Brief zur hausärztlichen Versorgung Mühlackers

Mein Brief als CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat zur hausärztlichen Versorgung Mühlackers:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wie Sie wissen, hat sich in Mühlacker und den Stadtteilen die hausärztliche Versorgung mit der eventuellen endgültigen Schließung einer weiteren Arztpraxis leider nochmals dramatisch verschlechtert. Möglicherweise hat die Stadtverwaltung sich bereits mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Verbindung gesetzt; wenn nicht, bittet die CDU-Fraktion dies zu tun, nachdem alle anderen Hausärzte in Mühlacker praktisch einen Aufnahmestopp haben. Wir verweisen auch auf unseren Antrag von 2017 zur haus- und fachärztlichen Versorgung.

Die CDU-Fraktion befürchtet, dass viele Mitbürger, die noch nicht so lange in Mühlacker wohnen und/oder schlechter „vernetzt“ und/oder weniger „attraktiv“ (Kassenpatienten, dazu noch schwer chronisch krank oder alt) sind, "auf der Strecke“ bleiben und keinen neuen Hausarzt finden werden. Nicht nur für sie ist die hausärztliche Versorgung wichtiger als große kommunalpolitische Projekte.

Das Phänomen der Schließung der Hausarzt-Praxen ist dabei keineswegs so neu, sondern hat in Mühlacker Tradition: Vor Jahren hat bereits Herr Dr. Klitzke ohne Nachfolger schließen müssen, danach Frau Pannwitz in Enzberg, dann die Bubeck-Praxis in Lomersheim und nun eventuell eine Praxis im Norden der Stadt. Die Praxis in Lomersheim wird an dieser Stelle nicht mehr öffnen, nachdem ein Makler die bisherige Fläche als Wohnung verkauft. Eine Neugründung hat es in Mühlacker seit Jahren, ja fast Jahrzehnten, nicht gegeben, wenn wir das richtig sehen.

Das einzige, was den hausarztlosen Patienten übrig bleibt, ist schlimmstenfalls bis 18 Uhr „durchzuhalten" und dann die Notfallpraxis aufzusuchen, oder zuzuwarten, ob’s nicht doch von selbst besser wird oder irgendwann so schlecht, dass dann nur noch die Notaufnahme helfen kann.

Beide Einrichtungen sind bereits überfüllt. Der Ruf der Notfallpraxis ist heute schon schlecht und strahlt mittlerweile auch negativ auf das Krankenhaus aus, weil die Patienten nicht zwischen der Notfallpraxis und der eigentlich guten Enzkreis-Klinik differenzieren: Für diese ist das alles eins und eben das „Krankahaus“, wo sie lange warten und danach oft mäßig freundlich (verständlich bei der Menge an Patienten) und teils leider auch mäßig vertrauenswürdig „abgefertigt" werden. Die online zugänglichen Bewertungen sind jedenfalls desaströs.

Das ganze steht auch in Zusammenhang mit der Bebauung der Ziegelei oder weiteren potenziellen Wohngebieten: Die kann die Stadt sich sparen bzw. hoffen, dass niemand von außerhalb zuzieht. Denn: Wer soll die Neubürger medizinisch versorgen? Die heutigen Strukturen können keine weiteren 500 Einwohner betreuen.

Nach meiner Kenntnis haben die verbliebenen Hausärzte (die ja teils ebenfalls auf den Ruhestand zugehen oder eigentlich schon „drüber“ sind) an die KV geschrieben, weil man nicht weiß, wie man die Situation bewältigen soll.

Anderswo richtet die Gemeinde selbst Flächen her, schaltet aktiv „Stellenanzeigen“ und schafft den Kandidaten (auch finanzielle) Anreize. In Mühlacker ist mir nichts davon bekannt. Das sollten auch wir tun. Das war auch Thema bei der Information durch KV-Vertreter im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats Anfang 2018 aufgrund des erwähnten CDU-Antrags.

Deshalb fordern wir, das Thema „hausärztliche Versorgung“ 1. aktiv anzunehmen, 2. zu lösen und 3. schon durch das Bemühen auch öffentlich zu machen. Sonst haben die Bürger den Eindruck, der Politik ist es „wurscht“. Das Thema muss mit oberster Priorität auf die Tagesordnung, nicht nur die neue Stadthalle.

Außerdem müssen Kreis und Stadt darauf achten, dass im geplanten Ärztehaus am Krankenhaus Mühlacker nicht nur Fachärzte ansiedelt werden, sondern man probiert, eben auch Allgemeinmediziner oder hausärztliche Internisten zur Niederlassung zu bewegen; im Zweifelsfall als Angestellte eines MVZ in Händen der RKH. "Brief zur hausärztlichen Versorgung Mühlackers" vollständig lesen