Kreiselbäume



In Quimper, Präfektur des Départements Finistère in der Bretagne.

Das muss einem Beamten des Verkehrsamtes des Enzkreises den kalten Schweiß von der Stirn rinnen lassen: ein Kreisverkehr mit mehreren großen Bäumen mittendrin und dann - sozusagen als optische Krönung - ein abgesägter und auf den kahlen Wipfel gestellter Baum. Der Kreisel liegt außerorts und zwischen zwei Stadtteilen, an einem Punkt, auf den zwei kerzengerade Straßen zuführen. Nein, das ist nicht im Enzkreis und schon garnicht in Lomersheim - sondern in Quimper, Präfektur des Départements Finistère in der Bretagne. Die Bretagne liegt bekanntlich in Frankreich und Frankreich gehört zur Europäischen Union, genauso wie Deutschland und auch der Enzkreis. Just das Landratsamt Enzkreis stützt sich in seiner Entscheidung, den 100 Jahre alten Birnbaum von Lomersheim - wohlgemerkt, der einzige im Kreisel an der Fuchstensteige - unter anderem auf von Brüssel ausgegebene Ziele für Verkehrssicherheit. Oder sollen die Lomersheimer ihren Birnbaum trocknen lassen und in seiner gesamten Länge auch auf den Kopf stellen? Wäre dadurch die Verkehrssicherheit gefährdet? Die Sicherheits-Hüter im Pforzheimer Landratsamt fänden sicherlich auch einen Grund, eine solche Provokation zu verhindern. Eine Provokation ist jedenfalls, mit welcher Halsstarrigkeit sie an der Absicht, den Birnbaum umzusägen, festhalten. Das ist pure Rechthaberei, verbunden mit einem Absicherungswahn. Dem Enzkreis fällt wohl ein Zacken aus der Krone, auch einmal eine getroffene Entscheidung zu revidieren. Andere Landräte bringen das hin - nur unserer versteckt sich hinter der angeblichen Haftung der Kreismitarbeiter bei Unfällen. Wer haftet eigentlich für die Unfälle, die regelmäßig zwischen Dürrmenz und Pinache passieren? Wo bleibt der Sägetrupp des Landratsamtes? Aber das ist ja auch kein Kreisverkehr. Dort quert die Landesstraße einen ganzen Wald. Übrigens: Am Kreisverkehr in Lomersheim gab es es noch keine Unfälle. 
Apropos Absicherungswahn - dazu gab es hier schon einmal ein paar Zeilen und einen Rundfunkbeitrag. "Kreiselbäume" vollständig lesen