Freie Sicht auf die Kelter – das wäre doch etwas



Zaisersweiherstraße 3 (links) und die Kelter

Ein Glücksfall für die Abteilung Lienzingen der Freiwilligen Feuerwehr Mühlacker: Die Stadt konnte im Gewerbegebiet an der Schelmenwaldstraße einen Teil eines Betriebsgebäudes anmieten, das passend ist für die Zwecke der Feuerwehr, einen vertretbaren Mietpreis hat und die Stadt nur einmalige 5000 Euro für bauliche Anpassungen kostet. Bei der Ortsbesichtigung durch den Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik heute Abend zeigten sich die Aktiven ausgesprochen zufrieden mit dieser Lösung, nachdem die jetzige Unterbringung im Gebäude Zaisersweiherstraße 3 seit Jahren unzureichend ist und wir seit langem nach einer anderen Lösung suchen. Allerdings verzichtet die Abteilung nicht auf ihren Wunsch nach einem Neubau – der Druck ist jedoch mit der neuen Unterkunft etwas gewichen.


Aber was geschieht mit dem städtischen Gebäude Zaisersweiherstraße 3? Das bildet natürlich mit der Kelter optisch eine Einheit. Das gehört einfach dazu, so sind wir dieses Bild gewohnt. Doch es müsste gründlich saniert werden. Nach Angaben der Stadtverwaltung wären etwa 400.000 Euro notwendig. Der bauliche Zustand sei insgesamt als schlecht zu bezeichnen: „Es wäre eine umfassende und kostenaufwändige Sanierung des Gebäudes erforderlich.“ Der gesamte Technikbereich, Elektroheizung, Sanitär sowie Fassade, Dach, Fenster, Böden und Treppen seien stark erneuerungsbedürftig. Die Wände seien gegen aufsteigende Feuchtigkeit nicht geschützt. Unter Umständen wäre gegebenenfalls erforderlich, das Gebäude zu unterfangen. Insofern sei fraglich, ob das Gebäude mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand zu halten sei. Der in der Fassade aufgetretene Riss – Grund für meine Anfrage an die Verwaltung, die die neue Entwicklung ausgelöst hatte - ist der Verwaltung bekannt.


In dem Haus sind zwei Wohnungen, die derzeit teilweise auch von der Feuerwehr genutzt werden. Es wohnt niemand mehr darin.
Der Ratsausschuss hat sich heute Abend darauf verständigt, das Gebäude abbrechen zu lassen. Der Sanierungsaufwand steht in keinem Verhältnis zu eventuellen Mieteinnahmen aus zwei Wohnungen. Ich habe aber darauf gedrängt, vorher zu klären, wie die städtische Fläche genutzt werden kann, damit sie nicht zur Dauerbrachfläche wird. Bis vor wenigen Jahren stand im rückwärtigen die Milchsammelstelle, die auch der Spitzhacke zum Opfer gefallen war. Es ist also eine Fläche vorhanden, die entweder für ein neues Gebäude verwendet werden könnte und deshalb an einen Investor verkauft wird. Oder wir schaffen dort einen kleinen Ortsplatz und dies in Verbindung mit dem Keltervorplatz, zum Beispiel auch für Dorffeste. Bei der Bürgerbeteiligung über den Rahmenplan Ortskern Lienzingen im Jahr 1997 war ein solcher Ortsplatz im Bereich Bäckerei Schmid/Friedenstraße vorgeschlagen worden, doch dort steht keine Fläche zur Verfügung. Jetzt hätten wir die Chance, das Gelände bei der Kelter dafür zu nutzen.


Der Abbruch von Zaisersweiherstraße 3 und der Verzicht auf eine Neubebauung könnte die Kelter stärker betonen und ins Blickfeld rücken. Im Gegensatz zu dem Wohnhaus ist die Kelter historisch wertvoll und ein Denkmal. Die Kelter mit ihrem charakteristischen Walmdach stammt aus dem Jahr 1789, stand einst südwestlich des Ortes mitten in den Weinbergen und wurde bereits 1897 an ihre heutige Stelle versetzt. „Sie kündet gemeinsam mit zahlreichen, großen Gewölbekellern unter den Hausbauten von dem ehemals ertragreichen Weinbau in Lienzingen“ (Tilmann Marstaller). Freie Sicht auf die Kelter – das wäre doch etwas. "Freie Sicht auf die Kelter – das wäre doch etwas" vollständig lesen