Die Schuldigen? Anträge!

Zu viele Anträge von Fraktionen?
Jeder neue Antrag haut die Prioritätenliste durcheinander. Anträge zu formulieren, ist legitim, aber man sollte sich bewusst sein, dass sie an anderer Stelle zu Stillstand führen, sagt Mühlackers OB Frank Schneider im MT-Interview von gestern. Und an anderer Stelle wird er zitiert mit dem Satz: Ein Drittel der Punkte (der Tagesordnungen des Gemeinderates) beruht inzwischen auf Anträgen, die wir immer schneller bearbeiten müssen, obwohl es teils um komplexe Fragestellungen geht. In dieser Zeit bleibt etwas anderes liegen. Den Ball nimmt  Beigeordneter Winfried Abicht auf und spielt ihn weiter: Wir sind uns durchaus bewusst, dass es ein paar Kernthemen gibt, von denen vieles abhängt. Aber zwischendurch kommen wieder neue Anträge …   Die Botschaft wird zwar nicht ausgesprochen, soll aber heißen: Anträge aus dem Gemeinderat verzögern die Aufgabenerledigung. Schöne Demokratie. Ein Recht wird als Bremsschuh definiert  - ein Alibi, dass die Verwalttung selbst in manchen Projekten nicht zügig vorankommt. Die Schuldigen? Anträge! Als ob ein Antrag, den das Ordnungsamt bearbeitet, weil in seiner sachlichen Zuständigkeit, den Hochbau lahm legt ...

Die neue Taktik von Verwaltungschefs, den Gemeinderäten den Schneid abzukaufen, ihre gesetzlich verankerten Rechte wahrzunehmen? In der jüngsten Ausgabe des Staatsanzeiger findet sich auf Seite 10 ein Beitrag mit ähnlichem Tenor: In Nürtingen und Freiburg beklage die Verwaltung, Anträge und Anfragen hielten vom Tagesgeschäft ab. Doch Arne Pautsch, Professor an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg, hält dagegen: Antragsflut sei im Interesse der lokalen demokratischen Willensbildung, selbst wenn sie zunächst vor allem Mehrarbeit für die Verwaltung verursache.

Der Gemeinderat ist die Vertretung der Bürger und das Hauptorgan der Gemeinde, steht in § 24, 1 der Gemeindeordnung Baden-Württemberg. Er legt die Grundsätze für die Verwaltung der Gemeinde fest und entscheidet über alle Angelegenheiten der Gemeinde, soweit nicht der Bürgermeister kraft Gesetzes zuständig ist oder ihm der Gemeinderat bestimmte Angelegenheiten überträgt. Der Gemeinderat überwacht die Ausführung seiner Beschlüsse und sorgt beim Auftreten von Mißständen in der Gemeindeverwaltung für deren Beseitigung durch den Bürgermeister.   Um nicht zum zahnlosen Tiger zu machen, verschaffte ihm der Landtag notwendige Instrumente: das Auskunfts-, Informations-  und Antragsrecht. Nicht nur das: Die Verwaltungsspitze darf nicht nach Taktik und eigenem Gutdünken den Gemeinderat unterrichten - sie ist dazu verpflichtet.

Zum Rund-um-Paket kommunale Selbstverwaltung - Verfassungsrang! - gehören nicht nur die fest besoldeten Menschen im Rathaus, sondern auch jene, die ihre Freizeit für diese Arbeit opfern - ehrenamtlich.

Das zunehmende Gejammere, Anträge und Anfragen kämen obendrauf und verhinderten die Erledigung anderer Aufgaben, verraten, dass die Rechte des Gemeinderats wohl als störend empfunden werden. Solche Litaneien sollen den Ratsmitgliedern ein schlechtes Gewissen einreden, sie vom schnellen Schreiben eines Antrags abhalten, auf dass nur noch die Verwaltung die Beratungspunkte bestimmt. Eine Selbstverwaltung mit Schlagseite.  Natürlich werden solche Verwaltungschefs dies heftigst von sich weisen, aber dann sollen sie ihre Dauer-Kritik wie in den vergangenen Monaten in Mühlacker  einstellen. Anfragen und  Anträge kommen nicht so quasi auf 100 Prozent drauf - sie gehören zu diesen 100 Prozent.

