Es ist ein Auto!




Nissan Leaf, 106 PS, ein Elektromobil.

Nein, es ist keine Batterie auf vier Rädern mit darum herum montierter Blechkarosse, wie Kollegen spöttelnd vermuteten. Auch nicht quadratisch, rein funktional, ansonsten aber hässlich. Es sieht nicht nur aus wie ein Auto, es fährt wie ein Auto, es fühlt sich an wie ein Auto: Es ist ein Auto! Mein nagelneuer chicer Nissan Leaf, 106 PS, ein Elektromobil.

Seit dem Baujahr 2016 mit einer von 24 auf 30 Kilowattstunden verstärkten Batterie ausgestattet, die bis zu 250 Kilometer Reichweite pro Ladung (vorher 170) ermöglichen soll. Auf diesen Typ mit dem stärkeren Akku habe ich vier Monate gewartet. Jetzt ist er da. Das Auto mit der größten Reichweite seiner Fahrzeugklasse. Das sagt der Hersteller. Und wie sieht es im Praxistest aus? Beim Abholen im Autohaus zeigt das Display „100 Prozent Ladung“ an, aber nur eine Reichweite von 211 Kilometern. In der folgenden Nacht hängt er in der Garage an meiner eigenen Ladestation. Die Reichweite morgens bei vollgeladener Batterie? 176 Kilometer. Einen Tag darauf 188 Kilometer. Der Bordcomputer des Fünfsitzers merkt sich unter anderem den Fahrstil und berechnet danach die Reichweite. Die Schwankungen irritieren zunächst. Klimaanlage und Radio fressen acht bis zehn Kilometer Reichweite. Doch lässt sich geschickt gegensteuern. Die Automatik auf B gestellt und im Lenkrad die Taste „Eco“ gedrückt – das sorgt für Strom-Rückgewinnung, wirkt so wie der eingeschaltete Dynamo am Fahrrad. Da lassen sich Reichweitenverluste zumindest teilweise ausgleichen. Ein Solarspoiler auf dem Dach spendet Extra-Energie für Radio, Klimaanlage und Heizung, allerdings ist dies kaum spürbar und schließlich scheint auch nicht immer die Sonne.

Der erste Tag mit dem Neuen: Nur 18 Prozent der gespeicherten Elektroenergie braucht das Fahrzeug morgens die 34 Kilometer von Mühlacker nach Ludwigsburg, wo sich bei der Kreissparkasse an der Schillerstraße das Nachladen anbietet. Die Zugangskarte der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, für 180 Euro im Jahr erstanden, macht’s möglich. Ich hole das Ladekabel aus dem Kofferraum, halte meine Karte ans Display, öffne die Ladeklappe an der Frontseite des Autos, verbinde Auto und rote Ladesäule, schon lädt der Akku. Nicht vergessen: Das Ladekabel muss mit einer dafür vorgesehenen Taste unterm Lenkrad verriegelt werden, damit das Kabel nicht gestohlen werden kann. Nach der Rückkehr aus der Redaktion ist das „Tanken“ beendet. Der Verbrauch: 7,4 Kilowattstunden, die durch den Jahrespreis abgegolten sind.


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28 Monate später

Wie viel zusätzlicher Einzelhandel verträgt Mühlacker? Brauchen wir noch weitere Ladengeschäfte in der Zeit des Onlinehandels? Antworten darauf gibt eine vom Regionalverband Nordschwarzwald für alle Kommunen der Region in Auftrag gegebene Studie, über die ich hier schon gebloggt habe. Die Antworten werden den Kritikern des auf dem Mühlehof-Areals geplanten Einkaufszentrums nicht gefallen. Aber lesen sollten sie die Untersuchung schon. Hierzu besteht Gelegenheit: S_Nordschwarzwald_Regionales_Einzelhandelskonzept_151204_Endfassung.pdf  Der Protest gehe in eine neue Runde, lesen wir heute. Doch meist wird nur an der Oberfläche gekratzt. Zum Tiefgang empfiehlt sich das Protokoll zum Punkt Mühlehof in der Gemeinderatssitzung vom 5. November 2013. Damals wurde der Abriss des Mühlehof und die Folgenutzung durch Handel und Gewerbe beschlossen - diese Entscheidung soll nun umgesetzt werden (Gemeinderatssitzung am 22. März 2016). Nicht nur ich hatte in besagter Sitzung im Jahr 2013 mehrmals auf die Möglichkeit hingewiesen, die Gegner könnten Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln, um einen Bürgerentscheid über den Abriss-Beschluss zu erzwingen. Geschehen ist nichts, die Entscheidung rechtskräftig. 28 Monate später melden sich Kritiker lauthals zu Wort und wollen das Rad zurückdrehen ins Jahr 2013:  Sie tun so, als sei das alles neu. Man mag es schier nicht glauben. Das Protokoll: GR05.11.2013-Vorlage292-2013-MhlehofMhlackerweiteresVorgehen.pdf

