Mühlhäuser Tafelrunde: Wer ist Artus, wer Mordred?

Die Tafelrunde um den Billiard-Tisch im Mühlhäuser Schloss.


Die Legende von König Artus und den Rittern der Tafelrunde in Mühlhausen an der Enz neu belebt? Artus schuf um seinen Hof Camelot ein Reich des Guten. Liegt dieses nun in unserem hübschen kleinen Stadtteil? Ist das Weinbaudorf gar das Reich des Guten innerhalb von Mühlacker? Nun, im Schloss zu Mühlhausen gab es eine Tafelrunde, wie die PZ heute berichtete. Jetzt wissen wir auch, dass Neu-Schlossherr Roland Rauschmayer sich gar als Retter der Tafelrunde sieht (oder von der Berichterstatterin als solcher gesehen wird). Dabei ist das beileibe kein reines Ritter-Treffen, es fanden sich sogar Ritterinnen ein (der Emanzipation und Gleichberechtigung geschuldet). Zwei Oberbürgermeister, ein Bundestagsabgeordneter, ein Fraktionsvorsitzender im Landtag, meist in weiblicher Bekleidung. Und alles fein gekleidet, wie es zu einer Tafelrunde gehört.

All dies präsentiert uns, mit Bildergalerie auf der PZ-Internet-Seite (siehe Repro oben), die Berichterstatterin, die auch feinsinnig - im wahrsten Sinne des Wortes - jeden Schritt zum Entstehen des fünfgängigen Menues schildert: Rindertartar, Curry-Kokossuppe mit gebratener Riesengarnele, Trüffel-Tagliatelle, Kalbsrücken mit mediterranem Gemüse und eine Dessertvariation. Geplant sei ein weiteres Treffen in der Vorweihnachtszeit. Dann hole er möglicherweise auch einen Bürger aus der Umgebung hinzu, um Themen aufgreifen zu können, die die Bevölkerung bewegen, wird Rauschmayer zitiert. So ein Mensch aus dem Volk. Ein echter Mühlhäuser, der dem Schlossherrn sagen darf, was zu sagen wäre. Ei, wie fein.

Die Rückkehr des Schlossherrn. Nein, die Rettung der Tafelrunde. Aber, vorsichtig. Artus muss kämpfen. Der bösartige Mordred macht ihm den Thron streitig, Lancelot hilft Artus, doch Artus und Mordred verlieren ihr Leben, auch wenn das Reich gerettet ist. Also, wer ist nun in der Tafelrunde des Schlossherrn von Mühlhausen Artus, wer Mordred? Welcher OB oder Abgeordnete muss um sein Reich fürchten - oder ist es doch der Schlossherr, dem zugesetzt wird? Das kann eine spannende Geschichte werden, wenn sich die Tafelrunde immer wieder trifft. Die Frage ist nur, wer letztlich auf der Strecke bleibt. Schlüpft einer der Abgeordneten in die Rolle des wackren Lancelot? Rülke für Schneider, Krichbaum für Hager? Oder doch - partei-überkreuzend - Rülke für Hager (das wäre die Top-Nachricht). Oder Hager für Rauschmayer (schließlich hat der ihn im Pforzheimer OB-Wahlkampf ganz offen unterstützt). Der Varianten könnten viele entwickelt werden.

Und so staunt der Betrachter, was heutzutage Eingang in die Medien findet. Eine kleine private Runde. Der Nährwert ist (jetzt noch) gleich null. Deshalb: Einfach diese Geschichte weiter drehen. So gesehen kann noch eine ganz spannende Story daraus werden. Mit Mühlhausen als Kulisse, das Schloss stilgerecht als Schauplatz. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Landrat in dieser Seifenoper.


