Das rot-weiße Wahrzeichen wankt




Der 273 Meter hohe Sender hat für den SWR ausgedient, der kleine Turm nicht.

Noch 'ne Baustelle. Und die heißt: Sender. Der Südwestrundfunk will nach der 2015 stattfindenden Gartenschau die lange Nadel spätestens 2017 fällen. Nur der kleine Eiffelturm-Verschnitt soll stehen bleiben. Mühlacker ohne den 273 Meter rot-weißen Turm? Er ist 1950 gebaut worden und bringt es inzwischen auf stolze 64 Jahre. Genauso wie ich. Das verbindet. Derzeit heben manche in der Kernstadt und in Dürrmenz darauf ab, unterm Sender aufgewachsen zu sein. Genau genommen kann ich selbst als Lienzinger sagen: Geboren im damaligen "Storchennest", dem Entbindungsheim an der Mühlacker Hauptmannstraße, in dem heute der Ganztageskindergarten untergebracht ist - mit direktem Blick auf den langen Lulatsch. Aber auch heute, wenn ich im  Bett liege und durchs Fenster schaue, blinkt nächtens aus der Ferne das rote Licht von der Senderspitze über Höhen, Wald und Straßen hinweg. Auch das verbindet. Ich kann mir Mühlacker ohne den großen Sender nicht vorstellen: Dass dann das Markenzeichen fehlen würde, habe ich schon in einem früheren Blogbeitrag geschrieben. 

Eigentlich liebäugelte ich mit einer Zustimmung im Gemeinderat zur Übernahme auf die Stadt und möglichst noch auf einen Förderverein, wenn die jährlichen Kosten überschaubar geblieben wären. Der Förderverein hat sich jetzt gegründet. Doch gleichzeitig gab es eine Hiobsbotschaft: 800.000 Euro teure Investitionen werden notwendig, um den Sender überhaupt erhalten zu können - neben den jährlichen Ausgaben für die Unterhaltung, zu denen die Angaben schwanken zwischen 50.000 und 80.000 Euro jährlich. Dem SWR ist ein Stück seiner Geschichte, der Sender Mühlacker, keinen Cent wert. Er verabschiedet sich kurzerhand, weil er das technische Bauwerk nicht mehr braucht. Ein früherer Stadtratskollege twitterte: Keine weitere "Schrottimmobilie" kaufen. Mühlacker muss Altlasten loswerden. Keine Senderromantik auf Steuerkosten. Die Reaktionen aus den Gemeinderatsfraktionen: Sender-Rettung ja, aber nicht um jeden Preis. 

Eines steht für mich fest: Der Stadt fehlt das nötige Geld für Investitionen in den Sender. Das zeigt nicht nur ein Blick in den Haushaltsplan 2015, mit dem sich der Gemeinderat derzeit befasst. Auch die Liste der anderen Baustellen (Mühlehof, Kulturhalle, Sanierung städtischer Immobilien, neue Feuerwache, Sporthalle, Kinderbetreuung...) zeigt die finanziellen Grenzen auf. Also: Keine Hoffnungen wecken, dass wir uns als Stadt ein technisches Denkmal erlauben können. Die Position von OB Frank Schneider ist richtig.  Trotzdem: Die Stadtverwaltung soll zusammen mit dem SWR hieb- und stichfeste Fakten zusammentragen, damit entschieden werden kann. Und in die Abwägung muss auch das Konzept einbezogen werden, das der Förderverein für Frühjahr angekündigt hat. Eine weitere Hängepartie darf es aber nicht geben, der Mühlehof reicht. Aber noch drängt die Zeit nicht. Nicht vergessen: Eigentümer ist der SWR, nicht die Stadt. Die Botschaft des Eigentümers ist klar. Ob sich daran rütteln lässt? Der Sender hätte es verdient. Vielleicht hat jemand auch  d i e  zündende Idee! Momentan jedenfalls wankt das Wahrzeichen gar kräftig.


Energiewende kommt im Enzkreis nur langsam voran




Solaranlagen liegen in Enzkreis und Mühlacker vorne vor Wasserkraft und Biomasse.

Klappt es mit der Energiewende vor Ort? EnergyMap sagt es. Mühlacker liegt mit 14 Prozent doppelt so gut wie der Enzkreis (7 Prozent), bleibt aber ein Prozent hinter dem Landesdurchschnitt für Baden-Württemberg und zehn  Prozent hinter dem Mittelwert für das Bundesgebiet. Der Prozentsatz bezieht sich auf den Anteil grünen Stroms am gesamten Stromverbrauch der jeweiligen Gebietskörperschaft. Mühlacker und der Enzkreis holen ihre erneuerbare Energie überwiegend aus Strom, Wasser und Biomasse, nicht aus der Windkraft.



Die Zahlen basieren auf den Daten aller Anlagen, für die Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) bezahlt werden, für die wiederum die Stromverbraucher aufzukommen haben. Alle Anlagen werden bei der Bundesnetzagentur registriert, die Angaben über die erzeugten Energiemengen werden veröffentlicht und wurden von den Betreibern der Internetseite www.energymap.info  – ein Projekt der Deutschen Gesellschaft Solarenergie e.V. in Berlin - ausgewertet. „Wir haben uns entschlossen einmal alle Daten zusammenzuführen, sie auf offensichtliche Fehler zu prüfen und dann alle bereinigten Daten in einem Datensatz zu veröffentlichen“, heißt es auf der Homepage. Stand der hier verwendeten Daten ist der 14. Juli 2014 sowohl für die Zahl der Anlagen und die Menge der Erzeugung in jeder Kreiskommune (siehe oben). Nicht eingerechnet ist jener grüne Strom, für den keine Einspeisevergütung bezahlt wird.

Wenn das der Landrat liest, der doch so stolz ist auf den European Energy Award in Gold, den er persönlich in Brüssel abgeholt hat. Und dann das: Der Enzkreis gehört mit sieben Prozent nicht zu den Klassenbesten bei der Energiewende. Im Gegenteil. Sie kommt im Enzkreis nur langsam voran. Spitzenreiter sind Heimsheim und Mühlacker mit jeweils 14 Prozent - das könnte aber auch mehr sein.
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