Ehemalige Ziegelei: Eine Geschichte in Stationen
Gesammelte jüngere Stadtgeschichte steckt auch in meinem Blog. Da lassen sich Entwicklungen verfolgen. Zum Beispiel: die der alten Ziegelei in Mühlacker.
"Was wird daraus?" fragte ich in einem Beitrag vom 20. Februar 2011. Mit der Aufgabe der Ziegelproduktion im Jahr 2009 endete nach 169 Jahren ein Stück Mühlacker Historie.
"Job-Center, Ziegeleistraße 12, Mühlacker" am 11. Januar 2012: Der Enzkreis hat zum 1. Januar 2012 von der Agentur für Arbeit die Betreuung langzeitarbeitsloser Menschen übernommen. Der Enzkreis baute Jobcenter in Pforzheim und Mühlacker auf. Das dreistöckige, 1979 errichtete Gebäude der früheren Ziegelwerke hat, ganz passend, die Adresse Ziegeleistraße 12.
"Neue Ideen für die alte Ziegelei" am 20. Oktober 2013: Heute tagte das Preisgericht des städtebaulichen Wettbewerbs für das Ziegeleigelände in Mühlacker zehn Stunden lang in der Feuerwache. Die Jury bewies Standvermögen im wahrsten Sinne des Wortes. Acht Fach- und sieben Sachpreisrichter standen reihum vor jeweils einer der 20 Arbeiten, die eingereicht worden waren, teilweise mehrmals.
"Entscheidung für das Ziegelei-Gelände" am 5. Dezember 2013: Baurmann und Dürr, Architekten aus Karlsruhe, siegten beim städtebaulichen Wettbewerb. Jetzt steht der Auftrag für die Bebauungsplanausarbeitung an, den der Gemeinderat erteilen muss.
"Erster Bebauungsplan im Sommer" am 29. Mai 2014: Der Zeitplan für die Bebauung des alten Ziegelei-Areals ist stark abhängig vom Vorgehen des Grundstückseigentümers, so Oberbürgermeister Frank Schneider in der Antwort auf die Anfrage der CDU-Gemeinderatsfraktion zum weiteren Terminplan.
"Alte Ziegelei Mühlacker: Streiflichter eines Abschieds" am 20. Februar 2015: Inmitten der Abbrucharbeiten.
"Freie Sicht auf 'Ziegelwerke'" am 26. Juni 2017: gemauerter Schriftzug „Ziegelwerke“ beim Kreisel an der Lienzinger Straße/Vetterstraße/Ziegeleistraße.
"Nah an der Natur - nah am Bahnhof" am 10. März 2018: Chancen für die Wohnbaupläne auf dem alten Ziegeleigelände. Doch die Stadtverwaltung kommt mit dem Projekt Ziegelei nicht voran. Leider sind keine substanziellen Fortschritte zu erkennen.
Und jetzt, mehr als neun Jahre später? Sind wir viel weiter?
Noch vor der Sommerpause wird der Mühlacker Gemeinderat entscheiden, ob die Stadt das ihr seit einem halben Jahr gehörende frühere Ziegeleiareal in Teilstücken an Investoren veräußert, kündigte Bürgermeister Winfried Abicht am Dienstagabend (19. Juni) an. Bei einem öffentlichen Lokaltermin der CDU-Gemeinderatsfraktion mit interessierten Bürgern machte er deutlich, dass erst nach einer solchen Weichenstellung für das gut 20 Hektar große Gebiet in die eigentlichen Verhandlungen eingetreten werden könne. Als Alternative für eine Direktvergabe sei eine Projektgesellschaft mit Partnern denkbar, ergänzte ich. Der Stadtverwaltung fehlten die Kapazitäten, selbst Erschließung und Vermarktung abzuwickeln. Abicht deutete an, dass die Verwaltungsspitze eine Direktvergabe favorisiere.
