Dem Reiz entzogen

Das letzte Grundstück verkauft: Noch wächst es darauf. Die (vor)letzte Ernte?
Ende Gelände. Das letzte Grundstück im Mühlacker Gewerbe- und Industriegebiet Waldäcker geht an das 2016 gegründete Unternehmen ICON aus dem Pforzheimer Altgefäll. Mehr als 1,2 Hektar am Stück. ICON? Wer googelt, stößt auf icon Systemhaus GmbH in Stuttgart. Die sind's nicht. Ansonsten Fehlanzeige. Denn Grunderwerber ICON hat keine Internetseite. Von 2019 an soll auf dem freien (Eck-)Grundstück auf Höhe der Osttangente ein modernes Büro- und Produktionsgebäude entstehen. Die auf die Entwicklung und (geplante) Produktion von Erzeugnissen zur Wasseraufbereitung spezialisierte Firma will bis zum Jahr 2024 rund 450 neue Arbeitsplätze schaffen. Eine Garantie freilich gibt's nicht. Das Pforzheimer Start-Up hat 15 Mitarbeiter und eigenen Aussagen zufolge potente Geldgeber im Hintergrund. Das Ziel: Trinkwasserfilter aus Mühlacker sollen weltweit in Privathaushalten und gastronomischen Betrieben auf den Tisch kommen. Soweit die Absichten. Nach der Ansiedlung von ThyssenKrupp auf der anderen Seite der Osttangente - wo die Baumaschinen seit Wochen rollen - ist damit wirklich Ende Gelände. Wäre es nicht besser gewesen, das jetzt an die angehenden Wasseraufbereiter verkaufte Gelände als eiserne Reserve für den Bedarf Mühlacker Firmen zunächst zurückzuhalten? Denn noch beim Bürgerentscheid Ende November 2016 begründete nicht nur die CDU ihr Ja zu einem neuen Gewerbegebiet, damit Perspektiven für örtliche Unternehmen schaffen zu wollen. Und wann kommt ein solches Gewerbegebiet? Das steht in den Sternen. Jahre werden jedenfalls vergehen, bevor die ersten Bagger anrollen können. Wenn überhaupt! Die Entscheidung über den Verkauf des letzten Grundstücks in den Waldäckern war letztlich ein Abwägen zwischen dem Reiz eines Start-Up-Unternehmens und eine eiserne Reserve für Örtliche. Ich habe mich dem Reiz entzogen. Auch wenn Icons lustig Gesellen sind. Aber das wäre eine andere Geschichte. "Dem Reiz entzogen" vollständig lesen

Die (Mühlehof-)Zäsur

Auch das ist Mühlehof
Mehr als elf Jahre liegen zwischen dem ersten Blog-Beitrag ("MÜHLEHOF MÜHLACKER ODER WAS EIN INVESTOR SO WILL") und dem bis jetzt letzten ("EIN 15 JAHRE ALTER FALL") - wer über die Suchfunktion oben rechts nach Texten zu Mühlackers Mühlehof forscht, wird 74 mal fündig. Ein Stück Stadtgeschichte um eine Immobilie im Zentrum und ständig kontroverse Debatten: geliebt und verschmäht, verkauft und wieder zurückgenommen, Kultur und Käse unter einem Dach, eine rhetorische Schlacht zwischen Sanierungsbefürwortern und Anhängern des Abrisses. Als kürzlich bei der Vorstellung des nächsten städtischen Theaterprogrammes  Bürgermeister Winfried Abicht im Uhlandbau sagte, man arbeite an  einer Lösung für den Mühlehof, kam Heiterkeit im Publikum auf. Der Mühlehof gilt bei vielen als Beweis für einen entschlusslosen Gemeinderat. Aber dafür taugt er nicht. Denn an Beschlüssen fehlte es nicht, aber sie fielen nur mit knappen Mehrheiten. Die jeweilige Minorität arbeitete daran, den Vollzug zu stören. Jedesmal begannen die Diskussionen bei Adam und Eva, weshalb in der Öffentlichkeit der Eindruck entstand: Die Stadträte bringen nichts hin! Dass Investorenlösungen scheiterten, festigten das Bild und beförderten die Forderung in der Bevölkerung, endlich das kommunalpolitische Dauerthema abzuräumen. Vor diesem Hintergrund ist die jüngste Entwicklung mehr als der Silberstreif am Horizont. In seiner Klausurtagung nach vorheriger (erneuter) Besichtigung des inzwischen leer stehenden Objekts in der Stadtmitte zeichnete sich das einmütige Votum ab: Abriss des Mühlehofs und  danach zügiger Neubau einer Stadt- und Kulturhalle am selben Platz. Erfolgsgarant ist, dass alle Fraktionen in diese eine Richtung ziehen. Und das ist bei diesem Thema wirklich neu und stellt eine Zäsur da.  "Die (Mühlehof-)Zäsur" vollständig lesen