Zeit für die Entscheidung

Meine Antwort auf zwei Leserbriefe im heutigen Mühlacker Tagblatt:


Herr Ralf Schreiber vermutet, die Aussage der CDU-Fraktion, sie wolle keine „Billigheimer“ in einem neuen Einkaufszentrum auf dem Mühlehofareal, komme reichlich spät und sei Zeichen für kalte Füße. Herr Schreiber irrt! Die CDU-Fraktion hat dies von Anfang an klargestellt. Und wenn er fragt, ob es nicht schon genügend Einkaufsmöglichkeiten in unserer Stadt gebe, so frage ich dagegen: Woher kommt dann der Kaufkraftabfluss? Woher unsere schlechte Zentralitätsziffer in puncto Kaufkraft, zuletzt wieder belegt in der Untersuchung  "Praxisorientiertes Einzelhandelskonzept für die Region Nordschwarzwald - Kennziffern und Implikationen für die Entwicklung der Nahversorgung" (Regionalverband Nordschwarzwald/Imakomm, Dezember 2015)? Abfluss von Kaufkraft bedeutet für die Stadt auch Verlust an Gewerbesteuer. 


Bei manchen Leserbriefschreibern habe ich den Eindruck, als hätten sie in den vergangenen Jahren auf einem anderen Stern gelebt. Da wird auf Teufel komm raus einfach etwas behauptet. Wenn ich den Leserbrief von Eugen Kimmich studiere, so möchte ich ihn fragen, ob er persönlich die Verantwortung für fehlenden Brandschutz am Mühlehof übernehmen würde. Dann soll er das erklären! Wir stecken auch Millionen Steuergelder in den Brandschutz an Schulen, obwohl es dort noch nie gebrannt hat. Es ist schon erstaunlich, wie manche die schärferen gesetzlichen Bestimmungen ausblenden und die Verantwortlichen in der Stadt auffordern, sich über Vorschriften hinwegzusetzen und dafür auch noch die persönliche Verantwortung zu tragen. Wenn dann etwas passiert? Wer hält den Kopf hin? Sie auf jeden Fall nicht!

Herr Kimmich ist überzeugt, dass die Sanierung  des Mühlehofs „billiger“ zu haben sein werde als für 30 Millionen. Eine persönliche Garantie gibt er aber dafür nicht. "Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt", singt Pippi Langstrumpf. Realität wird ausgeblendet. Da zählt auch nicht, dass ein zweites Fachbüro zu einem ähnlichen Ergebnis kam. Wenn die Kritiker dann wenigstens konkret sagen würden, welche Details der Berechnungen nicht stimmen. Vor zehn Jahren erklärte der Vertreter des österreichischen Mutterkonzerns der Berliner Firma Echo vor dem Gemeinderat, zwölf Millionen Euro lägen bereit, in den Mühlehof investiert zu werden. Es gab schöne und in der Öffentlichkeit 2005/06 bejubelte Pläne des Pforzheimer Architekten Schmidt für die Sanierung im Bestand. Doch Echo kapitulierte später, weil sich kein Ankermieter fand, da der Mühlehof verbaut sei  (auch nicht trotz Einschaltens der Immobilienfachleute der Sparkasse, die den Auftrag unerledigt zurückgaben). Vergessen?



Vergessen ist, dass der Mühlehof von 2005 bis 2011 der Stadt gar nicht gehörte, sondern der Firma Echo. Vergessen ist, dass der gewerbliche Teil überhaupt erst seit 2011 im Eigentum der Stadt ist, nachdem sich andere (Veigel & Co) zuvor die Zähne daran ausgebissen hatten und in die Zwangsversteigerung gerieten. Und jetzt wird das Wunder einer Sanierung im Bestand von der Stadt erwartet?



Wodurch nährt Herr Kimmich seine Behauptung, dass der Investor für das Einkaufzentrum wahrscheinlich keine Mieter habe? Zu seiner Beruhigung: Für den Fall, dass dies so wäre, würde auch nicht gebaut. Aber weshalb nimmt er einfach nicht zur Kenntnis, dass der Investor am 22. März die Namen öffentlich nennen will? Wäre es nicht besser so lange abzuwarten und dann erst eine Bewertung abzugeben? Man kann mit guten Gründen dafür sein, dem Neubau einer Kulturhalle den Vorzug zu geben vor einem Einkaufszentrum (und umgekehrt). Suchet der Stadt Bestes, gilt auch hier. Zu dieser Suche gehören kontroverse Diskussionen, aber auch das Betrachten der Wirklichkeit. Aber dann muss auch entschieden werden. Und der Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Nach 15 Jahren quälender Suche der besten Lösung.




Tagebuch eines E-Mobilisten: Jetzt fehlt nur noch . . .




Da hängt sie: Meine Ladestation lädt schneller.

