Seit 2006 steht an der Stuttgarter Straße in Mühlacker eine Messstelle für
Feinstaub (PM 10). Weil nach den Vorgaben der Europäischen Union die Grenzwerte nur an maximal 35 Tagen im Jahr übertroffen werden dürfen, muss gehandelt werden, wenn dieses Limit durchbrochen wird. Da dies zunächst der Fall war,
ordnete das Regierungspräsidium Karlsruhe zum 1. Januar 2009 eine Umweltzone an, die aber nur einen Teil der Innenstadt umfasst und deshalb
im Gemeinderat umstritten war. Zunächst durften nur Fahrzeuge mit roter, gelber und grüner Plakette einfahren. Mit Inkrafttreten der Stufe 3 zum 1. Januar 2013 müssen alle Stinker draußen bleiben - nur Fahrzeuge haben freie Fahrt, die eine grüne Plakette haben. Soweit die Geschichte. Jetzt legte das
Verkehrsministerium Baden-Württemberg die Werte für alle Messstellen im Land für 2012 vor. Und siehe da: Durchgehend ging die Zahl der Tage mit Überschreitungen zurück. Die
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) nennt auch meteorologische Gründe für die Reduzierungen. Das Verkehrsministerium unter Winfried Hermann (Grüne) sieht die bessere Luft eher als Ergebnis der Umweltzonen und unterscheidet sich damit nicht von den Aussagen des Ministeriums zu Zeiten als Tanja Gönner (CDU) Umwelt- und Verkehrsministerin war. Wer sich die Entwicklung in Mühlacker anschaut, dem muss ein einheitliches Urteil schwer fallen. Differenzierter fällt die Bewertung des
Umweltbundesamtes aus. Weshalb die Schwankungen? 2010 wurde das Limit an 36 Tagen übertroffen, obwohl die Umweltzone schon wirksam war. In den beiden Jahren zuvor blieben die Zahlen weit hinter der kritischen Zone zurück. Am niedrigsten ist die Zahl 2012 mit 20 gewesen - auch landesweit. Wenn die Umweltzone wirkt, ist sie eine gute Sache. Nur: Wo ist der hieb- und stichfeste Beleg bei dieser Berg- und Talfahrt der Werte? Das ist der Hintergrund dafür, dass sich manche Leute immer wieder ärgern, weil sie drausen bleiben müssen aus der Zone. Jetzt war dies wieder Anlass für eine Anfrage im Landtag:
15_2846.pdf
Die LUBW liefert aber noch weitere Daten: Der Jahresmittelwert bei Feinstaub in der Stuttgarter Straße blieb mit 28 Mikrogramm pro Kubikmeter unter dem Grenzwert. Nicht so bei Stickstoffdioxid (NO2): Mit 61 Mikrogramm je Kubikmeter im Jahresmittel übertraf die Station 2012 den erlaubten Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Doch schon ein Jahr vor der Einführung der Umweltzone lag der NO2-Wert bereits bei 61 Mikrogramm. Meine Schlussfolgerung: Die Stadt muss darauf drängen, dass die Wriksamkeit dieser Umweltzone genauer untersucht wird. Ein Placebo hilft der Gesundheit der Menschen nicht, politische Erfolgsmeldungen als Nachweis der Wirksamkeit sind mir zuwenig. Bis jetzt ist der Zweifel an diesen kleinteiligen Zonen deren ständiger Begleiter.
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