Antwort aus dem Rathaus fällt ernüchternd aus




Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler, Carsten von Zepelin als Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Arlinger und die Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau in Baden-Württemberg, Katrin Schütz, bei der Diskussion in Pforzheim.

Ein Blick über den Gartenzaun: Erst kürzlich bewilligte das Land der Stadt Pforzheim ein Projekt mit 48 Wohnungen in der sozialen Preisbindung und mit einem Zuschuss von 6,2 Millionen Euro. Die Goldstadt will eine Balance finden zwischen geförderten Wohnungen und attraktiven Angeboten für eine zahlungskräftigere Schicht. Die Innenstadt, in der einstmals 15 000 Menschen lebten, soll wiederbelebt werden - Wohnungen sind ausdrücklich ein Teil des Hager'schen Lieblingsprojekts Innenstadt-Ost. In passendem Rahmen - dem Ausstellungsbereich des Baustoffhandels Goldmann Lindenberger - diskutierten kürzlich Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne), Carsten von Zepelin als Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Arlinger und Pforzheimer CDU-Stadtrat sowie die Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau in Baden-Württemberg, Katrin Schütz (CDU). Sie sehen Pforzheim auf dem Weg zur Wohnstadt. Die neue Baubürgermeisterin Schüssler machte deutlich, dass auf öffentlich geförderten Wohnungsbau auch die Mittelschicht angewiesen ist, zu der auch der Facharbeiter gehört. Ein bemerkenswerter Hinweis, denn in Mühlacker wird stadtoffiziell gerne so getan, als sei bezahlbarer Wohnraum nur für sozial Schwache notwendig. Besonders interessant auch ein weiterer Diskussionspunkt:  Schüssler plädiert für den Bau neuer Wohnungen in der Innenstadt. Ein richtiger Akzent. Und in Mühlacker? Die Innenstadt als Wohnort war bisher kaum ein Thema der kommunalpolitischen Debatte, die stattdessen von Gewerbe, Handel und Kultur bestimmt werden. Eine Bestandsaufnahme wäre notwendig. Am Standort Goethestraße schließt die Stadtverwaltung ausdrücklich neuen Wohnungsbau aus, obwohl dort vor Jahrzehnten Wohngebäude das Bild prägten. Statt dessen nun Lidl? 

Wie viel Menschen wohnen in Mühlackers Innenstadt und wie hat sich die Zahl in den vergangenen Jahren verändert? Vor dem Hintergrund, dass andere Kommunen wieder mehr aufs Wohnen in ihrer Innenstadt setzen, forschte ich bei der Stadtverwaltung nach aktuellen Daten, um Schlussfolgerungen für Mühlacker ziehen zu können. Die Antwort aus dem Rathaus auf meine Gemeinderatsanfrage  fiel ernüchternd aus. „Statistisch wird bisher die Innenstadt als eigenständige Einheit nicht erfasst, Aussagen können nur zur Kernstadt getroffen werden.“, so Oberbürgermeister Frank Schneider.


Die Kernstadt sei allerdings in vielerlei Hinsicht äußerst heterogen, so dass die dort ermittelten Durchschnittswerte (Zahl der Haushalte, Größe der Haushalte, Alter der Bewohner, Staatsangehörigkeit, Religion, Familienstand, Wohndauer,…) wenig Aussagekraft hätten.

Dieses Problem sei nicht kernstadtspezifisch, es treffe mit abnehmender Größe in abnehmendem Maße auch auf die Stadtteile zu. Es sei auch nicht ein spezifisches Problem der Stadt Mühlacker. Aussagen über den Status Quo, insbesondere aber sich abzeichnende Entwicklungen und daraus abgeleitete Prognosen seien auf Basis der Großeinheit „Stadtteil“ nur sehr eingeschränkt möglich.



Im Rahmen des Mühlacker Projekts „Sozialräumliche Integration“ des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) soll deshalb laut OB in allen bundesweit teilnehmenden Städten eine statistische Auswertung nach vorheriger räumlicher Aufteilung der Gesamtstadt in jeweils weitgehend homogene Einheiten erfolgen. Dies werde es ermöglichen, die Innenstadt-Cluster getrennt auszuwerten, dann aber mit der Gesamtstadt zu vergleichen und so erstmals statistisch belastbare Aussagen zur Innenstadt zu treffen. Die Abgrenzung der Gebietseinheiten soll in den nächsten Monaten erarbeitet werden. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen im Laufe des Jahres 2017 vorliegen.



Besondere Aussagekraft hat diese Auswertung dann, schreibt Schneider, wenn sie über einen längeren Zeitraum erfolgt und damit anhand von Zeitreihen nicht nur der aktuelle Zustand, sondern auch Entwicklungen ablesbar werden. Auf Grundlage der ersten Auswertung sollte deshalb geprüft werden, ob die Daten nicht über das Difu-Projekt hinaus regelmäßig erhoben werden sollen.



Wohnen in der Innenstadt muss auf die Agenda. 


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