Jetzt geht es um den Deutschen Sandlaufkäfer



Der Cylindera germanica


Was bei Stuttgart 21 der Juchtenkäfer, ist bei der inzwischen abgeräumten Erdzwischendeponie der früheren Baustoffwerke der Deutsche Sandlaufkäfer. Das geht aus der Antwort des Naturschutzdezernenten des Enzkreises, Wolfgang Herz, hervor, die er auf meine Anfrage als Kreisrat gegeben hat. Was heißt schon "deutscher" Sandlaufkäfer? Er gehört zu den Ureinwohnern Bayerns, wie die Suche im Internet ergab. So schnell wie er ist kaum einer... Ein bayrischer Lienzinger?

Der Hintergrund; Die bisherige Erdzwischendeponie im Ziegelhäule bei Lienzingen, an der Landesstraße zwischen Mühlacker und Lienzingen, wird in den nächsten Monaten wieder in ihren früheren Zustand zurückgeführt. Das Erdzwischenlager war 1983 zunächst naturschutzrechtlich vom Landratsamt Enzkreis genehmigt worden. Danach wurde das Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, bergrechtlich zuständig, das im März 2011 auch dem Abschlussbetriebsplan und damit der Renaturierung und Rückführung in landwirtschaftliche Fläche zugestimmt hat.

Anlass für meine Anfrage beim Enzkreis waren Aussagen des BUND, weite Teile dieser Fläche seien seit vielen Jahren nicht mehr genutzt. Hier habe sich eine artenreiche Fauna und Flora eingestellt mit vielen bedrohten und seltenen Arten. Naturschutzrechtlich sei es nicht möglich, das Gebiet zu rekultivieren. Ein Argument, das auch aus der Bevölkerung an mich herangetragen wurde. 

„Der bestandskräftige Abschlussbetriebsplan berücksichtigt die naturschutzrechtlichen Belange abschließend“, antwortete der Erste Landesbeamte Wolfgang Herz. Das jetzt thematisierte Vorkommen des Deutschen Sandlaufkäfers führe nach Beurteilung der Sach- und Rechtslage durch das Naturschutzamt des Enzkreises nicht dazu, dass nachträgliche Änderungen am Bescheid des Regierungspräsidiums Freiburg gefordert werden könnten.

Allerdings handle es sich beim Deutschen Sandlaufkäfer um eine streng geschützte Art. Ein Verstoß gegen artenschutzrechtliche Verbote im Zuge der Umsetzung der Rekultivierungsmaßnahmen liegt aber wegen der Ausnahmebestimmung nach dem Bundesnaturschutzgesetze im Hinblick auf die bestandskräftige Genehmigung nicht vor, schreibt Herz.

Dessen ungeachtet wäre es seiner Meinung nach wünschenswert, dass die Beteiligten eine einvernehmliche Lösung finden, die das Anliegen der BUND-Ortsgruppe aufnimmt. Die untere Naturschutzbehörde werde deshalb zeitnah auf die Beteiligten zugehen, um diese Möglichkeit zu erörtern.

Zum Thema auch "Naturschutzdezernent plädiert für Käfer-Schutz"

Jobcenter, Ziegeleistraße 12, Mühlacker



Der Enzkreis ist präsent: Das neue Jobcenter an der Ziegeleistraße in Mühlacker

Der Enzkreis hat zum 1. Januar 2012 von der Agentur für Arbeit die Betreuung langzeitarbeitsloser Menschen übernommen. Bisher war der Kreis nur für die Kosten von Unterkunft und Heizung nach dem Sozialgesetzbuch II (landläufig: Hartz IV) zuständig, das Arbeitslosengeld II und alles, was damit zusammenhing, fiel in das Aufgabengebiet der Arbeitsagentur. Jetzt kommt die Hilfe aus einer Hand: Der Enzkreis baute Jobcenter in Pforzheim und Mühlacker auf, gleichzeitig übernahm er etwa 70 Beschäftigte der Arbeitsagentur. Rechtzeitig zum Jahresbeginn war das Jobcenter im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Baustoffwerke, das der Enzkreis auf vorerst fünf Jahre gemietet hat, fertig. Heute ist es von Landrat Karl Röckinger der Öffentlichkeit vorgestellt worden: Mit dabei auch die Vertreter der Kreistagsfraktionen.