Das globale Thema: Fußball

Auf dem Weg zu Fußball total

Passt doch farblich ganz genau: Schwarz, rot, grün und gelb. Die politischen Farben im Landtag von Baden-Württemberg. Ein Bild, entstanden auf dem Weg zur neuen Landesausstellung im Kunstgebäude am Stuttgarter Schlossplatz. "Gefühle, wo man schwer beschreiben kann" (Zitat Jürgen Klinsmann). Das globale Thema: Fußball. Und Politik sucht bekanntlich die Nähe zum Volkssport Nummer eins.

Manche mögen die Balltreter-Schau des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg als langweilig empfinden, informativ ist sie auf jeden Fall. Der Besucher muss sich einlassen auf die Texte in der riesigen Rundvitrine. Das bereitet allerdings vor allem Kindern viele Probleme, aber sie können ja als Ausgleich Tipp-Kicker bemalen (Stückpreis: zwei Euro), Tischkipper spielen, sich als Sportreporter am SWR-Platz versuchen und/oder auf dem Soccer-Court bolzen. Was generationsübergreifend begeistert sind der FIFA-Pokal, Erstabguss aus dem Besitz des Stuttgarter Unternehmers Rolf Deyhle, einziges Exponat im Kuppelsaal als Mittelpunkt eines runden roten Teppichs, sowie der Nationalmannschaftsbus für Südafrika vor dem Gebäude.

Bis 11. Juli: Die Geschichte des Fußball in Südwestdeutschland. Ein interessantes Stück Landeshistorie. Es war der Badener Emil Walter von Germania Brötzingen in Pforzheim, der der erste deutsche Fußball-Legionär in Spanien war und für den FC Barcelona spielte. Da ist aber auch die Geschichte von Sepp Herberger, dessen Baupläne für sein Haus in Hohensachsen zu sehen sind, garniert mit Amateurfotos von seinem Familienheim: Herberger, der 1954 die deutsche Nationalmannschaft in Bern zur Weltmeisterschaft führte, der aber schon Trainer der Reichsnationalelf unter den Nazis war. Und da ist der 6. Oktober 1968, als der vom Deutschen Fußballbund noch nicht zugelassene Frauenfußball doch stattfand: bei einem Benefizspiel zwischen dem TSV Affalterbach und dem FSV Weiler zum Stein auf dem alten Sportplatz am Lemberg in Affalterbach (Kreis Ludwigsburg) - Schiedsrichter war der Pfarrer von Affalterbach. Zurück ins Jahr 1909: Karlsruhe - ein Verläufer des heutigen KSC - spielte in Breslau gegen Viktoria Berlin, siegte mit 4 gegen 2 Tore und war deutscher Meister; in einer Zeit ohne Radio und Fernsehen teilte der Spielführer voller Stolz das Resultat per Telegramm dem heimischen Stadtrat mit.

Es sind so viele Geschichten dieser Fußball-Geschichte, die die Ausstellung interessant machen. Noch eine davon aus dem Internet-Blog zur Ausstelllung: Als Ausstellungsleiterin Paula Lutum-Lenger an diesem Nachmittag aus Stuttgart-Botnang zurückkehrt, hat sie ein Bäckertüte dabei. Das Wissenschaftler-Team, das mit Hochdruck die letzten Vitrinen-Texte für die Fußballausstellung schreibt, freut sich schon: Lecker, jetzt gibt’s Kuchen. Weit gefehlt: In der Tüte ist ein Trikot, und zwar das mit der Nummer 18. Jürgen Klinsmann trug es, als die deutsche Nationalmannschaft 1996 die Europameisterschaft gewann und der Stürmer danach glücklich sprach: Das sind “Gefühle, wo man schwer beschreiben kann”.

Es gäbe noch vieles zu schreiben. Doch besser ist: anschauen! Lohnt sich, meine ich. Auch wenn der Titel zeigt, wie Klinsmann auf Kriegsfuß steht mit dem Genetiv. Aber sind wir Schwaben nicht alle irgendwie Klinsmann. Was den Genetiv betrifft. Zumindest.