Nicht alles über Amazon & Co

Seit Sommer 2014 liegt das 111-seitige Papier vor: Der Entwurf des Gutachtens für ein Einzelhandelskonzept für die Stadt Mühlacker, erarbeitet vom Büro Acocella aus Lörrach. Ob uns das vorliegende Einzelhandelskonzept in der Sache weiterbringt, ist eher fraglich. Dass es an zwei Stellen heißt: „Dürrmenz und Vaihingen“ statt „Dürrmenz und Mühlacker“ lässt auf Copy  & Paste schließen und schränkt die Glaubwürdigkeit ein. Schon jetzt klaffen die Aussagen des Gutachters zum Mühlehofareal und das Angebot eines Investors für diesen Bereich auseinander. Trotzdem: Deshalb blogge ich dazu nicht. Mir geht es um einen anderen Punkt, denn in dem Paper steht nichts zum Online-Handel und dessen Auswirkungen auf den lokalen Bedarf an Verkaufsflächen. Wir erfahren, dass die Kaufkraft Mühlackers 2013 bei 132,9 Millionen Euro lag, also die Summe des Geldes, das den in unserer Stadt lebenden Menschen zur Verfügung steht. Diese Summe könne bis 2015 in der unteren Variante um drei, in der oberen um 10,2 Prozent wachsen. Je nach den Annahmen, was die Bevölkerungszahlen betrifft. Derzeit haben laut Gutachter 156 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von 44.650 Quadratmeter einen Umsatz von 159,4 Millionen Euro - es kommen Euro von außerhalb in die  Stadt, es fließen auch welche ab. Und der Online-Handel?

Infografik: Deutsche kaufen mehr Lebensmittel im Netz | Statista"
Da gibt es eine ganz neue Untersuchung der Europäischen Union (EU). Demnach liegen die Deutschen beim Online-Shopping liegen mit 80 Prozent der 16 bis 74 Jährigen weit über dem EU-Durchschnitt von 63 Prozent. Wie schlagen sich solche Zahlen in dem Einzelhandelsgutachten für Mühlacker nieder? Nicht! Dabei gibt es inzwischen auch Zahlen für den Online-Handel bei Lebensmitteln. Die Zahl der Deutschen, die Lebensmittel im Netz kaufen, nimmt laut einer Studie von A.T. Kearney zu (siehe Grafik). Demnach hat 2014 mehr als jeder Dritte Lebensmittel im Internet bestellt. Ein Jahr zuvor waren es 27 Prozent. Sechs Prozent der Befragten gaben an, monatlich oder öfter, Lebensmittel online zu kaufen. Auch wenn der Onlinelebensmittelhandel nach Aussagen der Fachleute ein Nischenmarkt bleibt - wie ist mit ihm in einem Einzelhandelskonzept umzugehen? Aber interessant ist, wie Bürgermeister reagieren, wenn der Online-Handel betrachtet wird, so wie es in dem vom Regionalverband Nordschwarzwald in Auftrag gegebenen praxisorientierten Einzelhandelskonzept für die Region vom Gutachter, der Imakomm Akademie in Aalen, vorgesehen ist. Da haben die Kommunen plötzlich Angst vor einem Online-Abschlag bei der Berechnung des Verkaufsflächenbedarfs.


Augen zu als Konzept? Nein! Der Online-Handel und seine Auswirkungen auf den Einzelhandel vor Ort muss in die Überlegungen einbezogen werden. Die Online-Lage ist jedoch differenziert zu betrachten  - denn schon manche Einzelhändler in Mühlacker gehen mit der Zeit, lassen via Internet bestellen und liefern dann ganz real aus. So dass nicht alle über Amazon & Co läuft. 


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