Das gute alte Stück: 150 Jahre alt und noch ganz prächtig



Die Lienzinger Spritze von 1861.


Sie ist ein Schmuckstück der Abteilung Lienzingen der Freiwilligen Feuerwehr Mühlacker: Die 1861 gebaute Feuerwehrspritze von Johann Georg Porth. Die Abteilung nahm das 150-Jahr-Jubiläum heute zum Anlass für das "Spritzenfest" in der Kelter. Reif für das Museum ist sie. Doch sie steht das Jahr über in den engen Räumlichkeiten der Wehr in der Zaisersweiherstraße, sozusagen in der zweiten Reihe. Wer sich mit der Geschichte der Lienzinger Feuerwehr beschäftigen will, stößt rasch an Grenzen: Denn in dem 1970 erschienenen "Ortsbuch von Lienzingen" (Autor: Friedrich Wissmann) findet sich kein Kapitel über die örtliche Wehr. Nur zwei Schwarz-weiß-Fotos stößt der Leser, eines vom Kreisfeuerwehrtag 1962: Auf dem Bild die Spritze von 1861, die die Lienzinger stolz beim Festzug mitführten. Wo der Kreisfeuerwehrtag war, blieb allerdings das Geheimnis des Heimatbuch-Verfassers. Die Quellensuche fällt dünn aus: Wer war Johann Georg Porth? Möglicherweise gehörte er zur Firma Porth in Speyer, die damals Löschspritzen herstellte und die auch in der Chronik der Feuerwehr von Rülzheim in der Pfalz in den gleichen Jahren erwähnt wird. Später taucht eine Firma Porth in Speyer als Hersteller von Kirchturmuhren auf.

Höchste Zeit, dass wir ein neues Heimatbuch für Lienzingen erhalten, um die Lücken zu schließen. Die Vorarbeiten dafür laufen 2013 an, erscheinen soll es 2016 anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes vor 1250 Jahren (Dürrmenz als zweitältester Teil der Stadt feiert das gleiche Jubiläum drei Jahre später). 


Solange behelfen wir uns mit anderen Quellen. Immerhin veröffentlichte Wissmann, dass die Gemeinde Lienzingen 1867 zusammen 279 Gebäude, 126 Haupt- und 153 Nebengebäude, mit einer Brandversicherungssumme von 212.050 Mark hatte [S. 171}. In der amtlichen Beschreibung des Oberamtes Maulbronn von 1870 heißt es, Feuerlöschmannschaften seien "allerorten organisiert". Doch nur Dürrmenz-Mühlacker und Knittlingen hätten freiwillige Feuerwehren. Über brauchbare Feuerspritzen, "die meisten neuerer Konstruction", verfügten 20 Gemeinden [S. 109]. Lienzingen zählte damals 902 Einwohner, davon ein Katholik, wie in der Oberamtsbeschreibung ausdrücklich erwähnt wird, alle anderen evangelisch.


Übrigens: Die Freiwillige Feuerwehr Dürrmenz-Mühlacker wurde 1862 gegründet, ein Jahr nach der Herstellung der Feuerwehrspritze für die Gemeinde Lienzingen.

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