Vorwärts, wir ziehen uns zurück

Eigentlich kann ich zufrieden sein. Ich hatte vor Ostern im Gemeinderat gegen eine 100.000 Euro teure faunistische Untersuchung der von der Stadtverwaltung Mühlacker in die Diskussion gebrachten eventuellen Gewerbegebietsstandorte Hochberg und Hart/Osttangente gestimmt und war unterlegen, jetzt zeigt es sich, dass diese Untersuchung nicht notwendig ist. Jetzt tut es auch eine Bewertung, die nur ein Zehntel dieser Summe kostet. Was ärgert, ist aber das Verfahren, das das zuständige Bau- und Planungsdezernat an den Tag legt: In der Sitzung wird  argumentiert, eine solche faunistische Untersuchung sei unbedingt notwendig, wolle man bei der Suche nach einem Gewerbegebietsstandort nicht ein Jahr verlieren, wo die Suche doch so dringlich sei. Plötzlich die Kehrtwende. Könnte die Verwaltung ihre Positionen vorher  genauer auf die Richtigkeit hin abklopfen, statt mit nicht ausgegorenen Anträgen die Ratsarbeit zu belasten und den Gemeinderat zu zwingen, eigene Beschlüsse wieder zu kassieren? Überhaupt: Im Bau- und Planungsdezernat scheint Sand im Getriebe zu sein. Das zeigt sich auch beim Mühlehof.  Da hat eine Mehrheit des Gemeinderats im Spätherbst 2013 einen klärenden Beschluss (Abriss) gefasst und dann geschieht fünf Monate nichts mehr. Funkstille. Erst im Zusammenhang mit einem anderen Punkt findet die Verwaltung wieder Anschluss ans Thema - zwei Monate vor Ende der Amtszeit des jetzigen Gemeinderats. Beide Themen stehen am kommenden Montag auf der Tagesordnung des Gemeinderats (Beginn 19 Uhr, Ratssaal). 

Die Bahn sorgt für ruhigere Zeiten




Eckart Fricke bei seiner Ansprache.

Die Bahn AG bekennt sich zum Knotenpunkt Mühlacker. Derzeit werden am Hauptbahnhof die Aufzüge eingebaut, damit die Fahrgäste barrierefrei zu den Bahnsteigen kommen können. Die 925 Meter Lärmschutzwände im Bereich des Haltepunktes Rößlesweg im Eckenweiher - zwischen Kerschensteinerstraße und Wallfahrtsweg - stehen schon, heute war nahe des Bahnhofs in Enzberg symbolischer erster Spatenstich für den Bau der weiteren Schallschutzwände in Mühlacker und Enzberg. Finanziert werden die Schutzwände aus dem Programm "Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen des Bundes". Die Kosten für die Aufzüge trägt voll die Bahn, ebenso die für die Schutzwände. Angenehm ist, dass sich die Kommune nicht an den Aufwendungen beteiligen muss (im Gegensatz zu dem für 2016 anstehenden barrierefreien Umbau der Bahnsteige, wofür die Stadt ratenweise gut eine Million Euro bereitstellen muss).






Und was startete heute nach längerer Vorarbeit? Von den 4,3 Kilometern Wände werden rund 3000 Meter entlang der Schienenstrecke in Enzberg aufgestellt. Die Wände, die bis September 2014 montiert sein sollen, werden zwei bis überwiegend drei Meter hoch sein über Schienenoberkante: südlich der Gleise zwischen Finkenwiesenstraße und Heilbronner Straße  sowie nördlich der Gleise zwischen Unterer Weinbergweg und Dr.-Simons-Straße. Bis 13. Juni fertig sein soll die 365 Meter lange Schutzwand im Bereich Stöckachweg in Mühlacker: südlich der Gleise zwischen Pforzheimer Straße und Ötisheimer Straße. Zusätzlich übernimmt die Bahn an rund 200 Häusern und Wohnungen zusätzlich passiven Lärmschutz (Schallschutzfenster und Lüfter). Die gesamten Kosten gab der Konzernbevollmächtigte der Bahn AG für das Land Baden-Württemberg, Eckart Fricke, mit rund 4,8 Millionen Euro an. 