Das dreistöckige, 1979 errichtete Gebäude der früheren Ziegelwerke hat, ganz passend, die Adresse Ziegeleistraße 12. Für rund 200.000 Euro wurde es innerhalb von zwölf Wochen umgebaut. Insgesamt 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich dort um die Empfänger von Arbeitslosengeld II und werben bei Unternehmen um Arbeitsplätze. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz: Der Fallmanager bemüht sich nicht nur darum, seine Kunden wieder in Arbeit zu bringen, sondern bezieht auch die Lebenssituation des Menschen ein, die möglicherweise hemmend bei der Jobsuche wirkt, kann auf weitere Angebote des Enzkreises wie Beratungsstellen - etwa für Schuldner - zurückgreifen, um den Menschen zu helfen. Ziel ist es nicht nur, die Sozialkassen zu entlasten, sondern auch jenen wieder das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden, die seit längerem auf Arbeitssuche sind.

Etwa 600 bis 700 der zirka 2200 Bedarfsgemeinschaften im Enzkreis gibt es in jenen Gemeinden, für die das Jobcenter Mühlacker zuständig ist: Mühlacker, Illingen, Ötisheim, Sternenfels und Wiernsheim. Mit dem Jobcenter in Mühlacker wollte der Kreistag ein Signal setzen: Bürgerfreundlich durch möglichst kurze Wege.

Bahnhof und der Omnibusbahnhof sind zudem vor der Haustüre. Ziegeleistraße 12 - eine zentrale Anlaufstelle. Mittel- und langfristig sollte versucht werden, andere Enzkreis-Einrichtungen mit dem Jobcenter unter ein Dach zu bringen, möglicherweise in einem neuen Gebäude an der Ziegeleistraße. Das hängt auch mit der Planung für das frühere Ziegeleiareals zusammen, die noch entwickelt werden muss. Gewerbe und Dienstleistungen entlang der Ziegeleistraße - das ist aber als Nutzung im Gemeinderat unumstritten. Und da steht das bisherige Verwaltungsgebäude etwas sperrig im Gelände. Das ist jedoch Zukunftsmusik. Jetzt war es wichtig, dass das Jobcenter termingerecht starten konnte - und das ist dem Enzkreis voll gelungen. 

Wulff, Bild und die Lust am (Hoch-)Kochen

Das Wulffen geht (vorerst) weiter. Von Anfang an hatte die Sache einen schalen Beigeschmack: die Bild-Zeitung als Hort der Pressefreiheit? Bild-Chefredakteur Kai Diekmann als Gralshüter des journalistischen Auftrages zur Aufklärung? Die Entwicklung der letzten Tage zeigt: Der Beigeschmack war nicht nur eingebildet, meint Brigitte Baetz im Deutschlandfunk.


Dazu ihr Kommentar zur Lust am (Hoch-)Kochen.



Mittelwellensender Mühlacker verstummt



Sender als Wahrzeichen Mühlackers, der Senderstadt


Der Sender ist ein Stadtgeschichte Mühlackers. Genauer: Das seinerzeitige Dürrmenz-Mühlacker verdankte der Inbetriebnahme des Großsenders 1930 das Stadtrecht. So gesehen ist Mühlacker auch ein Stück Sendergeschichte. Jetzt steht eine Zäsur bevor: Am 8. Januar 2012, also am Sonntagabend, wird der Mittelwellensender nach 81 Jahren abgeschaltet. Allerdings bleibt der 273 Meter hohe Sendemasten als Wahrzeichen unserer Stadt erhalten. Ein gutes Zeichen. "Die Mittelwelle ist einfach eine alte Technologie, da knistert es und rauscht es. Musik zu hören über Mittelwelle macht überhaupt keinen Spaß, Stereoqualität gibt es auch nicht. Damit hat Radio einmal begonnen, aber UKW war damals die Zukunftstechnologie und jetzt gibt es eine noch bessere und zukunftsträchtige digitale Technologie für den Hörfunk und die tritt eben an die Stelle", sagte SWR-Hörfunk-Chefredakteur Artur Landwehr in einem Interview.


