Eine Idylle, die Lienzinger auch stolz macht

Stände zwischen Peterskirche und Gaden.

Der Fanfarenzug Sternenfels bei der Eröffnung.

Erste Weihnachts-Gaden in der Kirchenburg Lienzingen - und alle waren hellauf begeistert. Schon bei der nachmittäglichen Eröffnung mit dem Fanfarenzug Sternenfels, den Begrüßungsworten der Initiatorin Ursula Stierle, Bürgermeister Winfried Abicht und Pfarrer Karl Frank sowie dem Auftritt des "Chörle", waren viele neugierige Besucher mit von der Partie. Immer mehr Gäste kamen. Abends herrschte zwischen Dorfkirche und Gaden ein Ansturm. Manchmal war nur schwerlich durchzukommen. Weihnachtliche Erlebnisse im mittelalterlichen Flair. Das Adventsblasen des Posaunenchors und die Auftritte des Männergesangvereins Freundschaft sind eingebunden worden ins Programm. Teilweise waren Gaden und Keller geöffnet. Ein stimmungsvoller Adventsmarkt, der gefiel. Schade, dass er nur einen Tag lang war. Eine Neuauflage wäre zu wünschen, dann möglichst zwei Tage lang.

Lienzinger Handwerker und Gewerbetreibende, Gastwirte und Vereine, Revierförster Bernd Obermeier und Grundschule, Privatleute wie Frau Veil mit ihrer Schokoladenwerkstatt, ein Märchen- und Geschichtenerzähler, das Schneckenlädle im Bollerwagen, Roland Straub als Ortsführer und ein Blockflöten-Ensemble, aber auch die Stadtwerke: Alles war einfach schön. Etwas für Herz und Gemüt. Eine Idylle, die Lienzinger auch stolz macht. Und wenn wir es einmal kommunalpolitisch betrachten: Stadtmarketing vom Feinsten. Lienzingen bietet eben vieles. Vor allem ein großes Stück Geschichte. Und heute großes ehrenamtliche Engagement von überzeugten Lienzingern (auch wenn sie manchmal Reig'schmeckte sind).

Und am Sonntag: Abschluss der Sanierungsarbeiten in der Peterskirche.

Lesebuch der Geschichte Lienzinger Häuser

Schon wieder müssen wir Geschichte korrigieren: Das älteste Haus von Lienzingen ist nicht der Nachtwächter (dem "fehlt" ein Jahr), sondern das Gebäude Spindelgasse 14, errichtet im Jahr 1440. Ergebnisse seiner dendrochronologischen Untersuchungen stellte heute Abend der Mittelalter-Archäologe Tilmann Marstaller bei einer Veranstaltung der Volkshochschule Mühlacker im evangelischen Gemeindehaus Lienzingen vor. Die Bauhistorie unseres Ortskerns ist interessant und spannend. Im Jahr 1440 beginnt das Lesebuch der Geschichte Lienzinger Häuser. Da ist das Gebäude Knittlinger Straße 20 (Schauz), das etwas von einem Lienzinger Schlössle hat. Mindestens zwei Gebäude sind in Ständerbauweise errichtet worden. Und was bisher niemand wusste: Die Dorfkirche ist genauso in der Regie des Klosters Maulbronn errichtet worden wie die Frauenkirche.

Lienzingens historische Bausubstanz ist, wie Marstaller sagte, seit 100 Jahren Gegenstand der Forschung. So findet sich in einem 1906 in Berlin erschienenen Buch über typische Bauernhäuser Deutschlands die Hofanlage von Hubers in der Kirchenburggasse. Die Stadt Mühlacker nutzte die Chance der Ortskernsanierung, Marstaller mit näheren Untersuchungen der Baugeschichte zu beauftragen. Wir haben schon viele Kulturdenkmale im Flecken stehen - neue werden dazu kommen. Die Forschungen werden in einen Historischen Rundweg sowie in eine Broschüre münden. Dringend ist daneben ein neues Heimatbuch, damit die Erkenntnisse auch in die geschriebene Geschichte Lienzingens einfließen. Das erste und bisher einzige Heimatbuch stammt aus dem Jahr 1970.

Kommunalpolitisch muss Thema werden eine Gestaltungssatzung für den historischen Kern Lienzingens.