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Innovation 2018: Enzkreis mitten drin im Mittelfeld, Pforzheim schneidet mies ab

Zahlen, nichts als Zahlen. Ihr Ergebnis: der Innovationsindex 2018.  Maximal 100 Punkte sind drin. Das wäre ein Megasuperleistung, die jedoch keiner der 44 baden-württembergischen Stadt- und Landkreise erreicht. Mit 73,3 Punkten ist der Landkreis Böblingen die Nummer eins. Dem Enzkreis reicht es mit einem Wert von 27,2 zu einem dürftigen mittleren Platz (dem 25.). Ganz mies schneidet die Stadt Pforzheim mit 16 Punkten und dem 41. Platz ab, weit abgeschlagen unter den Großstädten. Während dem Enzkreis immerhin eine konstante Entwicklung bescheinigt wird, weist der Trend für Pforzheim nach unten.

Unter den 12 Regionen des Südweststaates ist Nordschwarzwald das Schlusslicht. Nicht nur das aktuelle Innovationsniveau zählt, sondern auch die -fähigkeit. In 16 Kreisen ermittelten die Statistiker für 2008 bis 2018 einen positiver Trend (darunter Ludwigsburg und Böblingen), für neun Kreise einen negativen in puncto Entwicklung der Innovationsfähigkeit (unter anderem Pforzheim). 19 Kreise treten wie der Enzkreis in all den Jahren auf der Stelle. Kreise mit einem Wert von mehr als 50 bilden die Spitzengruppe. Das sind 6 (Böblingen, Heidelberg, Bodenseekreis, Stuttgart, Ulm und Ludwigsburg). Im Vergleich zu 2016 blieb damit die Zusammensetzung der Spitzengruppe identisch, jedoch kam es zu Verschiebungen bei den Rangplätzen. Heidelberg und der Bodenseekreis verbes­serten sich je um einen Platz und verdrängten den Stadtkreis Stuttgart auf Rang 4.  Das Gros der Stadt- und Landkreise (28 Stück) liegen mit 20 bis 50 Punkten im Mittelfeld (mittendrin der Enzkreis). Wer weniger als den Wert 20 schafft, ist wie Pforzheim in der Schlussgruppe. Landesweit reicht die Spanne vom Kreis Böblingen (73,39) bis zum Kreis Waldshut, der mit 10,4 die rote Laterne hält.   Der durchschnittliche Indexwert für Baden-Württemberg: 37,5.
Welches Gewicht hat dieser Innovationsindex? Das Statistische Landesamt in Stuttgart sammelt dazu  Daten, die aus verschiedenen Quellen stammen: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Deutsches Patent- und Markenamt, PATON Landespatentzentrum Thüringen, Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, Arbeitskreis „Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder“, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Berechnungen. Allein die Liste zeigt, welche Indikatoren in einen von den Statistikern offengelegten mathematischen Prozess einfließen: Zum Beispiel die Zahl der Patentanmeldungen, das Bruttoinlandsprodukt, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in industriellen Hochtechnologiebranchen und insgesamt, aber auch in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen, Existenzgründungen in Hochtechnologie, Zahl der Einwohner von 21 bis unter 60 Jahre.
Beispiel Heidelberg: Grund eines negativen Verlaufs war im Zeitraum 2008 bis 2016  ein Rückgang bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) und den Patentanmeldungen. Inzwischen konnte hier der Stadtkreis aufholen und liegt wieder in etwa auf dem Niveau der Berechnung 2008.

 

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2019 neue Leuchten für die Knittlinger Straße

Die jetzigen Leuchten an der Knittlinger Straße

Die Knittlinger Straße in Lienzingen, eine der Fachwerkmeilen des Dorfes, soll 2019 eine neue Beleuchtung erhalten. Das kündigte die Stadtverwaltung auf meine Anfrage an. Sie schlägt vor, den gleichen Leuchten-Typ zu verwenden, welcher bereits in der Innenstadt wie auch in den Enzgärten zum Einsatz komme.

