Das ganz alte Schulhaus - eine Dauerbaustelle?




Kirche und altes Schulhaus - ein Ensemble

Das beliebte Lienzingen-Motiv: Die Peterskirche und - im Vordergrund - das alte Schulhaus, in dem bis 1837 die Kinder des Ortes unterrichtet wurden. Nachzulesen in dem 1970 erschienenen Heimatbuch von Lienzingen (Autor: Friedrich Wissmann). Es soll 400 Jahre lang Schulhaus gewesen sein. Davor sei es ein Pfründhaus gewesen, "allem nach das Frühmesserhaus" [Wissmann, S. 264f] Auch wenn Wissmann eher im Ungefähren bleibt, so steht doch fest: Kirchenburggasse 14 ist ein wichtiges Zeugnis der Lienzinger Dorfgeschichte und damit höchst erhaltenswert. Gerade deshalb kann niemand das Schicksal des Gebäudes kalt lassen. Seit längerer Zeit ist es eine Baustelle, auf der es aber nicht vorwärts geht. Die Baustelle ruht. Aus dem Material, das in dem vor dem Haus aufgestellten Container lagert, wuchert inzwischen Unkraut. Teile der Außenwand sind geöffnet - wenn sich vor dem Winter nichts tut, kann das Gebäude weiteren Schaden nehmen. 

Wie aus dem Bericht der Kommunalentwicklung (KE), die die Ortskernsanierung Lienzingen im Auftrag der Stadt begleitet, zu entnehmen ist, besteht eine Sanierungsvereinbarung zwischen Stadt und dem Eigentümer von Kirchenburggasse 14. So lässt sich aus der öffentlich beratenen Vorlage für den Gemeinderat ersehen. Der private Eigentümer hat das Gebäude vor einigen Jahren mit dem Ziel der Sanierung gekauft. Doch inzwischen gab es wohl familiäre Veränderungen, die zumindest  starke Zweifel erlauben, ob das Anliegen noch umgesetzt werden kann. Deshalb ist wegen des Kleinods, das unverwechselbar zum Lienzinger Dorfbild gehört, auch die Kommune gefordert. Das Gebäude - durch die Entnahme der Ausfachungen und die Erhöhung der Dachlast durch Doppeldeckung der Biberschwanzziegel  inzwischen beeinträchtigt – steht reichlich windschief da. Ein Statiker hat das Objekt begangen. Durch relativ einfache Maßnahmen könne die Standfestigkeit des Gebäudes sichergestellt werden, teilte mir inzwischen die Stadtverwaltung auf meine Anfrage hin mit. Das heißt aber: Es bedarf einer Lösung auf Dauer. 


Doch zurück zu Wissmann und der Hausgeschichte. Er zitiert aus verschiedenen Dokumenten. 1764 heißt es: "Im Schulhaus ist das Dachwerk, die Fenster, die Türen und der Boden ob der Schulstube  so im Zerfall, dass eine Reparation nötig ist. Es sollen deshalb die benötigten Handwerksleute dazu berufen und ein Überschlag angefertigt werden."  Eine Schilderung, die auch ins Jahr 2010 passen würde. Immerhin wird 1796 beklagt, das Gebäude könne ohne Lebensgefahr nicht mehr besucht werden. Es bestehe die dringende Notwendigkeit, dieses Bauwesen zu beschleunigen.


Eine Bemerkung, die jetzt wieder aktuell werden könnte. 


Zusammen mit dem unterhalb stehenden, vorbildlich renovierten Fachwerkgebäude könnte die alte - genauer: die ganz alte - Schule als Wohnhaus wieder zu einem Schmuckstück werden. Zusammen mit der Dorfkirche bliebe es ein unverwechselbares Lienzinger Motiv. Deshalb muss die Erhaltung des Denkmals eine vordringliche Aufgabe sein.


Lienzingen hat zwei alte Schulhäuser. Zuerst das Gebäude Kirchenburggasse 14, dann von 1837 an bis Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts das gut 200 Meter davon entfernt auch an der Kirchenburggasse stehende Steinhaus mit dem prägnanten Treppenaufgang. Seit fast einem halben Jahrhundert wird in der Schule an der Friedrich-Münch-Straße unterrichtet. 