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Herzenbühl... - ja, was denn nun?

Straße oder Gasse - was ist richtig?
Straße oder Gasse? Das ist hier die Frage. Jedenfalls lässt das Foto beide Bezeichnungen zu. Herzenbühlgasse oder Herzenbühlstraße - was ist denn nun richtig? Dazu ein kleiner Ausflug in die Lienzinger Lokalgeschichte in der Hoffnung auf eine Antwort. In einem alten Plan, der auch im kleinen Saal der Gemeindehalle Lienzingen an die Wand projeziert wurde, war es die Hintere Gasse (und alte Lienzinger verwenden auch heute noch gerne dieses Wort). Im Heimatbuch von 1970 [Autor: Friedrich Wissmann] steht Herzenbühlgasse, ohne die Herkunft näher zu erläutern. Was ist denn nun richtig? Gasse oder Straße? Das wollte ein Mitbürger wissen. 
Meine (erste) Gemeinderatsanfrage an die Stadtverwaltung förderte wenig Erhellendes zu Tage. Die Straße werde amtlich als Herzenbühlstraße geführt, zum Beispiel im Melderegister (Straßenverzeichnis) oder bei der Grundsteuer, hieß es in der Antwort der Stadtverwaltung.  "Eine Änderung der Straßenbezeichnung in die (historisch richtige) Herzenbühlgasse hätte erheblichen Aufwand bei der Berichtigung der Einwohnerdaten, Personalausweise, Grundsteuerbescheide zur Folge." Aus historischen Gründen sei entschieden worden, das Emaille-Schild „Herzenbühlgasse“ an dem Fachwerkhaus zu belassen.
Also: Historisch richtig wäre Gasse, amtlich richtig dagegen ist Straße. Wie kam's dazu? Das Stadtarchiv Mühlacker, Quelle vieler Erkenntnisse, brachte Aufschluss. 
Demnach enthält eine Akte aus dem Stadtteilarchiv Lienzingen eine Straßenaufstellung für Lienzingen vom 22.12.1969, unterzeichnet von Bürgermeister Allmendinger. Dort ist noch die Herzenbühlgasse aufgeführt, aber bereits handschriftlich mit Bleistift in „-straße“ geändert worden, schreibt Archivarin Marlies Lippik. Das Verzeichnis enthält darüber hinaus noch bei anderen Straßen handschriftliche Änderungen.
Diese Änderungen wurden 1972 im Zuge der Neunummerierung der Lienzinger Gebäude (Umstellung von durchlaufenden Gebäude-Nummern auf straßenweise vergebene Haus-Nummern) auf der Straßenliste von 1969 durch die Verwaltung bzw. Bürgermeister Allmendinger persönlich vorgenommen. Dem Gemeinderat Lienzingen legte der Schultes die damit verbundenen Änderungen bei den Straßenbezeichnungen am 6.12.1972 zur Beschlussfassung vor. Der Gemeinderat  wandte sich gegen die Umbenennung kleiner bisheriger „-gassen“ in „-straßen“ – die Herzenbühlgasse ist hier nicht ausdrücklich erwähnt, scheint aber groß genug für eine Umbenennung in –straße gewesen zu sein, so dass man daraus eine Genehmigung durch den Lienzinger Gemeinderat schließen kann, so das Fazit der Archivarin. 
Die Neunummerierung mit der neuen Bezeichnung Herzenbühlstraße wurde der Bevölkerung im Ortsblatt vom 13. 12. 1972 bekanntgegeben.
Das Pikante:  Just in diesem Ortsblättle ist es auf Seiten 6 und 7 die Herzenbühlstraße, doch auf Seite 1 wird Mina Stierwald, geborene Wollmann, zum 74. Geburtstag gratuliert - in der Herzenbühlgasse. So hielt sich bis heute beides: Gasse und Straße. Amtlich ist die Gasse auf jeden Fall aber eine Straße. Das steht fest. Eigentlich stört uns dieser Doppelname auch nicht.
 
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Eine Blumen-Esche gefällig?