Anlass für die Anfrage war, dass vor einiger Zeit am Ortsausgang der Knittlinger Straße rechtsseitig eine Leuchte aufgestellt worden sei, deren Licht manchen zu hell und zu grell sei. Nachdem die Stadtwerke wohl einen Austausch der Straßenbeleuchtung in der ganzen Straße plane, fragte er, ob es ein neues Beleuchtungskonzept hinsichtlich des historischen Charakters der Straße gebe und was im Einzelnen wann geplant sei.

Die am Ortsausgang rechtsseitig angebrachte neue LED-Leuchte ersetzte eine defekte alte Leuchte, heißt es in der von Oberbürgermeister Frank Schneider unterschriebenen Antwort aus dem Rathaus. „Es handelt sich somit um keine zusätzliche Leuchte, sondern um eine Reparatur." Die Stadtwerke hätten hierzu eine dem Straßentyp passende Leuchte lediglich als Beispiel gewählt. Dass das Licht als zu hell empfunden werde, decke sich mit den Erfahrungen an anderen Standorten, an denen neue LED-Leuchten installiert werden. Erfahrungsgemäß nehme aber die Akzeptanz nach einer Eingewöhnung zu. LED-Leuchtmittel hätten im Vergleich zu den alten üblichen Leuchtmitteltypen einen sehr hellen und konzentrierten Lichtpunkt. Auch die Lichtfarbe führe dazu, dass eventuell das Licht als unangenehm wahrgenommen werde. Die Leuchtmittel und Leuchten seien jedoch für den Einsatz im Straßenraum zulässig und bieten laut Stadtverwaltung eine sehr gute und effiziente Beleuchtung der Verkehrsflächen.

Für die Beleuchtung der Knittlinger Straße wurde bisher kein Beleuchtungskonzept erarbeitet, so die Antwort der Verwaltung. Hinsichtlich des Charakters der Knittlinger Straße wählten die Stadtwerke Mühlacker für die Reparatur einen aus Sicht der Verwaltung stimmigen Leuchten-Typ, der sowohl den Charakter der Straße betone, aber auch die technischen Eigenschaften zur Ausleuchtung einer Straße biete. Die Verwaltung schlägt jedoch vor, den gleichen Leuchten-Typ zu verwenden, welcher bereits in der Innenstadt wie auch in den Enzgärten eingesetzt wird. Dieses Modell habe sich bisher bewährt und eine hohe Akzeptanz sei vorhanden. Auch biete der Hersteller für die Leuchte Reflektoren und Spiegel an, um den Lichtaustritt zu lenken, was bei der unmittelbaren Montage vor Gebäudefassaden erforderlich werden könnte.

Vorgesehen ist es, so die Antwort auf die Anfrage weiter, alle Leuchten der Knittlinger Straße zu ersetzen. Zusätzlich zu den Leuchten werde auch der Austausch der Leuchten-Masten erforderlich werden. Um umfangreiche Tiefbauarbeiten zur Kabelverlegung zu vermeiden, sollen die aktuellen Standorte beibehalten werden.

Den Leuchten-Typ lege der Gemeinderat fest. Vorschläge würden durch die Verwaltung erarbeitet. „Die weiteren technischen Parameter, wie Leuchtstärke und Lichtpunkthöhe, ergeben sich aus dem gewählten Modell und der lichttechnischen Berechnung, welche durch einen Planer oder dem Leuchten-Hersteller vorgenommen wird.“  Die Stadtverwaltung teilte abschließend mit, die Arbeiten seien für 2019 vorgesehen.