Im kleinen Rothenburg ob der Tauber



Moderator Bernd Hocke interviewt Bürgermeister Winfried Abicht (links) und den Wissenschaftler Tilmann Marstaller (rechts)

Etwa 500 Besucher heute beim Lienzingen-Tag des SWR 4-Sommererlebnis, als kurz nach 16 Jahr die einstündige Übertragung aus dem Mühlacker Stadtteil begann. In der Knittlinger Straße stand der SWR-Truck, von dem aus moderiert und gesendet wurde. Knapp 300 Besucher nutzten vorher die Gelegenheit zu Ortsführungen mit Gerlinde Dauer, Roland Straub, Tilmann Marstaller und Manfred Kugler. Eine Live-Sendung mit Beate Blasius und Bernd Hocke, die Bürgermeister Winfried Abicht und Mittelalter-Forscher Tilmann Marstaller interviewten, aber auch die Besucher, die aus ganz Nordbaden kamen. Schöne Ecken habe man bei den Führungen entdeckt, lobte eine Frau. Und immer kam sie durch: die Freude an den schönen Fachwerkhäusern, die Bernd Hocke dazu animierte, von einem kleinen Rothenburg ob der Tauber zu sprechen. Die zahlreichen Lienzingen vernahmen's mit Zufriedenheit, wie ihr Dorfkern in den höchsten Tönen gelobt wurde. Beate Blasius kommentierte O-Töne der Führung mit Roland Straub, zu denen der Ausschnitt aus einem kleinen Orgelkonzert in der Peterskirche gehörte, aber auch Geschichten um die Geschichte des Ortes zum Beispiel über die Aufgaben eines Baders im Mittelalter. Die wissenschaftliche Einordnung Lienzingens nahm Archäologe und Bauforscher Tilmann Marstaller aus Rottenburg am Neckar ein. Er hat die meisten der etwa 100 Fachwerkhäuser erforscht, die zu erhalten ein Ziel auch der Stadt Mühlacker ist, wie Bürgermeister Winfried Abicht im Interview mit Bernd Hocke sagte. Abicht warb auch dafür, die Landeszuschüsse für die Sanierung des Ortskernes weiter zu nutzen.

Schon tagsüber ist immer wieder im Badenradio über Lienzingen und seine Historie, besonders aber auch über die Fachwerkensembles informiert worden. Und morgen Früh wird nochmals eine Zusammenfassung gesendet. Werbung für Lienzingen und Mühlacker der nicht alltäglichen Art.

Nach der Live-Sendung folgte mehr als zwei Stunden lang die Sommererlebnis-Hocketse, mit Musik, interviews und wieder viel Applaus. Beate Blasius sprach mit Weingutsbesitzer Huber über den Lienzinger Wein, mit Radiopfarrer Wolf Dieter Steinmann, mit Roland Straub, dem Lienzinger Zauberer Walter Sattler sowie Wolfgang Rieger, Vorsitzender des Fördervereins "Musikalischer Sommer in der Frauenkirche". Für die musikalische Unterhaltung bei der Hocketse sorgten Jule und Franzi, ein Gitarrenduo mit Gesang aus Lienzingen, das sich erst zwei Wochen zuvor gefunden hat, die Symphonik Revolution und die Gipsy Voices. Während der Sendung waren Musikwünsche von Besuchern erfüllt worden.


Info am Rande: Tilmann Marstaller ist mit dem Entwurf für den historischen Ortsrundgang fertig, so dass nach der Sommerpause das Projekt umgesetzt werden kann. Ein weitere Highlight für die Lienzingen-Freunde und solche, die es noch werden wollen.




Der SWR-Truck als fahrendes Studio




Knittlinger Straße als kleine Festmeile.


Zuerst das Fernsehen, nun das Radio - Am Freitag ist Lienzingen-Tag

Das Lienzinger Wappen:  Am 27. August 1965 der selbstständigen Gemeinde
verliehen, hat es in rot das goldene (gelbe) Fleckenzeichen in Gestalt
eines umgekehrten Großbuchstabens S mit fischschwanzähnlichen Enden. So
ganz lüftet das das Rätsel aber auch nicht. Auf jeden Fall steht es derzeit auf einer der Internetseiten des Südwestrundfunks.

Denn bis 3. September 2010 ist SWR4 Baden-Württemberg Baden Radio in der Region unterwegs. Einen Tag lang – von Montag bis Freitag – präsentieren ausgewählte Städte und Gemeinden ihren Ort bei Baden Radio und im Internet und zeigen, warum es gerade bei ihnen so schön und lebenswert ist. Am kommenden Freitag, 20. August, macht SWR 4 Station in Lienzingen. Das Thema: Die „Prachtmeile“ – Fachwerk wohin man schaut. Davon hat Lienzingen schließlich viel zu bieten. Eine Einstimmung dazu bietet ein Radiobeitrag, der nicht nur Lokalpatrioten wie mich mit Stolz erfüllt.


Schon am Sommererlebnis-Treffpunkt in der Knittlinger Straße verbirgt sich eine kleine Geschichte. Das ockerfarbene Haus ist mit 569 Jahren das älteste ländliche Wohnhaus im Regierungsbezirk Karlsruhe. In den 1990er Jahren ist das Haus aufwändig renoviert worden. Es wurde zum Hotel und Gaststätte „Zum Nachtwächter“. Bei den Umbauten achtete man darauf, dass möglichst viel historische Substanz erhalten blieb. Dafür gab es den Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg.


