Das Schloss und seine intakte Seele - Aus dem Bretonen-Land (6/10)

Schloss Trévarezrez

Nach Paris und Umgebung soll die Bretagne die Region Frankreichs mit den meisten unter Denkmalschutz stehenden Bauwerken sein, im kirchlichen Bereich gilt das Land der Bretonen sogar europaweit führend.

Im Park von Trévarez

Mehr als 4000 Schlösser und Herrensitze findet man hier - in ihrer Bedeutung und Dichte einzigartig in Europa. Mit dem Besichtigen wird man da nie fertig. Und wer eine Liste von Schlössern anschaut, merkt schnell, dass es meist andere waren, die man besucht hat. Solche Übersichten, die meist nur einen Teil herausgreifen, stehen bei Wikipedia, Bretagne-Netz.de und Bretagne-Tipp.de - und es gibt sicherlich weitere. Internetsuche hilft garantiert. Hier werden zwei vorgestellt: Das Herrenhaus Kerazan in Loctudy und Trévarez in Saint-Goazec.

Beide sind in öffentlichen Händen:Trévarez  steht im Eigentum des 

Baumrinden aus Metall. Skulpturen von Marc Didou aus Brest

Département Finistère, Kerazan gehört dem Institut français

Kein Geheimtipp mehr, aber auch noch nicht überlaufen: Schloss und Park Trévarezrez im Landesinneren, oberhalb der Gemeinde Saint-Goazec. Die tolle Mischung aus Geschichte (bis ins Badische hinein), Baukunst, Botanik und Kunst macht es. Und die ländliche Lage. Einfach mal hinfahren. Ist auch nicht von Besuchern überströmt, da abseits der Hauptrouten. Im Mittelpunkt eines Parks von 85 Hektar dominiert das Schloss von Trévarez. Es spiegelt den Traum von James de Kerjégu wider, der im Jahr 1893 mit dem Bau einer repräsentativen Residenz - im Umfeld der Belle Epoque - begann. Fertig war das Objekt 1907. 

Kunst auch im 85 Hektar großen Park. Thema dieser Arbeit: Digitalisierung

Baronin aus Baden geheiratet 

Kerjégu ist selbst eine Geschichte wert. Diplomat und Politiker, wurde in Trévarez-Saint-Goazec in einer alten bretonischen Familie geboren.  1883 heiratete er Fanny Laure von Haber aus Karlruhe, Tochter des badischen Bankiers Baron Samuel Arthur von Haber. Sein Vater, François-Marie Jacques de Kerjégu, war Mitglied der Abgeordnetenkammer und später Senator; zwei seiner Onkel waren ebenfalls Abgeordnete. Er selbst amtierte als Vorsitzender des Finistére-Generalrats. 

Die "Domaine de Trévarez", bereits als "Bemerkenswerter Garten"

Blick vom Schloss

ausgezeichnet, wird auch als "Garten der Exzellenz" für ihre Sammlung von Kamelien anerkannt. Hält viele und wunderbare Überraschungen parat. Schloss, neogotisch, pompös, 1944 teilweise zerstört, bis 2019 soll auch der große Salon restauriert sein. Baugeschichte, Gartenschau, Kunst. Ein Hauch der Schlossanlage Ludwigsburg.

Obwohl das "rosa Schloss von Trévarez" als Beispiel der neugotischen Architektur des späten 19. Jahrhunderts klassifiziert werden kann, verfügt es zur Bauzeit über technische Merkmale, die damals fast revolutionär waren, die jedoch zu den innovativsten seiner Zeit gehörten, wie Stahlbau, Elektrizität, Warmwasser-Zentralheizung, internes Telefon, Aufzug, Güteraufzug. In einer ländlichen Umgebung, in der die Menschen noch Öllampen für die Beleuchtung verwendeten, waren das Schloss Trévarez und seine Parks das Beispiel für Luxus, Komfort und Fortschritt.

Bauzeit 14 Jahre 

1892 beschloss James de Kerjégu, das Schloss von Trevarez zu bauen. Er lebte zwischen Paris und der Bretagne und übersetzte die Pariser Lebensweise nach Trévarez, heißt es in zeitgenössischen Dokumenten. Der Bau des Schlosses ist eine riesige Baustelle: 54 Firmen arbeiteten dort fast 14 Jahre lang. Die Kosten belaufen sich auf fast 5 Millionen Franken Gold (etwa 18 Millionen Euro).

Die Domaine erhielt 2004 die Auszeichnung "Patrimoine du 20e siécle" für ihre 1900 angelegten Parklandschaften im "gemischten Stil", der damals für Französisch charakteristisch war. Die Anlage punktet vor allem durch die Schönheit seiner Kamelien-, Rhododendron- und Hortensia-Quartiere. Auf dem 550 Meter langen Weg vom Eingang bis zum Schloss können die Besucher zum Beispiel in dem Kamelien-Wald erste Eindrücke sammeln.

In der Domaine Trévarez - dem früheren Marstall - sind in der jetzigen Sommersaison Arbeiten des 56jährigen Bildhauers aus Brest, Marc Didou, zu sehen. Er setzt die Struktur von Baumrinde um in Metallrohre der eigenen Art. Seine monumentalen Skulpturen begeistern nicht unbedingt auf den ersten Blick oder aber man empfindet sie sofort als cool.  #www.cdp29.fr 

 

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