Die jetzige Beleuchtung wurde 1979/80 im Zusammenhang mit dem Ausbau der Knittlinger Straße durch den Enzkreis montiert. Damals waren Teile des historischen Ortskerns ins Schwerpunktprogramm Denkmalpflege des Landes aufgenommen worden, in das landesweit etwa 30 Orte kamen. Inzwischen sind Leuchten ausgetauscht worden, so dass der Straßenzug meist noch in Gelbtönen beleuchtet wird, teilweise auch in weißem Schein.

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Neue Stadthalle: Dem Abbruch folgt der Neubau, aber zügig

Neue Ein- und Aussichten: Nur der Treppenturm steht als Rest des Mühlehofs.

Der Abbruch des Mühlehofs soll bis zum 31. Dezember 2018 abgeschlossen sein. Der Baubeginn der neuen Stadthalle soll unmittelbar nach Beendigung der Abbrucharbeiten des Mühlehofs stattfinden. Das beschloss der Gemeinderat am 4. Juli 2017. Nach dem seinerzeit vorgelegten Terminplan müsste derzeit der städtebauliche Wettbewerb für die Neubebauung des zentralen Geländes der Innenstadt laufen. Doch noch sind wir nicht so weit. Das Abbruchsende ist absehbar. Während als letzter Rest unweit der B10 das Treppenhaus, einst Aufgang zur VHS, wie ein freistehender Eckzahn in einem zahnlosen Mund in die Höhe ragt, kommen wir in kleinen Schritten voran. Zwar ist der Beschluss, der Baubeginn der neuen Stadthalle solle  unmittelbar nach Beendigung der Abbrucharbeiten des Mühlehofs stattfinden, nicht mehr einzuhalten, doch er bleibt weiterhin Orientierungspunkt. Die CDU-Fraktion will eine zügige Ersatzbebauung auf dem einstigen Mühlehofareal und keine jahrelange Baulücke.

Vergangenen Dienstag legte die Stadtverwaltung ihre Eckpunkte für eine neue Stadthalle vor, die angesichts derr vorgeschlagenen Nutzung auch Kulturhalle heißen darf: Theater, Konzerte, Feste, Vereinsveranstaltungen, Schulfeiern... Ein Kongresszentrum soll es nicht werden. Ich denke, da sind sich die Fraktionen einig. Eine Halle für den Eigenbedarf und ein bisschen mehr. Überhaupt: Kontroverses steckt maximal im Detail, nicht im großen Ganzen. Orchestergraben? Vorrbühne? Geschenkt! Mobile ansteigende Sitzreihen? Die Verwaltung ist da zurückhaltend, aber als Theaterabonnent in der Übergangsspielstätte Uhlandbau - siebte Reihe, Platz 45 - habe ich jedesmal einen Sitzriesen vor mir und das nervt. Da stimme ich dem Kommentator des MT voll zu: Es wird sich als Eigentor erweisen, wenn bei geschätzten 800 Sitzplätzen – die Größenordnung des Mühlehof-Saals – das letzte Drittel des Publikums nicht die Stars auf der Bühne, sondern nur Hinterköpfe sieht. In Remchingen wurden die ausfahrbaren Sitzstufen noch nachträglich installiert, und das nicht ohne Grund. Bei einer unserer Besichtigungsfahrten zu Stadthallen zeigte das Beispiel Schorndorf, dass sich eine gute Lösung finden lässt so man will.

Die Verwaltung brachte jedenfalls, quasi als Weihnachtslektüre, ihre Vorlage in den Gemeinderat - und damit für die Öffentlichkeit - ein, erläuterte sie, beantwortete Fragen. Verwundert war nicht nur ich, dass ein FW-Kollege die Erläuterung mit dem lauten Zwischenruf unterbrach: Das soll doch nur eine Einbringung sein und forderte, die Einführung abzubrechen. Dass aber nicht nur informations-, sondern auch sonst Redebedarf bestand, zeigten anschließend die längeren Ausführungen seines Fraktionsvorsitzenden zum Prinzipiellen. Uns von der CDU-Fraktion war das weitere Verfahren und die Termine der Beratungen wichtig, genauso  die Bürgebeteiligung zu den Plänen. Ursprünglich sollte über die Eckpunkte für die neue Stadthalle am 29. Januar entschieden werden, doch da stehen auch die Haushaltsreden auf der Tagesordnung, möglicherweise nicht nur das. Aber die Stadthalle darf nicht Top 28 a sein. Der OB griff unseren Antrag auf eine Sondersitzung zur Stadthalle auf und das Gremium einigte sich auf den 12. Februar mit der Halle als einzigem Punkt. Zustimmung auch zur Bürgerbeteiligung!

