Planlos

Lebendig zu ging es bei der Bürgerversammlung der Stadt Mühlacker in Lienzingen. So gut besucht war ein solcher Termin in dem Stadtteil schon lange nicht mehr. Die Verwaltungsspitze arbeitete die Themen ab - von der Ortskernsanierung bis zum 1250-Jahr-Jubiläum. Sie zeigte Pläne von der Gestaltung des Keltervorplatzes, informierte über einen Auftrag für eine Konzeption zum Hochwasserschutz an Schmie und Scherbentalbach, wartete auf Kommentare zur Absicht, Verwaltungsaußenstelle und Kinderbücherei in die Grundschule zu verlagern und das historische Rathaus als Außenstelle des Heimatmuseums Mühlacker zu nutzen. Es tut sich einiges in Lienzingen. Bei aller Zufriedenheit gab es aber auch Feuer, zuerst wegen der Parkplatznot im Bereich Kirchenburg/Dorfkern und dann wegen des Verfahrens für ein Naturschutzgebiet Ziegelhäule, das beim Regierungspräsidium Karlsruhe läuft. Und da fiel das Stichwort, das der OB so sehr scheute und das nicht auf der Tagesordnung stand: "Hart", seit kurzem in der Diskussion um ein neues Gewerbegebiet als Alternative zum Sprung über die B 10 im Gespräch. Hirnrissig sei es, in der Nähe einer Wohnsiedlung ein Gewerbe- und Industriegebiet zu planen, so ein Bürger. Nichts sei entschieden, wollte OB Frank Schneider  beruhigen, was ihm aber nicht gelang. Sein Versuch, das Thema zu verdrängen und auf die Bürgerversammlung am 15. April (19 Uhr, Uhlandbau) zu verweisen, scheiterte. Dass die Verwaltung nicht einmal einen Plan mit den Ausmaßen eines Gewerbestandortes "Hart" an die Leinwand werfen ließ (obwohl es seit Monaten einen gibt), war Zeichen des offenkundigen Bemühens, die Leute lieber über Hundekacke reden zu lassen. Das ist bewusste Nicht-Informationspolitik. Oder wortwörtliche Planlosigkeit.
Doch die Lienzinger machten die Ablehnung dieser Pläne trotzdem deutlich. "Hart" ist der einzige der diskutierten Standorte in Wohngebietsnähe, direkt vor der Lienzinger Haustür. Ich habe noch vor der Bürgerversammlung eine Gemeinderatsanfrage bei der Verwaltung gestellt. Ich will wissen, ob sie die Wohngebietsnähe als K.o.-Kriterium für einen eventuellen Gewerbegebietsstandort sieht. Wenn nicht, so ist zu fragen, weshalb andere Standorte in Wohngebietsnähe - etwa an der B 10 in der Kernstadt - von vorneherein ausgeschlossen worden sind. Zweierlei Maß? Holpriger Abwägungsprozess? Mal schauen, was mir der OB antwortet. Jedenfalls - und was zeigte auch ein Diskussionsbeitrag bei der Lienzinger Bürgerversammlung - ist der Kreis derjenigen, die grundsätzlich den Bedarf für ein neues Gewerbe- und Industriegebiet in Zweifel ziehen, größer geworden. Mit dem wundersamen Versuch, die Hart wieder ins Rennen zu bringen, taten sich einige Kommunalpolitiker jedenfalls keinen Gefallen. In Lienzingen fehlte aber auch nicht das Ja zum Sprung über die B 10.

Eine zweistündige Bürgerversammlung, besucht auch von jungen Leuten, das zeigt: Lienzingen ist aktiv! 

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