Seit sechs Jahren ist die Nutzung der Fläche der damals vom Ziegelhersteller Koramic aufgegebenen Produktion im Gespräch. Ursprünglich wollte der frühere Eigentümer das Projekt aus Wohnen und Handel selbst umsetzen und habe auch die Kosten des städtebaulichen Wettbewerbs 2015 getragen, erinnerte Abicht. Doch dann habe der Eigentümer befürchtet, dass sich auch wegen der Kosten des von ihm abgewickelten Rückbaus der Ziegelwerke seine Renditeerwartungen nicht erfüllen lassen und habe der Kommune die Fläche zum Kauf angeboten. Der Bebauungsplan sei noch nicht rechtskräftig, der Entwurf müsse den neueren Entwicklungen angepasst werden.
Bei der öffentlichen Fraktionssitzung machte Abicht deutlich, dass man noch Geduld haben muss. „Wann kann denn mit der Wohnbebauung begonnen werden, die ursprünglich für 2017/18 angekündigt war“, fragte ich und machte deutlich, dass die CDU-Fraktion von einer frühzeitigeren Umsetzung der Pläne ausgegangen sei. Abicht: „In zwei Jahren, wenn alles gut läuft.“ Denn die Investoren drängten bei erfolgreichen Verhandlungen darauf, rasch beginnen zu können, solange die Kreditzinsen noch niedrig und die Wohnungsnachfrage vorhanden ist.
Allerdings, so Abicht, bestünden noch Mietverträge, die erst Ende 2018 auslaufen: für eine Halle, dem einstigen Mauerwerk, die noch abgebrochen werden muss, sowie einer Lagerfläche, auf der Koramic derzeit noch seine Ziegel vor allem an Handwerker aus der Region verkauft. Stadtrat Wolfgang Schreiber forderte, die Mieter frühzeitig zur termingerechten Räumung aufzufordern.
Die erste Maßnahme sei, so der Bürgermeister, das Bodenmanagement: Recyceltes Material werde auf den künftigen Wohnbauflächen aufgebracht, um eine einheitliche Stabilität und ein gleiches Höhenniveau zu schaffen. Denn dort fehle es an gewachsenem Boden, es seien Tongruben vorhanden gewesen, teilweise sei aufgefüllt worden.
Vor dem Bodenmanagement sei notwendig, die gesamte Fläche frei zu räumen und zu entsiegeln. Das brauche seine Zeit. Beim Bodenmanagement werde auch ein Teil des auf Höhe der Ziegeleistraße auf Halde liegende Material eingebaut, ein weiterer Teil sei als Baumaterial gefragt und werde derzeit verkauft.
Zur Nutzung sagte Abicht, entlang der Ziegeleistraße entstehe Handel: Aldi, Edeka und ein Baumarkt sowie ein Parkdeck für Park-and-Ride (P+R). Das dem Gebäude mit dem Job-Center werde abgebrochen. Der frühere Eigentümer habe die Handelsflächen nur vermieten wollen, die Stadt werde sie verkaufen. „Wir wollen doch als Kommune keinen Baumarkt bauen.“
Im höher gelegenen Bereich zu Ulmer Schanz und Schönenberger Tal hin werde ein ruhiges und schönes, aber doch innenstadtnahes Gebiet mit 350 Wohneinheiten für etwa 500 Menschen entstehen – vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser.
Neu seien im östlichen Bereich Pläne für ein Pflegeheim als Ersatz für das Pflegeheim an der Erlenbachstraße – der interessierte Investor würde dort auch einen Kindergarten errichten sowie öffentlich geförderte Wohnungen im Geschosswohnungsbau. Die benachbarte Spedition bleibe, baue zur Grenze hin eine neue Halle, die auch den Lärmschutz „übernehme“.
Für die CDU-Fraktion ist es wichtig, dass die gut 7,5 Millionen Euro, die sie für den Erwerb des Ziegeleigeländes bezahlt und aus der Rücklage genommen hat, wieder in die Stadtkasse zurückfließen – als wesentlicher Grundstock der Finanzierung einer neuen Stadthalle auf dem jetzigen Mühlehofareal.
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