Neben dem Rathaus wird abgebrochen.
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BW-Tarif als Ausweg - DB-Blockade umgehen

Die Mobilitätszentrale am Bahnhof Mühlacker bei der Eröffnung 2017.

Bei der Einrichtung der Mobilitätszentrale des Verkehrsverbundes Pforzheim/Enzkreis (VPE) im Bahnhof Mühlacker vor einem Jahr war der Verkauf von Tickets des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) als neues Angebot des MobiZ ausdrücklich begrüßt worden, heißt es in einer Pressemitteilung der CDU-Fraktion im Kreistag des Enzkreises. Doch der Verkauf hat einen Haken, wie einer Antwort von Landrat Bastian Rosenau auf meine Anfrage als Vorsitzender der Fraktion zu entnehmen ist.

Es sei  tatsächlich so, dass man in der MobiZ in Mühlacker zwar VVS-Einzelfahrscheine und Tageskarten kaufen könne, eine Entwertung sei aber erst in Vaihingen/Enz am stationären VVS-Entwerter möglich, so der Landrat. Man muss somit für kurze Zeit den Zug verlassen. Trotz Einigung zwischen VVS und VPE, in Mühlacker VVS-Fahrkarten zu verkaufen, und der Bereitschaft des VPE, einen Entwerter zu bezahlen, habe die Deutsche Bahn (DB), die zumindest bisher das Tarifrecht für verbundraumüberschreitende Fahrten hatte, eine Entwertung untersagt. „Tariflich hat der Mitarbeiter der MobiZ deshalb einen korrekten Fahrschein verkauft, da bei verbundübergreifenden Fahrten der C-Tarif der DB bisher galt.“ Der Kunde hätte aber auch ohne Probleme einen VVS-Fahrschein mit dem VVS-Handyticket oder -Onlineticket kaufen können.

Inzwischen gelte der neue BW-Tarif für verbundraumüberschreitende Fahrten. Der Kunde mit einer VPE-Zeitkarte könne somit einen Fahrschein „bwWeiterfahrt hin und zurück“ lösen. Dieser koste mit BahnCard 25 und mit BahnCard 50 weniger, so Rosenau weiter. Der Fahrschein sei am Automaten in Mühlacker, in der MobiZ und im Internet zu erwerben. Diese Fahrscheine seien entwertet.  „Ich gehe daher davon aus, dass die geschilderte, wirklich rückständige Situation damit behoben ist“, heißt es in der Antwort des Landrats.

 

Von Laden zu Laden und gleichzeitig laden

Der neue Nissan Leaf an der Schnellladestation an der oberen Bahnhofstraße in Mühlacker

Kunden könnten, während sie in der Stadt einkauften, ihr Auto aufladen und müssten in dieser Zeit keine Parkgebühren bezahlen, schwärmte Stadtwerke-Geschäftsführer Roland Jans vor elf Monaten  an der neuen Schnellladestation der Stadtwerke (SWM) an der oberen Bahnhofstraße in Mühlacker.  Allerdings kostet eine Ladung sechs Euro an der Wechsel- und zwölf Euro an der Gleichstromstation – pauschal, unabhängig davon, wie viel getankt wird. Bezahlt werden kann kinderleicht auch mit EC- oder Kreditkarten. Mein Test gestern erfolgt  notgedrungen.