Das Enzle


Eine Magnolie gefällt? Eine Kastanie oder eine Blumen-Esche? Wer hätte denn gerne seinen "eigenen" Baum auf der Gartenschau Enzgärten 2015?  Nicht nur Privatpersonen können eine Patenschaft – die je nach Attraktivität des Standortes 350 oder 750 Euro kostet – übernehmen, sondern auch Vereine. Der Schwäbische Albverein beispielsweise macht am Freitag den Anfang. Ein Schildle am Baum mit dem Namen des Spenders gibt's als Dreingabe der Stadt dazu. Etwa 60 Bäume  warten auf Paten, die Kommune hofft auf 32.000 Euro Einnahmen. Und wenn's einen Run darauf gibt? Weitere Bäume, so versichert die Verwaltung, können noch offeriert werden. Derweilen zeigt sich, dass eine andere Entscheidung des Gemeinderats bombig eingeschlagen hat: 's Enzle als Maskottchen der Gartenschau. Schon riefen die ersten Fans im Rathaus an und wollten eines kaufen. Bei einer Tourismusmesse in Pforzheim, bei der Mühlacker für die Gartenschau warb, erkundigten sich Besucher nach der süßen kleinen grünen Ente, die es biher leider nur auf dem Papier gibt. Nachfrage herrscht sicherlich auch beim Ein-Jahr-vorher-Fest am 10. Mai auf dem Gartenschaugelände: Von 11 bis 17.30 Uhr erwartet die Besucher ein buntes Programm unter anderem mit Führungen übers Gartenschaugelände. Als Vorgeschmack auf das, was von Mai bis September 2015 an 128 Tagen geboten wird. Ansonsten wird derzeit kräftig gebaut - und selbst die Muschelkalkmauer als Abgrenzung zwischen Daueranlagen und den Parkplätzen an der Enzstraße scheint langsam fertig zu werden...                                                                          Noch eine gute Nachricht: Die Durchquerungskarten für Schüler während der Gartenschau (wenn die Eltern keine Dauerkarte haben) sind nun doch gratis. Das Finanzamt Mühlacker zeigte sich kulant. Die Karten müssen beim Schulsekretariat beantragt werden und sollten ursprünglich einmalig fünf Euro kosten - aus Steuergründen. 

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Wie viel Gewerbegebiet darf's sein?

"Die Realisierung dieses Gebietes ist fraglich" (Standort Hartwald/Osttangente), "die Voraussetzungen für eine artenschutzrechtliche Freistellung oder Ausnahme sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gegeben" (Hochberg) - zwei Aussagen der Stadtverwaltung Mühlacker in der Sitzungsvorlage 074/2014, und trotzdem beschloss die Mehrheit des Gemeinderats eine faunistische Untersuchungen für beide Waldgebiete. Der Preis: rund 100.000 Euro. Kaum stand die Suche nach einem etwa 20 bis 25 Hektar großen Gewerbegebiet auf der Tagesordnung des Gemeinderats, schon erschienen die ersten Leserbriefe dagegen in den lokalen Medien. Damit ist klar: Die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets bleibt umstritten. Noch nie trat jemand in einem Leserbrief  für die Ausweisung einer solchen Fläche ein, obwohl es solche Menschen in Mühlacker geben soll. So ganz gegen neue Gewerbeflächen ist keine Ratsfraktion, selbst die grün angestrichene LMU nicht - sie will nur ein paar Hektar, allerdings ohne konkret zu beantragen, wo diese ausgewiesen werden sollen. Aber was kann man von einer Fraktion verlangen, wenn selbst die Stadtverwaltung nicht mit der notwendigen Konsequenz Farbe bekennt? Bei dieser schwierigen Gemengenlage muss der Versuch einer Konsensbildung über diese zentrale Frage der städtebaulichen Entwicklung Mühlackers unternommen werden. Dazu wird es eine Bürgerinformation geben, vorher fallen keine Entscheidungen im Gemeinderat. Die Gretchenfrage: Wie viel Gewerbegebiet darf's sein?

Hier die Sitzungsvorlagen zum Herunterladen: SV0742014.pdf und Anlage1zuSV0742014.pdf und Anlage2zuSV0742014.pdf