Das Tor zum Lembergerland





Um vier- bis fünfmal aufwendiger ist die Bewirtschaftung von Weinbergen in steilen Lagen, sagte Rolf Allmendinger, Vorstand der Genossenschaftskellerei Roßwag-Mühlhausen, am Freitagabend bei einem Spaziergang mit Mühlacker CDU-Gemeinderatskandidaten und interessierten Bürgern durch die Mühlhäuser Weinberge.  Umso wichtiger sei es, diese in Jahrtausenden erstandene Kulturlandschaft zu erhalten. Dazu gehöre, dass der Verbraucher die Produkte aus diesen Lagen auch über den Kaufpreis honoriert. Ein gelungener Versuch, dies zu erreichen, sei die 401er-Serie der Genossenschaft aus Lemberger,  auch zu haben als reiner Traubensaft. 
Stationen machte Allmendinger mit den Spaziergängern, darunter auch Mühlhäuser Wengerter, entlang des mittleren Weinbergweges, von wo aus auch die Aussicht auf die Bilderbuch-Landschaft mit den Enzschleifen genossen wurde. Es war rasch klar. „Auch die Kommunen müssen eine solche Landschaft und deren Produkte stärker ins Stadtmarketing einbeziehen“, so Allmendinger. Dass die Weinberge teilweise im neuen Naturschutzgebiet „Felsengärten“ liegen, wertete er als Vermarktungsvorteil des dort wachsenden Weines. Stadtrat Wolfgang Schreiber informierte über das Naturschutzgebiet mit dem Felsengürtel, das auch davon lebe, dass die Landschaft bewirtschaftet wird und keine Brachflächen entstehen. Das Naturschutzgebiet sei bei den Mühlhäusern positiv aufgenommen worden. 


Als ein besonderes Merkmal der Mühlhäuser Weinberge gelten die insgesamt 35 Kilometer langen Trockenmauern. 400 Euro koste die Herstellung eines Meters, sagte Allmendinger. Der Betrag lasse sich nicht voll über den Weinverkaufspreis refinanzieren, weshalb Kommunen im Neckartal zunehmend dazu übergingen, Zuschüsse für den Wiederaufbau zu geben. Die Roßwag-Mühlhäuser Genossenschaft lasse in Roßwag Trockenmauern über die Flächenagentur Baden-Württemberg durch Öko-Punkte finanzieren, die erworben werden, um Eingriffe in die Landschaft an anderer Stelle auszugleichen. Das koste den Steuerzahler keinen Cent. 


Derzeit bestehen, so Allmendinger, im Enztal erste Bestrebungen, in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit ein integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) zu erarbeiten, um dadurch auch Zuschüsse der Europäischen Union (EU) zu erhalten mit dem Ziel, diese Kulturlandschaft und ihre terrassierten Lagen zu stärken – die Palette reiche vom Tourismus, über den Naturschutz bis zum Weinbau und zur Landwirtschaft. Ziel sei, dieses Konzept zusammen mit den Betroffenen zu entwickeln. Nachdem Vaihingen mitmacht, ist auch die Teilnahme der Stadt Mühlacker wichtig. Die CDU unterstützt einen solchen Antrag. 


Einigkeit herrschte darüber, dass sich aus dem Naturschutzgebiet, der  Kulturlandschaft mit ihren steilen Lagen und dem Wein als ihr typisches und qualitätsvolles Produkt sowie der  Freude der Menschen am Genuss ein Marketingpaket schnüren lässt, das auch den wirtschaftlichen Ertrag für die Menschen, die die Mehrarbeit in den Steillagen auf sich nehmen, hebt. Eine Chance, so Allmendinger, sei auch die Gartenschau Enzgärten 2015: „Schließlich ist Mühlacker das Tor zum Lembergerland“ – die Bezeichnung, die die WG Roßwag-Mühlhausen für die Weinbaulandschaft zwischen Markgröningen und Mühlhausen erfand, und zwar über Kreis- und Regionsgrenzen hinweg. 


Abschluss des Spazierganges war eine kleine Weinprobe oberhalb der Weinberge. Besonders beliebt: der 401er. 




"Das Tor zum Lembergerland " vollständig lesen