Die Eins steht für besonders schlecht



Das Landesstraßen-Netz wie ein Schnittmuster-Bogen.


Was bedeutet eigentlich die Zahlenkombination 64/510 (4) für einen Abschnitt der Landesstraße 1134 zwischen Mühlacker und Lienzingen in der neuen Karte mit den Ergebnissen der Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) für Landesstraßen? 64 steht für den Listenplatz im Baureferat der zuständigen Landesbehörde, 510 für den landesweiten Listenplatz und 4 ist die Abschnittsklassifizierung (4 bedeutet dringlich). Also: Dringlichkeitsklasse vier auf einer Skala von eins bis neun, wobei im Gegensatz zum Schulzeugnis eine Eins für besonders schlecht steht. Wir lernen: Ein Teil der Landesstraße zwischen Mühlacker und Lienzingen muss dringend saniert werden. Solche Erkenntnisse gibt es auch für alle Landesstraßen, der Plan steht im Netz, erinnert aber eher an einen Schnittmusterbogen der Aenne Burda. Wer sich Zeit nimmt, wird fündig bei der Suche nach der Struktur, braucht allerdings etwas Geduld und Nerven. Eine Tabelle mit klaren Daten wäre hilfreicher.
Nun bestätigt sich auch, was wir schon wissen: der schlechte Zustand der Landesstraße 1125 zwischen Großglattbach und Vaihingen, optisch markiert mit rot. Denn den Dringlichkeitsklassen wurden Farben zugeordnet: rot entspricht den Dringlichkeitsklassen 1 – 5, gelb den Dringlichkeitsklassen 6 – 8. Für 9 als der niedrigsten Dringlichkeitsklasse gibt es keine Farbe. Die Pläne sollen immer wieder aktualisiert werden. Eine Zwischenbilanz, die auch für die Bundesstraßen vorgelegt wurde. „Wir werden die knappen Haushaltsmittel zukünftig noch effizienter einsetzen“, kündigte Minister Hermann an. Bei den Fahrbahnen werden bei der jährlichen Mittelverteilung künftig die aktuelle ZEB und die Verkehrsbelastung maßgeblich sein. Und das ist der Haken: Niemand weiß, wann die sanierungsbedürftigen Abschnitte an der Reihe sind. Jahreszahlen gibt es keine in dem Kartenwerk.
Wie notwendig die stärkeren finanziellen Anstrengungen für den Erhalt der Straßen sind, wird durch die aktuellen Werte der alle vier Jahre erfolgten ZEB deutlich. Inzwischen befinden sich 20 Prozent der Bundesstraßen (ca. 800 km) und 27,8 Prozent der Landesstraßen (ca. 2.700 km) in einem sehr schlechten Zustand (Note 4,5 bis 5,0). Auch bei den Brücken ist eine leichte Verschlechterung bei der Bausubstanz zu verzeichnen. Das kann in der Konsequenz nur bedeuten: mehr Mittel bereitzustellen. Den jährlichen Bedarf schätzt das Ministerium auf mindestens 100 Millionen Euro. Man merke: mindestens! Ob den Worten nun Taten folgen? Wir werden es dann sehen, wann die Bauarbeiter anrücken. Die Nagelprobe steht noch bevor.


Update 5. Mai 2013: 


Der Enzkreis meldet sich Landesstraßen im Enzkreis weiter in beklagenswertem Zustand - Keine substanzielle Besserung in Sicht und die Reaktion der CDU-Kreistagsfraktion


Ranking für den Enzkreis: AnlagezuPM141ZEBRankingLEnzkreis2013.pdf