Jetzt hängt sie an der Wand meiner Garage, die erste und bisher einzige private Ladestation für Elektroautos in Mühlacker. Zuerst hieß es, das Stromtanken an der normalen Haussteckdose funktioniere. Tut es auch. Nur eine ganze Nacht ist zu kurz, um eine 30-kW/h-Batterie von Null auf voll zu bringen. Also liegt nun ein extra Stromkabel vom Keller bis zur Garage. Ein paar Meter zwischen einem neu gesetzten Zähler im Haus und der Garage. Eine Gemeinschaftsleitung der Firmen Unomondo und Ritter.  Ich habe extra nochmals nachgefragt. Eine normale Steckdose hat 16 Ampere, meine Ladestation das Doppelte. Eine Wechselstromladestation. Bei einer normalen Steckdose mit 2,3 kW braucht eine Vollladung je nach Batterieleistung zirka elf Stunden. Bei 4,6 kW, was eigentlich maximal vom Energieversorger freigegeben ist, lädt sich es doppelt so schnell. Meine  Ladestation kann 6,6 kW und wurde vom Energieversorger genehmigt. Sollte mein Auto mit 6,6 kW laden können, wäre die Batterie nach zirka vier Stunden voll, wenn sie vorher vollkommen leer war. Also die Ladestation ist mein. Und inzwischen auch eine Jahreskarte des deutschlandweiten ladenetz.de (Motto: einstecken, aufladen, losfahren) für 180 Euro, erstanden bei den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim, die 20 öffentliche Ladestationen unterhält. Meist mit Mennekes-Steckern. Als das Elektroauto aufkam, entwickelte Walter Mennekes als Erster den passenden Ladestecker. Sein System ist heute europäischer Standard - auch wegen eines Fußballspiels. Das irritiert mich leicht. Nicht das Fußballspiel, sondern die EU-Norm. Denn den Nissan Leaf bauen die Japaner. Welcher Stecker hat nun welche Norm? Die Steckerfrage: Passt er oder passt er nicht? Ich werde die richtige Norm lernen, genauso schnell wie ich die Erkenntnis gewonnen habe, dass schnell nicht immer schnell ist. Schnelles Laden ist relativ. Als ich vor Wochen einen Leaf zur Probe fuhr, wollte ich an der Ladesäule vor dem Stadtwerkegebäude in der Mühlacker Danziger Straße in 30 Minuten von 56 Kilometer Reichweite auf volle 140 aufstocken. Meine Tochter und ich wunderten sich, dass zwei der drei blauen Ladeleuchten hinter der Frontscheibe des Wagens sich kaum veränderten. Nach 70 Minuten hatte sich die Reichweite auf 72 Kilometer erhöht. Ich brach das Laden ab und gewann die erste Erkenntnis eines E-Mobilisten: Schnell ist nicht schnell. Schnell ist Starkstrom. Ach ja, eine Ladekarte der Stadtwerke Mühlacker nenne ich auch noch mein eigen. Auch wenn die Lade-Infrastruktur in der Senderstadt eher dürftig genannt werden muss, sie soll sich aber verbessern. Zwei Ladekarten und eine hauseigene Ladestation. Jetzt fehlt nur noch eines - das Elektroauto. Denn die Auslieferung hatte sich verzögert. 




Mühlehof - ein Briefwechsel

Der Abriss des Mühlehofs in Mühlacker ist umstritten. Das ist keine neue Nachricht. Nachdem im Gemeinderat am 22. März über den Kaufvertrag mit den Investoren für ein Ersatzgebäude abgestimmt werden soll, wird zunehmend die Debatte in den Leserbriefspalten der Lokalzeitungen geführt. Die Formeln differieren für das Mühlehof-Areal: Einkaufszentrum statt Kulturhalle mit Gewerbe oder besser: Kommerz statt Kultur plus Kommerz, dafür Kultur an anderer Stelle (Ratsmehrheit und Verwaltung) oder lieber Kultur pur statt Kultur plus mit viel mehr Kommerz (Bandle, Sattler & Wenz). Die Formeln eint wiederum: In allen Varianten muss vorher die jetzige Immobilie mit Kultur (ein Drittel) und leer stehenden Geschäften (zwei Drittel) abgerissen werden. Heute hat die CDU-Gemeinderatsfraktion ihre Position im Vorfeld der Entscheidung öffentlich dargelegt. Auch heute meldete sich OB Frank Schneider mit einem Offenen Brief zu Wort. Ich dokumentiere hier den Briefwechsel, bekenne mich aber gleichzeitig, die Meinung des OB zu teilen. Der Oberbürgermeister schrieb 


OffenerBriefBandleSattlerWenz232016.pdf


und antwortete damit auf diese Briefe 


J.S.pol.Mhlehof118.2.16.pdf Mhlehof2Off.Brief22.2.16.pdf