Mit der Mittelwelle wird dann auch das Programm „SWR cont.ra“ eingestellt. Anstelle dieser Sendung startet der SWR vom 9. Januar an sein neues Informationsradio „SWRinfo“. Es ist dann über DAB zu empfangen, also über „Digital Audio Broadcasting“. Doch das Digitalradio-Netz ist noch nicht vollständig ausgebaut. Der Empfang geht auch über das Internetradio. Es gibt kombinierte Digital- und Internetradios. Die Suche nach dem passenden Gerät ist manchmal noch aufwendig, wie ich selbst in den vergangenen Wochen erfahren habe. Aber fündig wird man immer. Auch beim örtlichen Fachhandel.


Aber zurück zum Sender Mühlacker. Auf den Skalen alter Radiogeräte stand Mühlacker neben Beromünster, Hilversum, Moskau, London und Paris. Die Zeiten sind seit langem vorbei. Für Mühlacker ist es wichtig, auch wenn der Mittelwellensender abgeschaltet bleibt, ihn als Denkmal der Stadtgeschichte zu bewahren. Das verstehe ich genauso als Auftrag an die Kommunalpolitik. Alle bekennen sich dazu. Wer die rotweiße Antenne sieht, verbindet sie mit Mühlacker. Der Sender als Identifikationsobjekt. Vor einiger Zeit gab es im Gemeinderat eine Diskussion, ob nach dem Vorbild des früheren Senders Königs Wusterhausen bei Berlin der alte MW-Sender zum Museum werden kann. Eine Idee, die wir im Auge behalten sollten, auch wenn die Voraussetzungen noch nicht (ganz) vorhanden sind. Zurück zum Sender, kann es dann heißen.
Inzwischen wird auf Internet-Foren über das Aus für den Mittelwellensender heftig diskutiert.


SWR 2 hatte am 12. Dezember 2011 der Geschichte des Senders ein Beitrag gewidmet. Hier das Manuskript zum Herunterladen  swr2-wissen-20111212.pdf<

und hier die Sendung <

Vikar in Lienzingen: Theologe und Reiseschriftsteller



Das Lexikon von Schwaben von Philipp Ludwig Hermann Röder.


Philipp Ludwig Hermann Röder, am 21. Oktober 1755 in Stuttgart geboren, am 31. März 1831 in Walheim gestorben. Nach dem Theologie- und Philosophie-Studium war er Vikar in Lienzingen, Maulbronn und Löchgau, ab 1790 Diakon in Marbach am Neckar und ab 1799 Pfarrer in Tamm; ab 1811 wirkte er in Walheim.


Vikar in Lienzingen? Im Kapitel "Männer mit Beziehungen zu Lienzingen" in dem 1970 erschienenen "Ortsbuch von Lienzingen" (Verfasser: Friedrich Wissmann) findet sich kein Hinweis auf Philipp Ludwig Hermann Röder. Dabei hat er sich vor allem als Schriftsteller einen Namen gemacht. Heute stieß ich auf ihn durch einen Bericht in der Südwest-Presse zu Röders erster Reisebeschreibung über Gaildorf: "Zwölf Stunden von Stuttgart". Wer sich dann etwas näher mit dem Theologen beschäftigt, findet eine ganze Liste von ihm verfasster Literatur des Mannes, der 1778 zunächst Vikar in Lienzingen war. Röder verfasste später aus der Sicht der Aufklärung eine ganze Reihe von historisch-geographischen Beschreibungen. Sein anonym erschienenes Hauptwerk ist das Lexikon von Schwaben (Ulm 1791/7). Seine Arbeiten überlebten die Zeit: So findet sich in den "Albgeschichten", 2008 bei Klöpfer & Meyer erschienen, ein Beitrag aus seiner Feder.


Sein Hauptwerk ist das "Geographische Statistisch-Topographische Lexikon von Schwaben oder vollständige alphabetische Beschreibung aller im ganzen Schwäbischen Kreis liegenden Städte, Klöster, Schlösser, Dörfer, Flecken, Höfe, Berge, Thäler, Flüsse, Seen, merkwürdiger Gegenden u.s.w. : Samt einem Anhang von zerschiedenen Verbesserungen und Abänderungen einiger Artikeln des Iten Bands mit genauer Anzeige von deren Ursprung, ehmaligen und jezigen Besizern, Lage, Regimentsverfassung, Anzahl und Nahrung der Einwohner, Manufakturen, Fabriken, Viehstand, merkwürdigen Gebäuden, neuen Anstalten, vornehmsten Merkwürdigkeiten u.s.w. ". In digitaler Form lässt es sich aus den Beständen der Bayrischen Staatsbibliothek herunterladen (braucht bei schlechten Übertragungsraten mit 270 MB allerdings etwas Geduld).


