Der Ehrenhain



Der Ehrenhain auf dem Lienzinger Friedhof.

Exkursion in die Heimatgeschichte: Was hat es eigentlich mit den drei Ehrengräbern auf dem Lienzinger Friedhof auf sich? Sie liegen nebeneinander in der nordwestlichen Ecke des alten Teils. Das Stadtarchiv Mühlacker ist eine gute Quelle, um Antwort auf diese Frage zu erhalten, zumal das Heimatbuch von 1970 [Friedrich Wissmann: Lienzingen] in diesem Punkt nicht ergiebig ist.
Die Soldatengräber sind auf Dauer zu erhalten und von der Gemeinde zu pflegen, wenn sich keine Angehörigen darum kümmern, ist im Gräbergesetz vom 1. Juli 1965 (Bundesgesetzblatt I, Seite 589) geregelt, letzte Bestätigung erfolgte 1973. Es gibt im Archiv eine Akte über die Zuständigkeit für die Pflege, die erst 1961 einsetzt, aber eine Liste von 1948 enthält. Dort sind als Ehrengräber nur die von Emil Mamber und Hans Knaupp genannt. Wilhelm Straub taucht in dieser Akte, die bis 1976 läuft, gar nicht auf, ist aber in einer anderen Akte als Gefallener genannt. Vielleicht ist er erst später umgebettet worden? Interessanterweise wird als von der Gemeinde zu pflegendes Grab noch das eines russischen Zwangsarbeiters genannt, der 1947 Selbstmord begangen hat.


Was geben die Akten des Stadtarchivs über die Personen her?

Der aus Lienzingen stammende Emil Mamber ist 1942 im Lazarett Memmingen gestorben - er liegt zwar im Ehrenhain, aber noch 1968 kümmerten sich Angehörige um das Grab, so dass er nicht auf der Liste der von der Gemeinde zu unterhaltenden Gräber von 1968 auftaucht

Hans Knaupp stammte aus Bonn, ist als Soldat aber beim Einmarsch der Alliierten bei Lienzingen gefallen. Sein Grab ist deshalb von der Gemeinde zu unterhalten.

Wilhelm Straub: Hier stimmt das auf dem Kreuz angegebene Todesjahr nicht. Wilhelm Adolf Straub mit Geburtsdatum 31. Dezember 1902 ist laut Familien-Register Lienzingen Band 2 Blatt 168 am 22. April 1947 in Maulbronn gestorben - auf dem Kreuz steht 1942. Er taucht nach Recherche des Stadtarchivs auch in der Gefallenenliste von Lienzingen mit Todesdatum 1947 auf, allerdings ist er in der Liste der Ehrengräber weder 1948 noch 1968 genannt.

Freilich: Der Zustand des Ehrenhains ist bescheiden. (Zitat eines Bürgers: „Auch dies ist eine Schande, wie mit Ehrengräbern umgegangen wird. Was denken die Leute, welche die Konzerte besuchen und von überall herkommen? Ich frage mich; wie das gehen soll. Einerseits eine Gartenschau, andererseits lässt die Pflege in Lienzingen - auch in anderen Stadtteilen? - zu wünschen übrig.") Seirt fast einem Jahr ist der Zustand des Ehrenhains  Inhalt von inzwischen vier meiner Anfragen an die Stadtverwaltung. In einer Antwort vom Mai 2013 heißt es: "Die drei Ehrengräber müssen beibehalten werden. Es ist vorgesehen, die Einfassungen zu entfernen und eine zusammenhängende Bepflanzung unter den drei Kreuzen herzustellen."

Bis heute jedenfalls ist nichts geschehen.




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