse des VPE umsetzen, bedeutet eine Tarifabsenkung von maximal 30 Prozent bei Gesamteinnahmen im VPE von 27 Millionen Euro Mindereinnahmen von jährlich bis zu acht Millionen Euro, über sechs Jahre verteilt dann insgesamt bis zu 40 Millionen Euro unter Berücksichtigung einer Förderung durch das Land von insgesamt acht Millionen Euro“, so der Landrat. Selbstverständlich seien auch geringere Absenkungen vorstellbar.

Allerdings kann dies aus Sicht der Kreisverwaltung nur der nächste oder übernächste Schritt sein. Zuerst sollte der Enzkreis, wie vom Kreistag auf CDU-Antrag beschlossen, die Tarifkooperation mit dem Karlsruhe Verkehrsverbund (KVV) überdenken und schauen, ob es für die Kunden sinnvolle Lösungen gibt, auch unter Berücksichtigung der angebotenen Landesförderung. Sollten hier keine wesentlichen Verbesserungen erreicht werden können, wäre es für den Landrat vorstellbar, auf ein eigenes, abgesenktes Tarifmodell analog VVS zu gehen. Diese strategischen Überlegungen müssten dann zunächst unabhängig von der Frage entwickelt werden, ob und inwieweit der Enzkreis und die Stadt Pforzheim dies finanzieren wollten oder könnten.

Generell hält Rosenau zum jetzigen Zeitpunkt Tarifabsenkungen für nicht ausreichend zielführend. Analog zum VVS (S-Bahnlinien im Viertelstundentakt, viele Buslinien im Halbstundentakt etc.) müsste dies mit zusätzlichen Ausweitungen des Fahrplanangebots einhergehen. Denn der Fahrgast werde die öffentlichen Verkehrsmittel erst richtig nutzen, wenn auch sehr gute Verbindungen angeboten werden. „Dazu können wir in dem in Aufstellung befindlichen Nahverkehrsplan 2025 Weichen stellen.“

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