"Reisen durch das südliche Teutschland", heißt eines seiner weiteren Werke. Sein Interesse galt aber nicht nur Schwaben, davon zeugen das "Geographisch-statistisch-topographische Lexicon von Ober-Sachsen" (1800/1807) sowie das "Geographische statistisch-topographisches Lexikon von Italien nach dessen neuestem Zustande und Verfassung, oder, Vollständige alphabetische Beschreibung aller darinn gelegenen Städte, Festungen, Seehäfen, Flecken, Schlösser" (1812). In seiner "Neuesten Länder- und Völkerkunde" (1812) über Württemberg und Bayern widmet er jeweils ein paar Zeilen den Dörfern im Bereich des Klosters Maulbronn.

Seine Arbeiten gehören zum gedruckten europäischen Kulturerbe.  Und bei Books Google.

Tempo 40 für Ortsdurchfahrten Lienzingen und Lomersheim



Ziel: Tempo 40 auch auf Ortsdurchfahrten


In der Kieselbronner Straße in Enzberg - eine Landesstraße - gibt es das Tempo-40-Limit, auf der Teilortsumgehung von Diefenbach auch, in Schwörstadt an der B 34 ist in der Innenstadt sogar eine Tempo-30-Beschilderung, wie mich ein aufmerksamer Lienzinger Mitbürger wissen ließ. Zunehmend wird deutschlandweit über die Frage diskutiert, die Geschwindigkeit auch auf Ortsdurchfahrten zu reduzieren. Tempo 40 gilt als Beitrag zur Verminderung der Lärmbelastung. Jetzt hat der Gemeinderat von Mühlacker dem Antrag der CDU-Fraktion zugestimmt, auch auf den Ortsdurchfahrten Lienzingen (eine Landesstraße) und Lomersheim (eine Kreisstraße) die Geschwindigkeit auf maximal 40 km/h zu beschränken und damit ein Signal zu setzen für die Anwohner, die sich zunehmend über die Verkehrsbelastung beschweren. Es gab schon einmal einen Anlauf, auf beiden Ortsdurchfahrten Tempo 40 anzuordnen. Doch das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe blockte bisher immer ab.


Wir haben im Gemeinderat der Stadtverwaltung Rückendeckung gegeben (nachdem sie zuerst wieder etwas einknicken und nur einen Brief ans Land schreiben wollte) und der OB sagte zu, es auf eine Nagelprobe ankommen zu lassen. Die Stadt ordnet an und wartet dann die Reaktion des Regierungspräsidiums als Aufsichtsbehörde ab. Doch das RP handelt nicht im luftleeren Raum, es ist wiederum ausführendes Organ der Landesregierung. Und hier kommt ein landespolitischer Aspekt in die Debatte. Das grün-rote Bündnis will auch auf Ortsdurchfahrten die erlaubte Höchstgeschwindigkeit reduzieren und plant eine entsprechende Bundesratsinitiative. Doch nun wird sich zeigen, ob sie die Courage hat, ihre Position vor Ort schon jetzt umzusetzen. Ganz so wie einst der Verkehrsstaatssekretär Stefan Mappus, der sich in einzelnen Fällen (darunter in Enzberg) über die Bedenkenträger in den Amtsstuben (auch des Enzkreises) hinwegsetzte und zum Beispiel Tempo 40 auf der Kieselbronner Straße genehmigte.

Hoffnung hege ich, dass wir das Ziel für Lienzingen und Lomersheim erreichen. Denn in Leonberg hatte die Stadt Tempo-30-Schilder auf den Ortsdurchfahrten von drei Teilort aufstellen lassen, musste sie aber auf Anordnung des RP Stuttgart nach neun Monaten wieder abmontieren. Bürger riefen daraufhin den Petitionsausschuss des Landtags an und siehe da: Kurz vor Weihnachten konnten die Tafeln wieder anmontiert werden, auf dass Autofahrer die Geschwindigkeit drosseln. Selbst das RP machte mit. Und wie sieht es in Karlsruhe, der Hauptstadt der badischen Liberalität aus? Wir werden sehen. Das RP Karlsruhe gilt ja als besonders sittenstreng, wenn es um Vorschriften geht.
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