Der Landrat ist verzweifelt
Was die Große Koalition beschlossen hat, sieht - bis zum Beweis des Gegenteils - nach Aktionismus aus. Ankündigungen. Derweil laufen in den elektronischen Medien die Bilder von der freundlichen Aufnahme der Flüchtlinge in München und anderswo. Die Betonung liegt immer auf Bürgerkriegsflüchtlinge und man freut sich mit, dass sie nun in Freiheit sind. Egal, wohin man zappt, immer der gleiche Tenor (also ob ja jemand den großen Schalter für alle Sender umgelegt hat). Doch dann lese ich wieder Zeitung. Die Lokalseiten. Und so sieht die Herkunft der Asylbewerber in der als Notunterkunft genutzten Sporthalle bei den Kreisberufsschulen Mühlacker aus. Da fällt mir ein Appell aus Tirana ein - dort ist kein Bürgerkrieg. Aber gerade spricht Claudia Roth bei Maischberger so, als seien alle Asylsuchenden Bürgerkriegsflüchtlinge. Was ist für uns verkraftbar? Oder darf man diese Frage nicht mehr stellen? Aber wir müssen sie vor Ort stellen. Denn dort ist momentan die End-Verantwortung. Und da wollen manche immer mehr.
Jobcenter: Die Kreise können es nicht besser
Wir können's besser, riefen Land- und Kreisräte unisono, als es 2010/11 um die Entscheidung ging, die gesamte Zuständigkeit für die Bezieher von Arbeitslosengeld II voll auf den Enzkreis zu übernehmen. Besser als wer? Natürlich besser als die Agentur für Arbeit. Und so gibt es in Baden-Württemberg elf so genannte Optionskreise - weil sie die Option des Bundes, das selbst zu machen, zogen. Deshalb betreiben Enzkreis und Stadt Pforzheim seit 2012 jeweils ein eigenes und damit voll kommunales Jobcenter, das sich um die Langzeitarbeitslosen kümmert. In allen anderen Stadt- und Landkreisen bestehen gemeinsame Jobcenter von Arbeitsagentur und Kreisen.
Das Betongold und die Einnahmen des Enzkreises
Grunderwerbssteuer und Kreisfinanzen - eine Exkursion.
Die Grunderwerbssteuer ist eine der ältesten Steuern überhaupt. Noch weit vor der Einführung einer Einkommenssteuer, die erst im Zuge der Industrialisierung relevant wurde, verlangten Staaten eine Abgabe von denjenigen, die am schlechtesten weglaufen konnten: den Immobilienbesitzern, schreibt die WELT. Seit 2006 ist die Steuer Sache der Bundesländer und wurde bereits 26 Mal auf bis zu 6,5 Prozent angehoben. Wer in Baden-Württemberg ein Grundstück kauft oder durch andere Rechtsgeschäfte erwirbt, muss Grunderwerbssteuer zahlen. Der Steuersatz beträgt 5,0 Prozent und war 2011 durch Grün-Rot erhöht wurden, um Kinderbetreuungskosten zu finanzieren. Der Anteil der Stadt- und Landkreise an der Grunderwerbssteuer beträgt 38,85 %. Wenn also der Baumarkt boomt und die Flucht ins Betongold stattfindet, profitiert auch der Enzkreis. Bei den jährlichen Haushaltsberatungen im Kreistag spitzt sich, wenn es darum geht, noch ein paar Hunderttausend Euro zum Etatausgleich zu suchen, auf die Frage zu, ob man einen höheren Ansatz bei der Grunderwerbssteuer wagen kann. Die Kreisräte sind meist mutiger als der Landrat. Tatsächlich bleiben die Einnahmen daraus stabil - mit Tendenz nach oben. Zumindest im Enzkreis. In Ludwigsburg dagegen schwanken die Einnahmen eher.