So heißt es auf der Internetseite von Badenradio.

Lienzingen als Paradies für die Liebhaber von Fachwerkhäusern. Dazu gehört auch der Nachtwächter, vor dem aus die Rundfunksendung von 16 bis 17 Uhr ausgestrahlt wird. Anschließend gibt es ein Fest für Gäste und Einheimische. Und vor der Sendung, um 14 Uhr, beginnt eine Ortsführung. Dazu präsentiert der SWR einen guten Ortsführer, der sich zum Herunterladen auch für spätere Spaziergänge gut eignet: Prachtmeilepdf.PDF

Einen schönen Radiotag! Das Fernsehen war ja schon da. Übrigens: Am kommenden Mittwoch reist eine Gruppe des Schwäbischen Albvereins Bietigheim-Bissingen zum Rundgang durch Lienzingen an. Unser Ort ist interessant für alle, selbst für jene, die eine eigene schöne Altstadt haben wie die Bietigheimer. Ein Schmuckkästchen eben.

Erhitzen und spülen - Rezept gegen Legionellen

Die Duschen in der Gemeindehalle Lienzingen sind seit Ende Juli wieder nutzbar. Das Kreis-Gesundheitsamt hat sie freigegeben, nachdem der Legionellen-Befall abgeklungen war. Inzwischen hat sich die Stadtverwaltung auf eine Anfrage von mir zu grundsätzlichen Fragen geäußert. Hier meine Fragen und die Antworten der Verwaltung:

Wann wurden der Legionellen-Befall entdeckt und wie lange konnten diese schon vorhanden sein?

Am 17. Juni 2010 wurde durch das Landratsamt Enzkreis (Gesundheitsamt) eine (Routine-)Probe auf Legionellen entnommen. Die Verwaltung wurde über das Ergebnis der Untersuchung am 25. Juni 2010 per Fax informiert, hierin wurde ein Duschverbot bis auf weiteres ausgesprochen. Wie lange die Legionellen schon vorhanden waren, ist im Nachhinein nicht festzustellen.


Welche Gegenmaßnahmen sind notwendig?

Als Gegenmaßnahme wurde eine „thermische Desinfektion“ durchgeführt, bei der der gesamte Wasserkreislauf erhitzt wurde, da Legionellen bei einer Wassertemperatur von 70 Grad Celsius absterben. Hierzu war vorab eine Optimierung (unter anderem Warmwasserbereiter, Regulierventil, T-Stücke, Rückflussverhinderer ) des Wasserkreislaufs erforderlich. Dies erfolgte unter Hinzuziehung eines Fachplaners durch eine örtliche Sanitärfirma.

Nach Durchführung der Arbeiten und der anschließenden Spülung des Systems konnte die Beprobung für die Nachuntersuchung am 13. Juli 2010 erfolgen. Das Untersuchungsergebnis war zirka 14 Tage (mikrobiologische Untersuchung) nach der Probenahme zu erwarten. Vom Gesundheitsamt erfolgt dann bei negativem Befund die Freigabe zur Nutzung der Duschräume.


Gibt es vorbeugende Maßnahmen und wenn ja, welche?

Vorbeugende Maßnahmen sind das regelmäßige (zirka einmal pro Woche) Aufheizen der Warmwasserspeicher auf über 70 Grad C und Spülen des gesamten Leitungsnetzes mit diesem erhitzten Wasser, also thermische Desinfektion. Diese Maßnahmen wurden bisher nicht durchgeführt. Hierzu ist, wie oben genannt, festzustellen, dass dies bisher auch technisch nicht möglich war. Nach dem aufgetretenen Befund von Legionellen wird das Gesundheitsamt den Duschbereich in der Gemeindehalle Lienzingen zunächst jährlich beproben. Allgemein beprobt das Gesundheitsamt Schulen, Schul-Sporthallen und Kindergärten in einem fünfjährigen Turnus.

Fraglich ist, ob das alte Leitungsnetz den hohen Wassertemperaturen bei regelmäßiger Erhitzung und Spülung unbeschadet standhält. Zudem fehlt eine Zirkulationsleitung, die verhindern soll, dass stagnierendes Wasser in den kritischen Temperaturbereich zwischen 25 und 50 Grad Celsius abfällt.Aus Sicht des Fachplaners ist eine grundsätzliche Sanierung (siehe vorgesehene Innensanierung) der gesamten Versorgungseinrichtung zu den Wasch- und Duschräumen sowie sonstigen Verbrauchern, unumgänglich.


Damit steht fest: Nach Abschluss der laufenden energetischen Sanierung - die Hülle der Halle - muss auch die Innensanierung angegangen werden.