Von der Wehmut und dem großen Warten




Der Mühlehof: Fällt er schon?

Naht das Ende der unendlichen lokalen Geschichte? Bleibt der Mühlehof, bleibt er nicht? Weil der Brandschutz nach den aktuellen Vorschriften höchst unvollkommen ist, wird Mitte Januar die letzte Veranstaltung im kulturellen Teil stattfinden. Dann ist oben Schluss. Im Erdgeschoss dagegen bleibt die Büronutzung, weil der Fluchtweg direkt ins Freie führt. Brandschutztechnisch auf der Höhe ist das Bürgerbüro im ersten Stock des Mühlehofs, sagt die  Stadtverwaltung. Wie geht's weiter? Der Abriss ist mehrheitlich vom Gemeinderat schon beschlossen, Pläne für ein Einkaufszentrum als Nachfolgegebäude auf dem Areal liegen vor, der Investor sucht Mieter. Wie der Stand ist? Bleibt's bei Drogerie Müller als Ankermieter oder wird ein anderer an den Erlenbach gezogen? Die Antwort weiß, wenn nicht der Wind, so doch der Investor, auf jeden Fall nicht der Gemeinderat. Spekuliert wird viel. Heute fragte die Lokalzeitung bei OB Frank Schneider nach, der unter anderem antwortete: "Sicherheit besteht erst dann, wenn unterschriebene Mietverträge vorliegen, was derzeit noch nicht der Fall ist. Dessen ungeachtet glaube ich daran, dass die Investoren attraktive Mieter finden. Namen kann ich nicht nennen, da ich nicht in die Vertragsverhandlungen eingebunden bin." Ende Januar/Anfang Februar 2016 soll es zum Schwur kommen. 

Ich sagte im Dezember in meiner Haushaltsrede vor dem Gemeinderat: "Was die Zukunft des Mühlehofs angeht, so warten wir ab, ob die Unterschriften der Handelsbetriebe auch geleistet werden, die notwendig sind, um das geplante Einkaufszentrum, verwirklichen zu können, das nach dem Abbruch des Mühlehofs auf der Fläche entstehen soll. Bis in den ersten Wochen des neuen Jahres werden wir Klarheit haben. Solange warten wir  ab. Jetzt kommt es nach den seit 2005 immer wieder unternommenen und durchweg gescheiterten Versuchen einer Lösung durch Sanierung oder Neubau auf wenige Wochen nicht mehr an. Zu all dem kamen noch die verschärften Vorschriften über den Brandschutz hinzu. Solange formulieren wir: Für den Fall, dass der Mühlehof abgebrochen wird…" 

Alternativ wäre jedenfalls nach einem Abbruch die Nutzung der Fläche für eine neue Kultur- oder Stadthalle. Oder was kommt (an diesem oder einem anderen Standort) an Stelle des Mühlehofs in puncto Kultur und Veranstaltungen? Peter Wallinger, Dirigent und Kulturaktivist, formulierte jüngst differenziert: "Vielfalt – entsprechend den unterschiedlichen kulturellen Bedürfnissen. Warum nicht ein dezentrales, aber gut vernetztes Kulturangebot an ausgesuchten Veranstaltungsorten, die ja teilweise schon existieren? Die Zeiten repräsentativer und oft überdimensionierter ,Kulturtempel' sind vorbei." 
Meine Meinung: Wir brauchen eine neue Stadthalle, weil sich schon jetzt andeutet, dass manche Veranstaltungen sonst ins Umland abwandern. Allerdings zeigen die Erfahrungen in der Heinzelmannhalle während der Gartenschau: Nicht immer sind eine großartige Bühne, holzgetäfelte Wände  und Parkettboden notwendig, um Kultur genießen zu können - manchmal reicht auch ein Betonboden. Die Zeit der großen Theatermieten ist vorbei, Kultur verändert sich. Kleinkunst im Jugendhaus und auf der Burg, Kulturangebote in Enzgärten und Uhlandbau - neben einer neuen Stadthalle, weil diese mehr Zwecken nutzen muss. 

Doch zurück. Zunächst ist Geduld angesagt und viel Wehmut bei den letzten Veranstaltungen. Auch Abrissbefürworter wie ich fällt der Abschied nicht leicht. Und wenn es nur um die Sanierung der Kultursäle ginge, man würde es tun. Doch der Mühlehof besteht zu zwei Dritteln aus einem weitgehend leeren gewerblichen Teil, den niemand will angesichts der Kosten für Sanierung und Brandschutz. Wer glaubt, die Stadt hätte nur suchen müssen ... Wenn es schon seine Zeit dauert, Mieter für einen (kostengünstigeren) Neubau zu gewinnen! Politik beginnt beim Betrachten der Wirklichkeit, sagte Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel. Die Wirklichkeit heißt: Das Konzept von Kultur und Handel in einem Objekt ist gescheitert. Das war schon vor Jahren zu erkennen. Nur machten viele die Augen zu. Trotzdem: Wehmut bleibt, weil der Kupfer-Kasten zu Mühlackers jüngerer Geschichte gehört. Man hatte sich an ihn gewöhnt. Fast hätte ich es aber vergessen - für den Fall, dass der Mühlehof abgebrochen wird… 

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