Deutsche Fachwerkstraße durch Lienzingen?
Vom liegenden Dachstuhl, vom Verzapfen und Verblatten, von Streben und Stützen, von Andreaskreuz und Bundwerk – das Alphabet des Fachwerkbaus blätterte Tilman Marstaller gestern zweieinhalb Stunden lang auf dem historischen Ortsrundgang in Lienzingen auf. Während die Sonne kräftig vom blauen Himmel brannte, schwitzten die rund 50 Besuchern bei der Begehung mit dem Mittelalter-Archäologen und Baugeschichtler: Auf dem Weg von der Kirchenburg über die Knittlinger Straße, die Herzenbühlstraße, den Ortsrandweg entlang des Scheunengürtels bis zu Friedenstraße und Kirchenburggasse stoppte die Gruppe an den meisten der 26 Stationen des Rundgangs. Bei dieser gemeinsamen Veranstaltung der Regionalgruppe Stromberg/mittleres Enztal des Schwäbischen Heimatbundes (SHB), Volkshochschule Mühlacker und der „Herzenssache Lienzingen regte Tilman Marstaller an, nochmals einen Anlauf zu unternehmen, dass die Deutsche Fachwerkstraße über Lienzingen geführt wird. Einen ersten Versuch gab es 2010. Der Ortskern, identisch mit der Urkarte aus dem Mittelalter, sei für ein Dorf einzigartig und stehe deshalb unter dem seltenen Ensembleschutz wie die Altstädte von Heidelberg, Freiburg und Meersburg, so Marstaller. Er bescheinigte den Lienzingern, pfleglich umzugehen mit ihren Schmuckstücken: „Sie sind vernarrt in die Fachwerkhäuser.“ Einzelne Objekte seien noch sanierungsbedürftig, darunter mit dem 1608 errichteten Gebäude Herzenbühlstraße 3 eines der ältesten Häuser des Etterdorfs, das leider zu zerfallen drohe – Etter stehe für die alte rechtliche Grenze des Ortes. Zahlreiche Beispiele für gelungenes Wiederherrichten mit Hilfe von Mitteln des Sanierungsprogrammes von Bund, Land und Stadt Mühlacker erläuterte Marstaller, darunter ganz neu renoviert die fränkische Hofanlage an der Ecke Kirchenburggasse/Friedenstraße aus dem Jahr 1627: Sie findet schon in einem vor mehr als 100 Jahren erschienenen Standardwerk über Fachwerkhäuser in Deutschland.
Mehr zur Lienzinger Geschichte im 2016 erschienenen Heimatbuch, zu der jetzt eine Besprechung in der Zeitschrift für Württmbergische Landesgeschichte veröffentlicht wurde: Heimatbuch_Lienzingen.pdf
Hier der Flyer Historischer Ortsrundgang Lienzingen.
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