Denn er ist seit Donnerstag da: mein neuer Nissan Leaf. Schicker, schneller (150 statt 106 PS), mit längerer Reichweit - 80 bis 100 Kilometer mehr dank 40- statt 30-kW-Akku, zudem technisch mächtig fit. Nur: Das Ladekabel meiner in der Garage angebrachten Wallbox passt nicht mehr. Ist ein Typ-1-Stecker für Wechselstrom, jetzt ist Typ 2 für Wechselstrom gefragt, daneben wie bisher ein  CHAdeMO-Stecker für Gleichstrom. Doch die neue Wallbox konnte nicht rechtzeitig montiert werden.

Da fielen mir wieder die Worte des SWM-Chefs ein.Von Laden zu Laden und gleichzeitig laden. Nur noch 13 Prozent Saft in der Batterie, als ich gestern Vormittag bei Regen den CHAdeMO-Stecker reindrücke. Die EC-Karte ins Terminal und schon blinkt's Blau hinter der Windschutzscheibe, fließt somit  der Strom. Danach zu Fuß die Bahnhofstraße runter zu Reinigung, Apotheke, Sparkasse und Buchhandlung, unterwegs ein kurzes Schwätzchen. Als ich zurück am Auto bin, steht die Batterie auf 87 Prozent. Die Pauschale lockt, den Akku möglichst zu füllen. Bei 98 Prozent breche ich ab, verschenke die restlichen zwei Prozent. Exakt 32,04 Kilowattstunden in einer Stunde und 16 Minuten und 22 Sekunden. Reichweite 260 Kilometer statt 38 vor dem Zapfen.        

Mein zweiter Stromer. Mehr als 46.000 Kilometer in gut 33 Monaten legte ich mit meinem ersten Leaf zurück. Ohne Pannen. Immer zuverlässig. Vom Outfit allerdings etwas bräsig. Von mir gibt es gute Noten für den 30-kW-Leaf. Ich jedenfalls war sehr zufrieden mit ihm.  Sichtbar verbessert hat sich in diesen knapp drei Jahren vor allem die Ladeinfrastruktur, auch wenn noch manches zu tun ist. Doch es geht voran. Unabhängig vom Stromnetz: Speicherbasierte Schnelllader erobern den Markt - immer höhere DC-Ladeleistungen sorgen zwar für mehr Komfort im Elektroauto, fordern aber auch die Stromnetze heraus. Eine Lösung sind Schnelllader mit integrierter Pufferbatterie. Welche Vorteile sie mitbringen und ob sie die Verteilnetze entlasten können, analysiert Michael Nallinger. "Von Laden zu Laden und gleichzeitig laden" vollständig lesen

Jetzt ist sie da

Mühlacker-App
Neuenbürg-App
Renningen-App
Im Stillen scheint sie sich in die mediale Öffentlichkeit zu schieben. Denn jetzt ist sie da: die Stadt-App Mühlacker. Lange diskutiert, im Frühjahr mit einer einzigen Stimme Mehrheit vom Gemeinderat beschlossen, seit kurzem  für iOS und Android kostenlos herunterzuladen. Sie finden diese für Android-Geräte im Google Play Store und für Apple-Geräte im iTunes-Store. Doch wer es nicht weiß, macht sich nicht heiß. Bis jetzt hüllt sich die Stadtverwaltung in Schweigen, nicht der kleinste Hinweis auf der kommunalen Internetseite. Nur durch die Suche aus Neugier im App-Laden stöberte ich sie auf, zuerst für Android zu downloaden, dann einige Zeit später auch für iOS.

Schön ist sie geworden, übersichtlich, mit Push-Nachrichten (bisher allerdings Fehlanzeige) und Mängelmelder. Der Veranstaltungskalender funktioniert - immerhin. Genauso der interaktive Stadtplan. "Rathaus aktuell" ist noch leer. Auch sonst noch Schwächen. Mir nennt die App als nächst besuchte Orte immer einen neuen Spielplatz an der Lohwiesenstraße (obwohl der weder neu noch in jüngster Zeit mein Ziel war) sowie die Anlage der Tennisfreunde Lienzingen. Probeweise schicke ich die Mängelmeldung über zu wenig Lichter am Weihnachtsbaum bei der Lienzinger Kelter - jedesmal steigt die App aus. Ob die Meldung im Rathaus eingetroffen ist, erfahre ich nicht. Dafür klicke ich die Meldung über den neuen Spielplatz Lohwiesenstraße weg. Wenige Sekunden später taucht er wieder auf. Das Spielchen wiederholt sich. Mich dräut: Die Mühlacker-App befindet sich noch im Testlauf, ohne dass man mit ihr in den vergangenen Wochen weitergekommen wäre. Aber die Schlussrechnung des Entwicklers liegt schon im Rathaus vor.

