Das Gedächtnis der Stadt



Stadträtin Erika Langner mit "ihren" Fotos aus dem Stadtarchiv

Nichts geht über das Original, sagte Marlis Lippik, Leiterin des Stadtarchivs, beim Lokaltermin der CDU-Gemeinderatsfraktion im ersten Untergeschoss des Rathauses. Daran ändere auch die Digitalisierung von Dokumenten nichts. Eine ganz andere Gefahr sieht Lippik: Daten, die es lediglich in digitaler Form gibt, weil sie nur auf elektronischem Weg ausgetauscht werden, drohen verloren zu gehen und damit ein Teil des Stadtgedächtnisses, wenn es nicht gelinge, Lösungen zu finden. An solchen Lösungen werde landesweit gearbeitet. Neue Anforderungen stelle auch das Internet, dessen Inhalte häufig nicht gedruckt vorliegen.

Den Anstoß für den Besuch von Stadträten und Mitgliedern des Vorstandes der CDU Mühlacker gab das kürzlich erschienene und von Lippik mitverfasste Buch über Angebote, Aufgaben und Leistungen der Stadtarchive in Baden-Württemberg.

Es waren auch Zahlen, die die Christdemokraten beeindruckten: 780 laufende Meter Akten, darunter 340 laufende Meter aus den Stadtteilen, sowie 126 Zeitungsbände, rund 51000 Fotos auf Papier und 7000 digital, außerdem 2700 Plakate, zudem 1500 Karten und Pläne. Marlis Lippik, einzige hauptamtliche Kraft des Archivs, stützt sich auf fünf ehrenamtliche Mitarbeiterinnen. Die Stadträte interessierten sich sowohl für die personelle als auch für die räumliche Ausstattung. Die Archivleiterin ermunterte die lokalen Fraktionen und Parteien, ältere Unterlagen aus der Alltagsarbeit dem Archiv zur Verfügung zu stellen, damit sie auf Dauer gesichert und für die lokalhistorische Forschung erschlossen werden können. So befindet sich in den Beständen das Protokollbuch der Mühlacker Gruppe der Deutschen Partei aus der Weimarer Zeit.

Besonderes Interesse fanden auch Unikate wie das schwere Güter-, Inventar- und Teilungsverzeichnis für Mühlhausen, das ab 1640 geführt wurde, oder eine Originalurkunde des Württembergischen Herzogs aus dem Jahr 1758 zugunsten einer Spendensammlung der Waldenser. Es waren aber auch Informationen über die Notwendigkeit von Aktenplänen, die vorgeben, nach welchem System eine Verwaltung ihre Akten führen sollte, damit die Übernahme ins Archiv erleichtert wird. Bisher sei es ihr nicht gelungen, diese bei der Stadtverwaltung umzusetzen, meinte sie mit einem Schmunzeln. Genutzt werde das Archiv nicht nur von der Verwaltung, sondern zunehmend auch von interessierten Bürgern – wenn es zum Beispiel um die Frage geht, ob für eine bestimmte Straße schon Erschließungsbeiträge bezahlt worden sind. Zur Abgrenzung von Stockwerkseigentum seien Güterbücher hilfreich.

Marlis Lippik, bei der auch die Federführung der stadtgeschichtlichen Buchreihe und der Ortsbücher liegt, zeigte an Beispielen die Vielfalt der Bestände und wie das Archiv Dienstleister für die Bürger ist. Die Suche auf der städtischen Homepage endet aber im Nichts, wenn das Stadtarchiv gesucht wird - alle Einrichtungen wie Museum, Bücherei und VHS werden vorgestellt, nur das Gedächtnis der Stadt nicht.  


Marlis Lippik (Zweite von rechts) informiert über die Bestände des Stadtarchivs - dazu gehört eine Schallplatte, auf der der Trommler- und Pfeiferkorps Mühlacker zu hören ist


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