Lesebuch der Geschichte Lienzinger Häuser

Schon wieder müssen wir Geschichte korrigieren: Das älteste Haus von Lienzingen ist nicht der Nachtwächter (dem "fehlt" ein Jahr), sondern das Gebäude Spindelgasse 14, errichtet im Jahr 1440. Ergebnisse seiner dendrochronologischen Untersuchungen stellte heute Abend der Mittelalter-Archäologe Tilmann Marstaller bei einer Veranstaltung der Volkshochschule Mühlacker im evangelischen Gemeindehaus Lienzingen vor. Die Bauhistorie unseres Ortskerns ist interessant und spannend. Im Jahr 1440 beginnt das Lesebuch der Geschichte Lienzinger Häuser. Da ist das Gebäude Knittlinger Straße 20 (Schauz), das etwas von einem Lienzinger Schlössle hat. Mindestens zwei Gebäude sind in Ständerbauweise errichtet worden. Und was bisher niemand wusste: Die Dorfkirche ist genauso in der Regie des Klosters Maulbronn errichtet worden wie die Frauenkirche.

Lienzingens historische Bausubstanz ist, wie Marstaller sagte, seit 100 Jahren Gegenstand der Forschung. So findet sich in einem 1906 in Berlin erschienenen Buch über typische Bauernhäuser Deutschlands die Hofanlage von Hubers in der Kirchenburggasse. Die Stadt Mühlacker nutzte die Chance der Ortskernsanierung, Marstaller mit näheren Untersuchungen der Baugeschichte zu beauftragen. Wir haben schon viele Kulturdenkmale im Flecken stehen - neue werden dazu kommen. Die Forschungen werden in einen Historischen Rundweg sowie in eine Broschüre münden. Dringend ist daneben ein neues Heimatbuch, damit die Erkenntnisse auch in die geschriebene Geschichte Lienzingens einfließen. Das erste und bisher einzige Heimatbuch stammt aus dem Jahr 1970.

Kommunalpolitisch muss Thema werden eine Gestaltungssatzung für den historischen Kern Lienzingens.