Wundersames oder Wie plötzlich ein Gehweg verschwindet

Schon immer gab es einen Gehweg entlang der Bundesstraße 10 zwischen Mühlacker und Illingen. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass der überflüssig ist. Doch er war in den vergangenen Jahren etwas notleidend - das zuständige Straßenbauamt hat ihn nicht in Schuss gehalten. Deshalb mahnte Mühlackers OB Arno Schütterle - zurecht! - die Sanierung des Gehweges an. Doch was geschah dann? Die hochwohllöblichen Mitarbeiter des Regierungspräsidiums Karlsruhe sahen, dass teilweise ein Parallelweg besteht - ein asphaltierter landwirtschaftlicher Weg. Und also beschlossen die Beamten der Mittelbehörde, dass nicht sie überflüssig sind, sondern der Gehweg. Und die Stadt Mühlacker gab der Beseitigung des Weges den Vorrang vor der Reparatur, obwohl der angebliche Parallelweg nur teilweise parallel verläuft. Nun müssen Fußgänger und Radfahrer künftig fast hoch zum Krankenhaus laufen, wenn sie in Richtung Illingen wollen, und dann noch quer durchs Gewerbegebiet Waldäcker. Ein Unfug sondergleichen!

Nun aber wird's noch interessanter. FW-Stadtrat Rolf Leo griff das Thema zuerst auf, machte aber interessanterweise Bürgermeister Hans Jürgen Pisch dafür verantwortlich. Leos Kritik am Wegfall des Gehwegs und seiner Forderung, wenigstens einen Teil dort bestehen zu lassen, wo der angebliche Parallelweg nicht parallel verläuft, habe ich auch unterstützt. Doch wundersam ist es, dass Leo an einen nicht ran will: den OB, den er so sehr schont. Bei seinem Freund Schütterle lässt er eine Fünf gerade sein. Dabei hat der OB das schriftliche Einverständnis der Stadt mit dem Abbau des Gehwegs unterschrieben - ohne die gemeinderätlichen Gremien vorher zu fragen!

Heute wehrte sich die Stadtverwaltung im Mühlacker Tagblatt gegen Leos Kritik und verteidigte den Rückbau. Süffisant der letzte Satz: Auch Oberbürgermeister Arno Schütterle teile die Meinung über die Entbehrlichkeit des Radweges. Da wird aber eine Männerfreundschaft auf eine harte Probe gestellt! Im Zweifelsfall sagt Schütterle wieder einmal, er habe von nichts gewusst. Aber das wäre noch peinlicher als der Einsatz für die Sanierung eines Gehwegs, der mit dessen Wegfall endet...

Nachtrag am 19. März 2006: Heute hat das Regierungspräsidium Karlsruhe die Kosten auf meine Anfrage hin mit 40.000 Euro angegeben.