Dabei hat der Gemeinderat auf Intervention der regionalen Zeitungsverlage die Mühlacker-App schon schrumpfen lassen, um keine Konkurrenz aufzubauen. Deshalb fehlen zum Beispiel Firmenlisten und Einkaufsführer. Hier ein Vergleich mit Neuenbürg und Renningen, die mit ihren mobilen Plattformen jetzt auch auf den Markt kamen und mehr Funktionen bieten als wir. Zum Beispiel Neuenbürg: Die örtlichen Firmen und Vereine sind in der Firmen- bzw. Vereinsliste aufgeführt und können ebenso interaktiv angezeigt werden. Bei Mühlacker? Fehlanzeige! Ist wohl eine Verständnisfrage: Somit ist die Bürger-App für die Bürger/innen die perfekte mobile Informationsplattform speziell und punktgenau für Kommunikation und Informationen rund um Themen in Neuenbürg.

Die Renningen App besteht aus 14 Themenbereichen, die Angebote und Aktivitäten in Renningen und Malmsheim darstellen.  Aktuelle Nachrichten werden automatisch in die App integriert und dem Nutzer komfortabel gestaltet angezeigt. Informationen über aktuelle Veranstaltungen, Öffentliche Einrichtungen, Freizeitangebote, Rad- und Wanderwege sind ebenso enthalten wie Übernachtungsmöglichkeiten, gastronomische Angebote und Einkaufsmöglichkeiten in der Stadt. Die Argumente dafür auf der städtischen Homepage: Kunden sind mehr als bereit, ihr mobiles Endgerät als Shopping-Hilfe zu nutzen. Studien zufolge recherchieren 73 Prozent der mobilen Nutzer über ihr mobiles Gerät, bevor sie einen Einkauf tätigen. Die App bietet beste Voraussetzungen, um die Leistungsfähigkeit und Angebote der Unternehmen darzustellen. Die Firmen pflegen dabei über ein Redaktionssystem ihre Daten selbst ein. Alle Unternehmen (auch Hotels und Gaststätten) unserer Stadt können sich auf dieser Plattform mit ihren Grunddaten kostenlos präsentieren, Voraussetzung ist lediglich eine Mitgliedschaft im Gewerbe- und Handelsverein Renningen e.V.  – der Mitgliedsbeitrag liegt derzeit bei lediglich 30 €/Jahr.

Weitere Häppchen für den User: WLAN-Login, vor allem eine integrierte Plattform für elektronische Bürgerbeteiligung. Dort werden von der Kommune Umfragen eingestellt. So eine, mit der herausgefunden werden soll, welche Themen den Leuten am meisten unter den Nägeln brennen. Sie haben 4 Stimmen und die 4 meistgewählten Themen werden aufgearbeitet und an den Einwohnerversammlungen zum Mitdiskutieren vorgestellt. Dabei wird es eine Art Speed-Dating mit jedem Thema geben...

Muss ja nicht gleich eine eigene Bürgerbeteiligungsapp sein wie die der Stadt Tübingen. Sobald in Tübingen wieder ein strittiges Thema die Leute beschäftigt, befragt sie der Gemeinderat direkt dazu: Sie können mit ihrem Smartphone abstimmen. Wäre doch auch etwas für Mühlacker in puncto Stadthalle.

Also Mühlacker. Mehr geht immer. Hoffentlich kommt unsere App bald aus  der virtuellen Testphase heraus. Wäre auch schon etwas.