Das war's dann - Kritik statt Protesten




Abschied.

Letztes Neujahrskonzert der Stadt im Mühlacker gestern Abend. Ein Besuch mit gemischten Gefühlen. Protest oder zumindest Unmutsäußerungen, dass in wenigen Tagen wegen unzureichendem Brandschutz der Schlüssel herumgedreht, das Gebäude womöglich in einigen  Monaten abgebrochen wird? Keine leichte Aufgabe für Oberbürgermeister Frank Schneider in seiner Rede zum neuen Jahr. Er greift das Thema sachlich und nüchtern auf. Doch als er sagt, die Sanierung würde 30 Millionen Euro kosten, eine neue Kulturhalle die Hälfte, entsteht kurzzeitig ein lautes Gemurmel. Das war's dann. Doch der Abbruch treibt vor allem ältere Menschen um. Sie sprechen die Stadträte beim anschließenden Umtrunk im Foyer an, werben für den Erhalt des Gebäudes. Auch bei mir. Jedes Mal, wenn ich darauf hinweise, es werde übersehen, dass zwei Drittel der Fläche auf den gewerblichen Teil entfallen, die keiner wolle, wird die Diskussion einseitig. Wie nutzen? Wer bezahlt Mieten für sanierte gewerbliche Flächen, die jeden ortsüblichen Rahmen sprengen würden, die aber notwendig wären für die Refinanzierung der Stadt? Oder wollen wir aus Steuergeld die Mieten subventionieren? Kontroverse Gespräche, die wichtig waren. In einem sind wir uns einig: Alle hängen wir doch an diesem Mühlehof. Niemand nimmt leicht Abschied. Auch nicht die  Abrissbefürworter. Und der Blick in den Gottlob-Frick-Saal lässt im Innern die Frage aufsteigen: Wird es dies jemals wieder geben? Ich möchte nicht darauf verzichten - auf eine neue Kulturhalle. 

Heute dann der Leserbrief eines Mühlehof-Befürworters, der auf Remchingen und seine Kulturhalle verweist. Nur fünf Jahre jünger als der Mühlehof, denke niemand an den Abriss, sondern es gebe sogar Anerkennung durch die Landesregierung. Was aber wieder unterschlagen wird: Remchingens Halle hat keine gewerbliche Flächen als Ballast mitzuschleppen. Wenn wir eine reine Stadthalle hätten, wäre die Sanierung keine Frage, würde niemand von Abriss sprechen. Aber der Kulturteil macht nur ein  Drittel der Immobilie aus. Der Konstruktionsfehler ist älter als das Gebäude. Das Zusammenspannen von Kultur und Kommerz unter einem Dach, mit einer gemeinsamen Technik, aber zwei Eigentümern. Dieses Konzept, gut gemeint (Belebung der Innenstadt tagsüber durch Geschäfte, abends und an Wochenenden durch die Kultur), ist grandios gescheitert. 
Hat die Stadt die notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen für den gewerblichen Teil versäumt? Was viele immer wieder vergessen: Erst 2011 gingen die vormals gewerblich genutzten Flächen ins Eigentum der Stadt über. Vorher gab es wechselnde private Eigentümer - Schröder (Berlin), Hamburgische Landesbank, Veigel (Illingen), Echo (Berlin) - vielleicht habe ich auch noch einen vergessen. Ob ihnen das Geld für den notwendigen Unterhalt fehlte, ob sie nur an Erträge dachten? Jedenfalls zeigte der Ladenbereich nach den ersten Jahren schon Auflösungserscheinungen. Echo übernahm 2005, legte ein Sanierungskonzept vor, suchte Mieter, Mieter, Mieter. Und fand keine für den Bestand. Selbst die Sparkasse, von Echo mit der Vermarktung betraut, reichte den Auftrag ergebnislos zurück. Und jetzt soll das die Stadt richten? Sanieren, vermieten, alles im Bestand? Und dann noch mit dem Kostentreiber Brandschutz, von dem Echo noch weitgehend verschont war? Wer streut sich schon selbst Sand in die Augen? Ich habe jedenfalls keine Lust dazu.

Zurück zum Mittwochabend. "Hauptsache, es gibt endlich mal eine Lösung, die umgesetzt wird." Diese  Stimmen ("endlich handeln") gehören auch zum Meinungsbild. Seit Jahren ist der Mühlehof ein Thema hier im Blog. Nicht nur hier. Am 21. Januar  2003 beantragte die CDU-Fraktion, den Verhandlungsgegenstand "Zukunft des Mühlehofs - Nutzung und Sanierungsbedarf" in die Tagesordnung des Gemeinderates aufzunehmen. Ich erinnere mich: Wir standen allein, der damalige OB bremste das Thema erfolgreich aus. Das Scheitern des Konzepts Kultur oben, Käse unten ist inzwischen offenkundig. Aber da war ich schon mal. Das gehört auch zur Mühlehof-Geschichte: die immer wiederkehrenden gleichen Diskussionen. Machen wir endlich mal einen Schnitt!

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