Obere Gasse 2: Das verkannte Juwel

Eingang zum Gewölbekeller

Obere Gasse 2, Großglattbach: Das verkannte Haus. Von der Gasse her wirkt das Gebäude gedrungen, rechts ums Eck gebogen, überrascht es den Betrachter mit seiner Stattlichkeit. Der linke Teil sitzt im Hang, den topografischen Verhältnissen des Ortes geschuldet. Auf dem Steinbogen überm Eingang in den Gewölbekeller steht 1545 als Baujahr. Wissenschaftlich interessant sei das Objekt, sagen Fachleute. Forschungsbedarf besteht. Das Gebäude steht bereits in der Denkmalliste 1974.  Bauforscher Gerd Schäfer, einst Lomersheim, jetzt Schwäbisch Hall, rechnete aus, dass Holz von eineinhalb Hektar Forst in dem Fachwerkbau steckt. Wer das gebaut hatte, musste also gut bei Kasse gewesen sein. Das Kloster Maulbronn? Kann wohl sein. Die Franziskanermönche in Pforzheim verkauften 1412 dem Kloster Maulbronn etliche Zinsen und Gülten in Dürrmenz, Roßwag und Glattbach (Glatbach). Schäfer erkundete das Gebäude für ein Gutachten zu dem vom Landesdenkmalamt bestätigten Status der Oberen Gasse 2 als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung. Ein Juwel.

Bei dem Gebäude handelt es sich um einen dreischiffigen, vierzonigen Riegelschwellenbau aus dem 16. Jahrhundert mit darunter liegendem Keller - mit
hoher Qualität. Schäfer stieß auf einen bauzeitlichen Wohngrundriss im Dachgeschoss. Eventuell sei auch im zweiten Dachgeschoss gewohnt  worden.  Ehemals vorhanden: ein Fenstererker an der Süd-Ost Ecke des Obergeschosses.
Drei baulich nachweisbare „hängende Aborte“ lassen seiner Meinung nach auf mehrere Nutzungseinheiten schließen.

Das Haus steht seit wenigen Jahren leer, ist höchst malad, fand inzwischen mit Christine und Manfred Schäfer neue und couragierte Eigentümer. Beide - Schreinermeister und Holztechniker - arbeiten seit langem mit auch an Denkmälern. 2001 kauften sie ein denkmalgeschütztes Haus in Großglattbach: Vaihinger Straße 47, da sie bis 2004 (fast ausschließlich in Eigenleistung) vollständig sanierten und renovierten. Es war ein Paradebeispiel im damaligen Sanierungsgebiet und ihr  Meisterstück.

Da dieses Projekt reibungslos funktionierte, erwarben die Schäfers im September 2017  Obere Gasse 2. Weil die Immobilie nicht in einem Sanierungsgebiet steht, gibt es keine öffentlichen Mittel. Um so glücklicher sollte sich die Stadt Mühlacker schätzen, dass die neuen Eigentümer die Herkulesaufgabe meistern wollen, das Kulturdenkmal wieder aufzupolieren. Doch daran mangelte es. Vorsicht, Baurechtsämtler am Werk! Nun aber werden neue Töne angeschlagen, zeigte sich jetzt bei einem Lokaltermin mit Vertretern von Stadtverwaltung, Landesdenkmalamt, Eigentümern, dem Planer sowie Gerd und Ferdinand Schäfer, die die Ergebnisse ihres Streifzugs durch den Bau vortrugen - über ein Gebäude mit ortsgeschichtlicher Bedeutung und Qualität.

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