Glasfasern ins Haus: Im Osten jetzt Neues

Breitband

Neid gilt nicht gerade als Tugend. Aber wenn ich das lese: "Schneller Internetausbau für die Gigabit-Region Stuttgart - Region Stuttgart als Vorreiter eines flächendeckenden Glasfaser-Ausbaus". Für die Regionaldirektorin des Verbands Region Stuttgart, Nicola Schelling, ist die Region Stuttgart mit ihren bereits laufenden Aktivitäten ein Vorreiter beim Glasfaserausbau. "Unsere Hightech-Region braucht ein flächendeckendes Highspeed-Netz mit einem leistungsstarken, zentralen Backbone. Dies muss Datenmengen transportieren, die nicht nur im Giga- oder Terabit-Bereich liegen, sondern  wir sprechen von Petabit. Nur so werden wir künftigen Anforderungen in den Bereichen 5G, Industrie 4.0, Mobilität 4.0 oder Smart City gerecht und sind als Region attraktiv für Datencenter, die unseren Unternehmen sichere Verfügbarkeit von Daten über die Cloud gewährleisten."

Okay. Noch sind es Ankündigungen. Die Landeshauptstadt Stuttgart, die umliegenden fünf Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und der Rems-Murr-Kreis sowie die Region Stuttgart setzten sich für 2025 folgende Ziele: Alle Unternehmen und Gewerbe in der Region haben Zugang zu einem gigabitfähigen, glasfaserbasiertes Netz. 50 Prozent aller Haushalte - bis 2030 sogar 90 Prozent - können auf ein gigabitfähiges, glasfaserbasierten Netz zugreifen. Durch die Glasfaser-Infrastruktur in der Region werden die notwendigen Innovationen rund um die Mobilität 4.0 (intelligente, vernetzte und digitalisierte Verkehrsinfrastrukturen) ermöglicht, heißt es in Stuttgart. Ein Standort-Vorteil!

Petabit? Der Geschwindigkeits-Schub jenseits unserer Kreisgrenze im Osten. Und wir im Enzkreis? Wir hinken  hinter her. Vor der Ende 2013 erfolgten Gründung des Zweckverbandes Breitbandversorgung Enzkreis zeigte eine Untersuchungen, dass vielerorts eine Versorgung mit leistungsfähigen Internetanschlüssen von 16 MBit/s oder mehr nicht flächendeckend vorhanden ist. In einigen Ortsteilen ist die Versorgung sogar schlechter als 2 MBit/s. Doch der Ausbau der Datenübertragungsraten stockt seit Jahren. Jetzt soll es schneller gehen. Doch nun plötzlich grätscht die Telekom mit ihrem umstrittenen Vectoring-System dazwischen, nachdem jahrelang von ihr nichts zu hören war. Maulbronn und Sternenfels ließen sich duch die Offerte des Staatskonzerns locken: Kostenlos zu höheren Übertragungsraten.

 

Doch: Der designierte Chef des Bundeskanzleramts, Helge Braun (CDU), hat eine "neue Förderstrategie" beim Breitbandausbau angekündigt. Der auf Kupferkabeln basierenden VDSL-Turbo Vectoring werde staatlich nicht mehr finanziert. Barun liegt damit auf der Linie des Ötisheimer Bürgermeisters Werner Henle, der auf das Telekom-Angebot nicht herein fiel, denn Vectoring wäre nur eine Zwischenlösung: Henle warb im Gemeinderat dafür, dass die Grundstücksbesitzer - aktuell im Ortsteil Corres - sich dafür entscheiden, das Glasfaserkabel direkt ins Haus legen zu lassen. "Es macht keinen Sinn auf Telekom & Co. zu spekulieren. Die investieren nicht in einen Glasfaserausbau bis ins Haus. Aber nur diese Variante ist zukunftssicher.“

Recht hat er. 2012 begannen die Stadtwerke Mühlacker, zusammen mit der Neckarcom (jetzt Netcom) in Lienzingen, Mühlhausen und Enzberg ein Breitbandnetz aufzubauen, das bis zu 50 MB/s bietet, aber auf dem letzten Stück auch noch das Kupferkabel nutzt. Inzwischen sind mehr als 1100 Haushalte angeschlossen. Vereinzelt legten die Stadtwerke auch Glasfaser direkt ans Haus. Dafür werden, wenn Straßen sowieso aufgebuddelt werden, Leerohre für Glasfaser verlegt. Inzwischen will Telekom auch in Mühlacker "vectorieren". Gleichzeitig läuft eine vom Bund mit 50.000 Euro bezahlte Untersuchung der Stadt über die realen Datenübertragungsraten in der Gesamtstadt, in deren Teilbereichen wie Lomersheim und Dürrmenz sich auch noch ehemals Kabel-BW (jetzt Unitymedia) tummelt. Noch vor der Sommerpause 2018 sollen die Ergebnisse  der Untersuchung vorgelegt werden. Dann muss ein Gesamtkonzept her!

Denn schon jetzt zeigt sich, dass das Netcom-/Stadtwerkenetz nicht mehr stabil genug ist. Eine Beschwerde aus Lienzingen auf meiner Internetseite:  Er war immer zufrieden, bis NetcomBW aus Neckarcom wurde. "Seitdem geht es mit der zur Verfügung gestellten Bandbreite rapide bergab. Meine Messungen, die ich seit etwa fünf Monaten mache mit breitbandmessung.de zeigen, dass tagsüber eine perfekte Leitung geboten wird. Dies ändert sich schlagartig ab ca. 18:00 Uhr. Ab dann sinkt die Downloadgeschwindigkeit auf unterirdisch 10mbit oder so wie heute sogar auf 5mbit." Er beschwere sich seit Monaten bei Netcom und ihm sei auch bestätigt worden, dass speziell der Knotenpunkt, an dem er hänge, unterversorgt sei im Vergleich zur Zahl der Abnehmern. Die Reaktion der Stadtwerke auf meine Rückfrage mit Bezug au Netcom: Der Knoten in Mühlacker soll aufgerüstet werden, geplante Fertigstellung in Quartal 1/2018! Aber das Endstück Kupfer bleibt.

50 MB/s sind nur eine Zwischenstation. Mehr als weniger, doch auf Dauer hilft nur Glasfaser bis ins Haus.  Die GroKo 3.0 will den "flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen bis zum Jahr 2025 erreichen”. Ähnliche Ziele hatte schon die GroKo 2.0 - und sie blieb deutlich dahinter zurück. Letztlich werden es doch die Kommunen richten müssen. Im Enzkreis mit einem neidvollen Blick nach Osten. Giga, Terabit, Petabit: die neue Steigerung.
 

 

 

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