Gedenkfeiern oder Wir brauchen das Erinnern

Heute fand, wie jedes Jahr am Totensonntag, die Gedenkfeier am Ehrenmal auf dem Friedhof in Lienzingen statt. Wie lange noch finden solche Veranstaltungen statt? Das fragte mich ein Mitbürger. Wie lange nehmen wir uns noch die Zeit zum Erinnern? Natürlich sind die 104 Namen von Gefallen, Vermissten und an Kriegsfolgen Verstorbenen, die auf den Gedenktafeln am Ehrenmal in Lienzingen stehen, für viele nicht einmal mehr vom Hörensagen ein Begriff. Aber es sind Namen aus vielen Lienzinger Familien, die es heute noch gibt und die deutlich machen, wie groß das Opfer selbst eines kleinen Dorfes im Ersten und Zweiten Weltkrieg war. Wir waren uns einig, dass auch diese Form des Erinnerns beibehalten werden muss - als aktiver Beitrag zum Nichtvergessen, auf dass sich solches nicht wiederholt. Wir sollten gemeinsam schauen, wie wir damit auch junge Menschen ansprechen können. Hier meine Gedanken an diesem Tag am Ehrenmal: GedenkfeierLienzingen.25.11.2007.PDF

Wir dürfen die Kette der Erinnerung nicht abreissen lassen, sagte kürzlich Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. Dazu gehören Gedenkfeiern, Museen wie die KZ-Gedenkstätte in Vaihingen, aber auch der Zug der Erinnerung, der nächste Woche einen Tag lang in Mühlacker hält. Wir brauchen auch die Erinnerung, um sensibel zu sein für die Gefahren, die unserer Demokratie drohen - durch linke oder rechte Radikale. Wir müssen nur aufpassen, dass jene sich nicht anhängen, denen es nicht ums Erinnern, sondern um die politische Agitation geht. Hinweise darauf gibt es zum Beispiel im Verfassungsschutzbericht 2006 - dass sich ausgerechnet die linksradikale DKP beim Zug der Erinnerung für sich eine Plattform schaffen will und Demokraten wie Gewerkschaften und die Liste Mensch und Umwelt (LMU) im Mühlacker Gemeinderat diesen Missbrauch nicht erkennen und sogar einen gemeinsam Aufruf starten, erschüttert.

Sag' leise Servus oder Pischs Abschied vom Rathaus

Merkwürdig war es, als Oberbürgermeister Arno Schütterle am Ende der Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag einige Abschiedsworte in die Runde sprach. Sie galten dem scheidenden Beigeordneten und Bürgermeister Hans Jürgen Pisch, für den es die letzte Ratssitzung in dieser Funktion war - genauer: gewesen wäre. Denn er meldete sich vorher krank. Und so sprach der OB über einen, der gar nicht anwesend war. Er wolle ihm danken und sagen, dass Pisch keinen offiziellen Abschied wünsche. Der Beigeordnete ist zwar bis 31. Dezember 2007 noch im Amt, aber er nimmt seinen Resturlaub und war deshalb am Freitag das letzte Mal an seinem Schreibtisch.

Ein Abschied ohne eine Verabschiedung. Pisch hätte sich schon verabschieden lassen, aber ohne eine Ansprache des OB, der ihm in den vergangenen Jahren das Leben schwer gemacht hat. So blieb dem scheidenden Bürgermeister eine Interview-Runde mit den beiden Lokalzeitungen. Am Freitag erschien die Gesprächsniederschrift im Mühlacker Tagblatt und in der Pforzheimer Zeitung. Leider stellte das Tagblatt das Interview nicht ins Netz, dafür einen begleitenden Bericht. Im Interview war deutlich geworden, dass sowohl menschliche als auch fachliche Gründe die Ursachen für die Differenzen zwischen OB und Beigeordnetem waren - Pisch trifft damit den Punkt. Er schilderte auch, wie der OB hinter dem Rücken Pischs zuerst eine neue Dezernatseinteilung anstrebte und dann auch noch den Posten abschaffen wollte (in beiden Punkten aber scheiterte). Wir wissen, dass der OB den Beigeordneten in den letzten fünf Monaten von den Verhandlungen wegen des Verkaufs der Kultursäle im Mühlehof ausschloss, obwohl der Vorgang in Pischs Dezernat fiel. Ein solches Verhalten eines OB ist nicht akzeptabel. Gutsherrenart passt nicht in die auf Zusammenarbeit angelegte Führung einer Stadt.

Da sammelte sich einiges an, was Pisch veranlasste, nur leise Servus zu sagen. Ich verstehe es ganz und gar.

Lob für Stadtwerke Mühlacker oder Bei Gaspreisen reagiert

Das tut einem auch als Aufsichtsratsmitglied der Stadtwerke Mühlacker GmbH (SWM) gut: Die Stuttgarter Nachrichten loben in ihrer jetzigen Wochenendausgabe, dass die SWM - im Gegensatz zu anderen kommunalen Versorgern - die Gaspreise nicht erhöhen. Nachdem die SWM in einem bundesweiten Vergleich vor Monaten zu den teuersten Anbietern gezählt wurden, hat sich die Lage doch geändert. Weil das Unternehmen die sich bietenden Chancen der Liberalisierung des Gasmarktes nutzt, kann der Preis derzeit wenigstens stabil gehalten werden. Eine gute Nachricht in einer Landschaft allgemeiner Verteuerung. Und die Gaskunden? Die sollten einfach zu den Stadtwerken Mühlacker wechseln. Oder? Denn auch der Aufsichtsrat sieht seine Hauptaufgabe darin, dem Verbraucher die Energie zum günstigen Preis zu liefern. Wenn der Staat das zulässt - und nicht, wie beim Strom, die Energie durch gesetzliche Vorgaben bewusst verteuert.